Wenn aus Bremen plötzlich eine „schrumpfende Stadt“ wird

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Ausschnitt aus der Karte der Untersuchung:
Bremen ist blau, das heißt „schrumpft“. (Grafik: BBSR)

Was wäre, wenn Bremen gar keine „wachsende Stadt“ ist, wie viele Studien prognostizieren, sondern sich mit Rückgang plagen muss? Die Studie eines Bundesinstituts kommt angesichts schwankender Gewerbesteuereinnahmen zu ungünstigen Ergebnissen.

Die „wachsende Stadt“ ist das Motto, das sich Rot-Grün in seinem Koalitionsvertrag gegeben hat. Wachsen soll Bremen laut diverser Untersuchungen. Mehr Einwohner, mehr Ansiedlungen, mehr Arbeitsplätze. Auf dem Land ziehen die Menschen weg, die Städte profitieren – so wirkt sich eigentlich der demografische Wandel aus.

Doch jetzt kommt eine Untersuchung zu einem anderen Ergebnis: Bremen wird als „schrumpfende Stadt“ eingestuft. Ganz im Gegensatz zu Oldenburg, Hannover oder auch Kiel. Und auch für Bremerhaven rechnen die Planer nicht mit einer rückläufigen, sondern einer „stabilen“ Entwicklung.

Einige Indikatoren entwickeln sich ungünstig

Die Untersuchung hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) angefertigt.  Eingerechnet wird ein „minimales Wachstum“ bei der Bevölkerung von 2008 bis 2013 für Bremen. Allerdings werden  daneben fünf weitere Kennziffern berücksichtigt, etwa die Abwanderung und die Arbeitslosigkeit. Da sich einige, wie die Einnahmen aus der Gewerbesteuer, negativ entwickeln, gilt die Hansestadt als „schrumpfende Stadt“.

Kritiker der Koalition fühlen sich bestätigt: So sieht die FDP die Ergebnisse der BBSR-Studie als Alarmsignal. „Der Großstadt-Boom geht an Bremen spurlos vorbei“, meint gar Fraktionschefin Lenke Steiner. Eine „attraktive Standort- und Mittelstandspolitik“ müsse die Antwort sein.

Gewerbesteuereinnahmen über 400 Millionen Euro

Die Gewerbesteuereinnahmen in Bremen schwanken, wie das Finanzressort entgegnet. „Der Verfasser der Studie hat offenbar die absoluten Werte 2008 und 2013 verglichen“, so die Einschätzung. Von 454 auf 385 Millionen Euro sanken da die Einnahmen.

Hätte man 2009 mit 2014 verglichen, wäre der Anstieg von 339 auf 439 Millionen Euro gewesen. Im ersten Halbjahr 2015 liegt Bremen mit minus 3,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Trotzdem geht das Ressort davon aus, im Gesamtjahr wieder über 400 Millionen zu kommen.

 Fianzressort nennt das „fahrlässig“

„Bremen ist sicher nicht eine boomende Stadt wie Berlin. Doch der Trend, das zeigt auch die Bertelsmann-Studie, ist sicher kein Rückgang“, stellt Dietmar Strehl, Staatsrat im Finanzressort, fest. Jene Untersuchung geht von einem Wachstum von 1,5 Prozent bis zum Jahr 2030 aus.

„Es wäre fahrlässig wenn wir uns mit unseren Finanzdaten auf eine schrumpfende Stadt einstellen würden.“ In Wohnungsbau, Kita und Schulen plane Bremen mit Wachstum. Berücksichtigen müsse man laut Strehl auch die Flüchtlinge, die Hansestadt aufnimmt – und für eine wachsende Bevölkerung sorgen.

Das Statistische Landsamt geht jedenfalls für das Jahr 2014 von einer Bevölkerungszunahme aus, und zwar von Januar bis Anfang Dezember um plus 3290 neue Bürger.

Die Studie des Bundesinstituts zum Download.

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