Junge Flüchtlinge: Stromer Hotel soll bald geschlossen werden

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Das Europa Hotel in Strom.                                      Foto: Schlie

Seit Monaten werden im Stromer Europa Hotel auch junge, kriminelle Flüchtlinge untergebracht. Sie werden dort lediglich ambulant versorgt, obwohl sie Kandidaten für eine geschlossene Einrichtung wären. Jetzt hat sich erneut ein schwerer Zwischenfall ereignet.

Ein 15-Jähriger Flüchtling rastete jüngst im Europa Hotel aus. Randalierend war er in der Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge so brutal gegen das Personal vorgegangen, dass dieses sich bis zum Eintreffen der Polizei verbarrikadieren musste. Dies ist nur einer von etlichen Vorfällen, die sich während der vergangenen Monate im Umfeld des Stromer Hotels ereigneten.

Seit gut einem Dreivierteljahr reißt die Kritik an der Praxis des Sozialressorts, dort unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge unterzubringen, nicht ab. Im vergangenen Oktober hatte man sich mit dem Beirat darauf geeinigt, dort eine reguläre Einrichtung für junge Flüchtlinge zu etablieren. Allerdings nur für solche, die  weder „auffällig“ noch „kriminell“ sind. Zweifel an der „Zuverlässigkeit“ des Hoteleigentümers, die das Sozialressort nur einen Tag nach dem Beiratsbeschluss beschlichen,  ließen das Vorhaben jedoch scheitern.

Kriminelle, junge Flüchtlinge werden nach Strom „abgeschoben“

Doch das Europa steht seitdem nicht leer. Vielmehr war und ist es so, dass das Sozialressort dort fortlaufend junge Flüchtlinge unterbrachte und bringt. Und zwar auch genau solche, die aufgrund ihres kriminellen und gewalttätigen Verhaltens in allen anderen Bremer Unterkünften bereits Hausverbot hatten und haben. Diese Praxis wurde dem WESER REPORT mehrfach aus Kreisen der Casemanager berichtet.

Auch wenn das Sozialressort die Situation im Europa Hotel seit Monaten beenden will, wurde die Konzession des „unzuverlässigen“ Betreibers monatelang, Woche um Woche, verlängert.
Nachdem der für die ambulante Betreuung der Flüchtlinge im Europa zuständige Träger „Wolkenkratzer“ im April endgültig die Segel strich, übernahm dort Lothar Kannenberg das Ruder.

Er betreibt seit Monaten die „robuste“ Unterbringung für junge Flüchtlinge in Rekum. Bei den Verhandlungen zwischen Kannenberg und dem Sozialressort über die Art und Weise, wie das Hotel betrieben werden könne, sollen die Differenzen erheblich gewesen sein. Kannenberg: „Wir betreuen die Jugendlichen dort ambulant mit 20 Stunden pro Woche. Zusätzlich gibt es noch einen Sicherheitsdienst. Über kurz oder lang sollte das Europa Hotel geschlossen werden.“

„Die Unterbringung im Europa Hotel muss jetzt enden“

Stroms Ortsamtsleiter Wilfried Frerichs ist erboßt: „Die so genannte Betreuung wird seit Monaten so verstanden, dass man den Jugendlichen die Taschengelder auszahlt oder Arztbesuche organisiert. Echte Betreuung hat nie stattgefunden. Seit Monaten wird den Stromern versprochen, dass das Hotel geschlossen wird. Das letzte Mal Mitte März während einer öffentlichen Sitzung. Doch auf diese Ankündigungen folgen niemals Taten. Die wöchentlichen Polizeieinsätze tragen das ihrige dazu bei, dass die Situation vor Ort von vielen als unerträglich empfunden wird. Die Unterbringung im Europa Hotel muss jetzt enden.“

Ähnlich sieht es Jochen Kopelke, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft GDP: „Dieser Zustand ist nicht mehr hinnehmbar. Man kann solche extrem auffälligen Jungendlichen nicht an die Peripherie abschieben, sie dort mit wenigen Stunden Sozialarbeit versorgen und hoffen, dass das gut geht. Eine Messerstecherrei mit Todesfolge hatten wir bereits. Wir brauchen endlich eine geschlossene Einrichtung für kriminelle Jugendliche. Das würde die Polizei spürbar entlasten.“

„Die Polizei hat die falsche Blickrichtung“

„Das Hotel soll als Unterkunft so bald wie möglich aufgegeben werden. Für jeden einzelnen Jugendlichen suchen wir eine Alternative.  Für viele ist das schon gelungen“, erklärt Dr. Bernd Scheider, Sprecher des Sozialressorts. Er gibt zu bedenken: „Die Polizei hat die falsche Blickrichtung, wenn sie in Richtung Soziales schaut. Jugendliche, die Straftaten begehen, müssen nach dem Strafgesetzbuch behandelt werden.“

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