Skurrile Kunst – Werke von Friedrich Schröder-Sonnenstern in Bremen zu sehen.

Von
Achim Tischer, Leiter der Kulturambulanz, holte
die Ausstellung nach Bremen. Fotos: Kemp/pv

Skurril, faszinierend, welt­bekannt  und umstritten sind die  Werke von Friedrich Schröder-Sonnenstern,         ein Künstler mit Psychiatrie­erfahrungen. Bis 30. August erfahren Ausstellungs­besucher der Galerie im Park auf dem Gelände des Klinikums Ost mehr über ihn und seine ungewöhnliche Kunst.

„Ich bin Maler, Dichter, Schriftsteller und Komponist. Ich bin Tiefenpsychologe. Ich bin ein altes Arschloch und praktiziere die schönsten und ekligsten Bilder der Welt“, sagte Schröder-Sonnenstern 1967 über sich selbst und traf damit ins Schwarze. Zu der Zeit verkauften sich seine Werke exzellent, gingen für mehrere zehntausend D-Mark über den Ladentisch. Dabei war er an Geld nicht wirklich in­teres­siert.

40.000 DM aus dem Fenster geworfen

Friedrich Schröder-
Sonnenstern

„Ein Bild hatte er einem Galeristen nach zähen Verhandlungen für 40.000 Mark verkauft, um das Geld danach buchstäblich aus dem Fenster zu werfen“, gibt ­Achim Tischer, Leiter der Kultur-Ambulanz, eine der vielen Anekdoten zum Besten.

Der 1982 im Alter von 90 Jahren gestorbene Künstler, der sich auch als „dreifacher Weltmeister aller Künste“ sah, lässt sich nicht in eine Schublade packen. Seine häufig erotisch gemeinten Bilder – mit Phallus-Symbolen, grotesken Kombinationen aus Worten und Fabelwesen, eklige sowie faszinierenden Farbgebungen – sorgen seit 1949 für Aufsehen in der internationalen Kunstwelt.

Für die einen ist er der größte in Deutschland lebende Maler, für die anderen ein schizophrener Sonderfall. „Ich halte ihn für einzigartig. Ich bin in den 1950er Jahren aufgewachsen und habe seine Werke als Befreiung von Konventionen und den Muff der Adenauer-Zeit empfunden“, sagt der Bremer Sammler Volker Schmidt.

Berühmt, vergessen, wiederentdeckt

In den 70er Jahren wendet sich der Kunsthandel von Schröder-Sonnenstern ab, nachdem Fälschungen und unkontrollierte Vervielfältigungen seiner Vor­lagen den Markt überschwemmt hatten. Erst mit der 55. Biennale in Venedig 2013 rückt das Werk  von „Friedrich, dem Einzigen“ wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.     

Der Zauberfrosch

Erstmalig nach über vier Jahrzehnten ist in der Galerie im Park wieder eine Museumsausstellung mit Arbeiten des ebenso fas­zinierenden wie umstrittenen Malers zu sehen. Tischer hatte die Sammlung von Köln nach Bremen geholt.

„Seine Bilder sind frei von fremden Einflüssen und kunsthistorischen Anleihen“, sagt Tischer. Zu sehen sind unter anderem die Werke „Der Zauberfrosch“ und der „Schwanenpuppentanz“.

In Fürhungen stellt unter anderem Kerstin Hornung den Künstler und den Menschen Friedrich Schröder-Sonnenstern vor, seine ungewöhnliche Biografie und seine Arbeiten. Aber nicht nur das. Die Gäste lernen bei einem Rundgang durch das Krankenhaus-Museum, das sich im selben Gebäude befindet, auch die Psychiatrie des frühen 20. Jahrhunderts kennen und andere „Phantastische Grenzgänger“ – so auch der Titel der Kombiführung.

Die nächsten Kombiführungen finden am 19. Juli und am 9. August, jeweils ab 16 Uhr, statt. Die Führung kostet 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, inklusive Eintritt. Die Ausstellung ist bis zum 30. August zu sehen.

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