Dieser ZOB ist eine Zumutung für Bremer und ihre Gäste

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Andrang am Breitenweg. (Foto: Barth)

Der Fernbusverkehr wächst rasant und am Busbahnhof am Breitenweg herrscht massiver Andrang: Reisende campieren auf dem Gehweg, lungern in Eingängen her­um und erleichtern sich an den Hauswänden. Wildpinkler und Stromklau belasten die Nerven der Anwohner. Außerdem gefährden die Reisenden den fließenden Verkehr und damit nicht zuletzt sich selbst.

Leidtragende sind Passanten, und Anlieger wie die Kosmetikerin Seyhan Kaya. Reisende benehmen sich, als sei ihr Studio die Touristeninformation. „Die Leute fragen nach Abfahrtszeiten, wollen aufs Klo und klauen mir dann noch Dekoration und Produkte“, schimpft Kaya. Die Steckdosen im Hausflur hat sie abgeklebt, weil dort ständig Fremde ihre Handys aufgeladen haben. Die Fenster zu öffnen sei unmöglich. „Was da an Lärm und Zigarettenrauch hinein zieht, ist fürchterlich.“

Keiner weiß, dass es eine öffentliche Toilette gibt

„Der Zustand ist eine Zumutung.“ So formuliert es Elisabeth Deichsel, Geschäftsführerin des benachbarten Fitnesscenters „Body Motion“. Jeden Tag versucht sie, dem Dreck mit Besen und Kehrschaufel beizukommen – eine Sisyphusarbeit, die sie zur Verzweiflung bringt. Noch schlimmer: Viele Männer erleichtern sich ungeniert an der Hauswand, sodass zusätzlich der Gestank nach Urin über den Bordstein wabert.

Dass es wenige Meter weiter, vor dem Cinemaxx, eine öffentliche Toilette gibt, weiß niemand.
In den zuständigen Behörden ist man sich der misslichen Lage bewusst. „Einst schien es sinnvoll, den ZOB aufzuteilen – die Haltestellen für die Ausflugsfahrten vor das Kino, die der Linienbusse an den Breitenweg“, erklärt Jens Tittmann, Sprecher des Bausenators. Während das Liniengeschäft explodiert, fallen die Kaffeefahrten jedoch inzwischen nicht mehr so sehr ins Gewicht.

Standortwechsel soll die Lösung sein

Die Verantwortlichen der Stadt denken deshalb über eine Verlagerung nach. Langfristig soll hingegen ein Standortwechsel die Lösung sein. „Gemäß Gutachten würden sich zwei Grundstücke eignen –eines in Flughafennähe, eines am Güterbahnhof. Doch beide sind in Privatbesitz“, berichtet Tittmann.

Die Verhandlungen  seien schwierig, weil die finanziellen Vorstellungen von Eigentümern und Ressort auseinandergehen.  „Selbst wenn es in absehbarer Zeit zu einer Einigung kommt, lässt sich ein ZOB kaum über Nacht aus dem Boden stampfen“, gibt der Sprecher zu bedenken. Denn: Man müsse eine vernünftige Infrastruktur schaffen.

Ein Blick nach Hamburg zeigt, wie das aussehen kann: In einem Gebäudekomplex neben den überdachten Haltebuchten gibt es unter anderem WCs (auch für Behinderte), Gastronomie, Schließfächer und sogar Duschen. Mehr unter www.bremen.de/bahnhof-zob-und-flughafen sowie www.zob-hamburg.de

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