Sieling zum Terror: „Schockiert und unendlich traurig“

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Bürgermeister Carsten Sieling (Foto: WR)

In Paris sind bei den Anschlägen, zu denen sich die Terrororganisation IS bekannte, mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen. Bremen ist bestürzt: Der Bürgermeister findet deutliche Worte, auch die Islamische Religionsgemeinschaft verurteilt die Attentate. Die Bürgerschaft öffnet am Sonntag zum Trauern. Die Gefährdungslage in der Hansestadt hat sich laut Polizei aber nicht verändert.


Bürgermeister Dr. Carsten Sieling spricht ganz Frankreich das Mitgefühl Bremens und des Bremer Senats aus: „Ich bin schockiert und unendlich traurig. Diese barbarische Tat ist ein Angriff auf die Grundwerte unserer Demokratie, ein Angriff auf die gesamte freie Welt“, erklärt Sieling am Sonnabendmittag.

„Es ist unfassbar und erschüttert uns tief, dass Paris zum zweiten Mal innerhalb so kurzer Zeit Opfer derart feiger terroristischer Gewalt wird. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden unseren französischen Freunden. In Gedanken sind wir bei den Angehörigen der vielen Opfer dieser verabscheuungswürdigen Tat.“

Bürgerschaft öffnet am Sonntag für Anteilnahme

Die Bremische Bürgerschaft öffnet am Sonntag ihre Türen: Ab 16.30 Uhr können die Menschen sich dort in ein Kondolenzbuch eintragen. Bürgerschaftspräsident Christian Weber und Philippe Wellnitz, Direktor des Instituts français in Bremen, werden dabei sein. Ein Mikrophon wird aufgestellt, an dem sich Bürger öffentlich äußern können.

Die Polizei mahnt unterdessen zur Besonnenheit: Bevor man nicht richtig wisse, wem die Anschläge in Paris genau zuzuordnen seien, könne man noch keine Schlüsse für die künftige Gefährdung in Deutschland ziehen, sagt ein Sprecher der Polizei unter Berufung auf das Bundeskriminalamt. Man müsse die Ermittlungen abwarten, um zu wissen, welche Maßnahmen es von französischen Sicherheitsbehörden gegeben habe.

„Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren“

Die Polizei geht davon aus, dass die Bremer sich momentan keine Sorgen machen müssen, wenn sie hier Großveranstaltungen, wie den Weihnachtsmarkt oder Spiele des SV Werder besuchen wollten.

Im Bremer Innenressort wird am Sonnabend die Lage analysiert. Jedes Bundesland prüfe derzeit die eigene Gefährdungslage, sagte ein Teilnehmer. Die Erkenntnisse aus Bremen sollen dann auf europäischer Ebene ausgewertet werden. „Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren. Aber das Konfliktpotenzial in Bremen ist höher als andernorts“, so der Beamte mit Blick auf die bekannten Salafisten in der Hansestadt.

Bremer Honorarkonsulin ist erschüttert

Erschüttert zeigte sich Frankreichs Honorarkonsulin in Bremen, Dominique Wehrmann, von den Terrorangriffen: „Ich bin schockiert und entsetzt. Ich muss ständig an unsere Landsleute denken. Das ist eine unglaubliche Tat.“ Sie habe nach den ersten Meldungen die Nachrichten verfolgt, und es herrsche Ausnahmezustand.

Wehrmann bedankt sich ausdrücklich für die Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese habe große Verbundenheit mit Frankreich ausgedrückt.

Islamische Religionsgemeinschaft verurteilt Anschläge

Die Schura Bremen, der Rat der Islamischen Religionsgemeinschaften, spricht dem französischen Volk das Beileid aus. In einer Erklärung der Schura heißt es: „Mit Entsetzen haben wir in der Nacht die feigen Anschläge in Paris verfolgt. Wir sind erschüttert über dieses barbarische Verbrechen an der Menschlichkeit.“

Das Ziel dieser Anschläge sei, Angst, Hass und Spaltung in der Welt zu verbreiten.
„Gerade jetzt müssen wir gemeinsam in Europa und in der Welt, Hand in Hand für Menschlichkeit und gegen jegliche Form von Terror stehen. Wir dürfen uns nicht gegeneinander und gegen Minderheiten aufhetzen lassen. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der gestrigen Opfer und den Verletzten.“

„Es gibt eine latente Gefährdungslage“

Die Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag (SPD) aus Delmenhorst ist Mitglied im Innenausschuss des Bundestages. Sie sagt: „Gedanken über mögliche Anschläge bei uns mussten wir uns schon die ganze Zeit machen. Es gibt eine latente Gefährdungslage.“

Man solle jetzt nicht in Aufregung verfallen und denken, dass es „jeden Moment an jeder Ecke passieren kann“. Die Vorfälle in Paris müssten analysiert werden, und diese Informationen sollten dazu dienen, das Anschlagsrisiko zu minimieren.

Mittag: „Um Anschläge zu verhindern sind wir darauf angewiesen, dass unsere Sicherheitsbehörden gute Vorinformationen besitzen. Die Diskussion ob die Vernetzung und die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung ausreichen hatten wir auch schon nach den Anschlägen von Madrid und London. 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Wenn wir Maßnahmen diskutieren ist das immer eine Abwägung zwischen Freiheit und Risiko.“

Laura Bohlmann, Florian Hanauer und Robert Lürssen

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