Zahl der Fahrradunfälle in Bremen steigt deutlich

Von
Radfahrer am Utbremer Kreisel
Radfahrer am Utbremer Kreisel. Foto: Schlie

In Bremen steigt die Zahl der Fahrradunfälle: 1644 Unfälle mit Radfahrern weist die neue Verkehrsunfallstatistik aus. Das ist ein dramatischer Anstieg zum Vorjahr. Jeden Tag passieren damit in der Hansestadt vier bis fünf solcher Unfälle.


„Wir erhalten häufig die Anfragen von älteren Menschen mit und auch ohne Gehhilfen, ob wir nicht mehr gegen die sehr oft rücksichtslosen Fahrradfahrer tun könnten“, sagt Gerd Feller, Vorsitzender der Seniorenvertretung Bremen.

Er selbst gehört auch zu den Leidtragenden: „Mich hätte kürzlich beinahe ein Radfahrer angefahren, als ich das Tivolihochhaus verließ. Der fuhr mit einem Affenzahn auf dem Gehweg unter der Arkade dicht an der Hauswand entlang.“

Katja Obst kennt solche Situation. Die 24-Jährige ist mit  ihrem Kinderwagen samt Tochter vor allem auf den Fußwegen in Walle und der Innenstadt unterwegs. „Häufig werde ich massiv angeklingelt, damit ich Platz mache. Passiert das nicht, schneiden mich die Radfahrer scharf, rempeln mich sogar an. Neulich hat mich einer an der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof fast umgefahren. Es gibt immer mehr rüpelhafte Radfahrer.“

Führende Stellung bei Aggressivität im Straßenverkehr

In der Verkehrsunfallstatistik, die Innensenator Ulrich Mäurer  (SPD) in der kommenden Woche vorstellen wird, wurden für 2014 in Bremen 1.644 Fahrradunfälle gezählt, deutlich mehr als noch 2013 (1.146). Das sind täglich vier bis fünf Unfälle. Dabei wurden 1.127 Radler leicht und 164 schwer verletzt. In vier Fällen endeten die Unfälle tödlich.

„Ich glaube, dass wir in Europa eine führende Stellung an Aggressivität im Straßenverkehr einnehmen“, sagt Jens Rezewski, Leiter der Verkehrsabteilung der Bremer Polizei. Dabei seien die Radler an der Hälfte der Unfälle selbst Schuld. Häufige Fehler: Alkohol und Drogen,  Fahren auf der falschen Fahrbahnseite oder dem Gehweg und Rotlichtverstöße.

„Radfahrer haben überhaupt keine Lust, an der roten Ampel stehen zu bleiben. Sie richten sich vielmehr danach, ob der Verkehr gerade läuft oder nicht“, so Rezewski. Damit machen manche Pedaltreter nicht nur Fußgängern, sondern auch Autofahrern das Leben schwer.

ADAC fordert zu Rücksichtnahme auf

„Wir alle müssen vermehrt aufeinander Rücksicht nehmen. Wenn ich mit dem Rad beispielsweise durch die Humboldtstraße fahre, bin ich schweißgebadet, weil es aggressive, rücksichtslose  Verkehrsteilnehmer gibt. Obwohl sie im Unrecht sind, zeigen sie  – wenn sie darauf angesprochen werden – auch noch den Mittelfinger“, sagt Nils Linge vom ADAC.

Rainer Hamann vom ADFC betont Gemeinsamkeiten: Der ADFC weist alle Verkehrssteilnehmer auf gegenseitige Rücksichtnahme hin. Der Radverkehr soll vermehrt auf der Fahrbahn stattfinden, um Konflikte mit Fußgängern zu vermeiden.“

Viel mehr Bremer fahren Rad

In den vergangenen acht Jahren hat sich die Zahl der Fahrradfahrer in Bremen verdoppelt. Laut Statistik der Wirtschaftförderung Bremen ist die Hansestadt im Europa-Vergleich eine Fahrradhochburg, liegt auf Platz 3. 
Mehr als 80 Prozent aller Haushalte besitzen demnach ein Fahrrad. Im Durchschnitt legt jeder Bremer am Tag 3,2 Kilometer mit dem Rad zurück.

Annette Kemp

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner