Die Rettung der Kogge ist gerettet

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Auf dem Oberdeck der Kogge wird derzeit alles demontiert,
was nicht niet- und nagelfest ist. Fotos: Meister

Die Sanierung der Kogge stand kurz vor dem Aus. Zu stark schienen die Schäden an dem gesunkenen Holzschiff. Jetzt steht fest: Die „Roland von Bremen“ kann doch wieder flott gemacht werden.
Die Behandlung mit Spezialharz, Gas und Mikrowellen macht es möglich. „Es stand Spitze auf Knopf. Fast hätten wir die ‚Roland von Bremen’ verfeuern müssen“, sagt Uwe Mühlmeyer, Initiator des Projekts vom Beschäftigungsträger bras e.V., in dessen Rahmen arbeitslose Menschen, die lange ohne Anstellung sind, wieder zu einem sozialver-sicherungspflichtigen Job verholfen werden soll.

Stärker beschädigt als angenommen

Kogge-Retter Veith arbeitet am Mastfundament

Als die ersten Arbeiten an dem vor anderthalb Jahren abgebuddelten Schiff im Frühjahr begannen, kam das ganze Ausmaß der Schäden zum Vorschein. Das Holz war viel stärker beschädigt als zunächst angenommen. Ursache: Hausschwammpilz, der als gefährlichster Gebäudezerstörer gilt. „Zwei erste  Gutachten hatten gar keinen oder nur leichten Pilzbefall attestiert“, so Mühlmeyer.

Doch jetzt ist eine Lösung gefunden. Das Holz wird nun ähnlich wie beim Plastinationsverfahren toter Körper (bekannt aus der umstrittenen Ausstellung „Körperwelten“) mit einem Spezialharz behandelt. Projektleiter André Stuckenbrok: „Der dringt in das Holz ein und verdrängt das Wasser, füllt entstandene Lücken auf und macht den Pilz unschädlich.“

Erster Schritt: Pilzbekämpfung mit Spezialharz

Darauf basierend gibt es jetzt auch einen neuen Sanierungsplan. Stuckenbrok: „Als erstes kommt die Pilzbekämpfung dran. Dafür wird alles abgebaut, was nicht niet- und nagelfest ist und alle Anstriche entfernt.“ Neben Epoxidharz setzt der gelernte Tischler auch Gas und Mikrowellen-Technologie ein: „15 Minuten bei 70 Grad und der Pilz ist hin.“

Danach folgt die Instandsetzung des Außenaufbaus. „Dabei arbeiten wir zusätzlich mit Glasgewebe. Eventuelle Löcher und Lücken werden mit Polymerbeton aufgefüllt. Mittlerweile arbeiten elf Langzeitarbeitslose daran, dass das Bremer Wahrzeichen wieder an die Schlachte kommt.

2017 wieder an der Schlachte

Stuckenbrok, der große Stücke auf seine Crew hält: „Ich habe noch nie eine so motivierte Mannschaft gehabt. So schaffen wir es bestimmt, im Frühjahr 2017 wieder an die Schlachte.“

Holzfachleute gesucht

Der Gammel muss weg: René Mazourek (hinten)
und Daniel Rosenlicht befreien das Deck von verrottetem Holz.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, werden zusätzlich vier langzeitarbeitslose Holzfachleute gesucht. Mühlmeyer: „Diese erhalten einen Zeitvertrag bis zu zwei Jahren. Wir zahlen 8,80 Euro Stundenlohn bei einer 38,5-Stunden-Woche.“

Diese Entwicklung hat jedoch auch finanzielle Folgen. Statt der ursprünglich benötigten 120.000 Euro, werden nun mindestens 200.000 Euro benötigt. Mühlmeyer: „Um Langzeitarbeitslosen zu helfen, ist es das allemal wert. Und wir von bras haben beschlossen, das Projekt zum Ende zu bringen.“ Bislang haben Großspender wie die Sparda-Bank (20.000 Euro) und andere Institutionen sowie Bremer und Bremerinnen über 50.000 Euro gegeben.

Projektleiter und Tischler André Stuckenbrok (l.) ist begeistert von seiner elf-köpfigen Crew: „Ich hatte noch nie eine so motivierte Mannschaft.“

Kogge-Stammtisch für Spender und Neugierige

Spender und Interessierte haben ab sofort jeden 1. Dienstag im Monat im Rahmen eines Kogge-Stammtischs die Gelegenheit, sich über den Fortgang des Projekts auf dem Werftgelände, Hohentorshafen, bei den Kogge-Rettern zu informieren.

Spendenkonto Sparda-Bank. Empfänger: bras e.V.  Kontonummer 292 92 95 BLZ 250 905 00. Per SMS:  KOGGE an 81190. Einmalig 10 Euro zzgl. SMS-Kosten des Mobilfunkanbieters. Spenden sind steuerlich absetzbar. bras e.V. ist gemeinnützig.

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