Interview: Huchtings Ortsamtsleiter geht in den Ruhestand

Von
Uwe Martin
Foto: Schlie

Ortsamtsleiter Uwe Martin geht nach 16 Jahren im Beruf Ende Juni in den Ruhestand. Im Interview verrät der „Bremer Jung“, was er an Huchting schätzt und wie er sich seine Zukunft vorstellt.

Weser Report:  Herr Martin, Sie gehen nach 16 Jahren als Ortsamtsleiter in den Ruhestand. Wie ruhig wird es wirklich?

Uwe Martin: Ich glaube nicht, dass es ruhiger wird. Faul rum zu sitzen ist überhaupt nicht mein Ding. Ich werde auf jeden Fall jetzt länger frühstücken und in Ruhe die Zeitung lesen. Die lese ich im Moment abends, aber demnächst wird es morgens eine größere Teekanne geben und einfach gelesen. Naja und dann geht es los mit der ehrenamtlichen Arbeit. Bevor ich hier anfing, habe ich viel in diese Richtung gemacht, das werde ich jetzt wieder. Ich bin seit 35 Jahren im Kulturladen tätig, dort werde ich wieder mehr mitwirken und tiefer einsteigen. Oder ich könnte auch Fahrräder flicken am Wardamm – zu tun gibt es ja viel. Mal gucken, was sich so findet.

Also bleiben Sie dem Stadtteil erhalten?

Aber sicher. Ich werde auf jeden Fall weiter in Huchting aktiv sein. Einfach abhauen geht nicht. Ich würde am liebsten weiter machen.

Dann werden Sie Ihre Arbeit vermissen ?

Ich liebe diese Arbeit einfach, sie ist ein Glückstreffer und ich bin der Meinung, ich könnte sie auch weiter schaffen. Einen Job, wo man so frei und eigenständig arbeiten kann, und dann auch noch in so einem Stadtteil, das gibt es nicht nochmal.

Hat sich Huchting, seitdem Sie hierher kamen, verändert?

Ja, bevor ich Ortsamtsleiter war, ging die WiN-Diskussion gerade erst los. Als ich den Job dann hatte, konnte ich den Prozess von Anfang an mit entwickeln. Durch WiN hat sich der Zusammenhalt im Stadtteil noch weiter verstärkt. Das gemeinsame Herangehen an Themen und Bedarfe haben wir gemeinsam als WiN-AG entwickelt.

Sie haben sicherlich eine Herzensangelegenheit hier. Welche ist das?
Die Huchtinger sollten sich weiter auf die Binnenentwicklung konzentrieren. Die Bremer reden schon so lange über Binnenentwicklung, erschließen aber trotzdem immer weiter neue Randgebiete. Hier in Huchting klappt es gemeinsam mit der Gewoba ganz wunderbar: Die ersten Tarzan & Jane-Ergänzungsbauten sollen noch in diesem Jahr fertig werden. Es entstehen keine Erschließungsgebühren und Wohnraum kann sozialverträglich entstehen. Bevor Huchting sich daran macht, irgendwelche Grünbereiche zu betonieren, sollte man diese Entwicklung weiter verfolgen, weil sie eine echte Chance ist.

An was denken Sie gerne zurück?

Eines meiner Highlights hier war die Aktionata. Sechs Jahre lang haben wir immer wieder ein tolles Programm für Kinder und Jugendliche gemacht. Irgendwann konnten wir es aber nicht mehr leisten, es musste ja nebenbei organisiert werden. Beispielhaft war auch die Übernahme einer Schule durch die WiN-AG. Wir hatten eine Fortbildung zu interkultureller Kommunikation besucht und dachten uns, dass das auch was für Lehrer wäre. Also haben wir angeboten, die Schule für einen Tag zu übernehmen, damit das Personal zum Seminar kann. Alle haben mitgemacht und Unterricht gegeben. Das hat es auch nie wieder gegeben. Toll war auch der Bewegungstag. 800 Huchtinger haben mitgemacht und wollten gewinnen. So was geht nur in Huchting.

Im Stadtteil laufen derzeit mehrere Großprojekte, wie etwa der Neubau des Bürger- und Sozialzentrums. Fällt es Ihnen schwer, vor deren Beendigung gehen zu müssen?

Es fällt mir allgemein sehr schwer, gehen zu müssen. Ich hoffe, dass man mir nicht vorwirft, dass ich zum Beispiel vor der Straßenbahn fliehe. Die Verlängerung wird eine heiße Phase, wenn es erstmal los geht. Und es hat ja auch so viele Nachteile für Huchting. Beim Neubau des Bürger- und Sozialzentrums wäre ich gerne noch dabei. Es ist ein spannender Prozess, weil alle noch enger zusammen rutschen und sich weiter verzahnen.

Bei Ihnen liefen alle Fäden zusammen. Können Sie sich vorstellen, ihre Erfahrung weiterhin einzubringen und beispielsweise zu vermitteln?

Ich habe dann eine andere Position. Ich werde anders wahrgenommen und muss lernen, damit umzugehen. Ich bin dann nicht mehr Ortsamts­leiter. Auch wenn ich in der Stadtteilgruppe etwas sagen würde, hätte es einfach ein anderes Gewicht. Klar sollen andere von meinen Erfahrungen profitieren, das wünsche ich mir sogar. Was ich weiß, will ich gerne weiter einbringen, wo ich Drähte ziehen kann, ziehe ich auch. Ich denke aber, dass das weniger wird. Und irgendwann wird es mir nicht mehr ganz so schwer fallen, seltener nach Huchting zu kommen, aber auch das wird Jahre dauern.

Was wünschen Sie dem Stadtteil in Zukunft?

Ich wünsche mir, dass die Huchtinger weiter so gut zusammen halten wie bisher und weiterhin so gute Ideen entwickeln. Ich bin ein Bremer Jung und liebe meine Stadt. Ich kenne viele Stadtteile und bin mir sicher, dieser wird so aktiv bleiben. Deshalb will ich auch weiter mitmachen, weil ich es so toll finde. Außerdem wünsche ich mir noch, dass die Huchtiner weiterhin so gut mit den Menschen in den Übergangswohnheimen umgehen. Wir haben hier eines der ältesten im Stadtteil am Wardamm und es gab nie ein Problem. Auch das kommt nur durch den Zusammenhalt.

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