Inklusions-Spitzenreiter Bremen mangelt es an Qualität

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Inklusion ist in Bremen zwar auf dem Papier schön,
 in der Realität besteht dringender Handlungsbedarf.

Bremen ist Spitzenreiter für Inklusion. Das hat die Bertelsmann Stiftung in einer Studie herausgefunden. In keinem anderen Bundesland lernen so viele förderungsbedürftige Kinder an einer Regelschule wie in der Hansestadt. Das wäre ein Grund zur Freude, wenn man nur auf die Zahlen schaut. 

Über die Qualität des inklusiven Unterrichts und dessen Lernerfolge sagt die Studie nichts. Diese lassen aber gerade in Bremen zu wünschen übrig, findet die GEW.

Im bundesweiten Vergleich liegt Bremen bei der sogenannte Exklusionsquote mit 1,9 Prozentpunkten auf dem ersten Platz. Das heißt: In keinem anderen Bundesland besuchen so wenige Schüler noch eine Förderschule. Auch die Inklusionsquote kann sich mit 4,1 Prozent im Vergleich zur Gesamtdeutschen Quote von 2,1 sehen lassen.

GEW kritisiert die Studie der Bertelsmann Stiftung

„Das liegt einfach an der Gesetzeslage. In Bremen gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Regelschule auch für förderungsbedürftige Kinder“, sagt Christian Gloede von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Gloede kritisiert die Studie der Bertelsmann Stiftung, weil sie nichts über die Qualität der Inklusion in Bremen aussagt. „Es hat kaum eine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr stattgefunden. Die Studie sagt nichts zu Ausstattung, Bedarf, Qualität, Belastung der Lehrer und Schüler und den Lernerfolg aus“, so Gloede. Da würde es in Bremen an allen Ecken und Enden fehlen.

Inklusion nur auf unterem Bildungsniveau erfolgreich

Die Bertelsmannstudie beschreibt, dass insbesondere in den Grund- und Gesamtschulen die Inklusion erfolgreich stattfindet. Doch je höher die Bildungsstufe sei, desto geringer seien auch die Chancen auf Inklusion. Das spiegelt sich auch in Bremen wieder. 88,2 Prozent aller förderungsbedürftigen Kinder besuchen eine Gesamtschule, 6,1 Prozent das Gymnasium.

Die Förderungs-, Inklusions-, und Exklusionsquoten im
bundesweiten Vergleich aus dem Schulhahr 2013/14 in Prozent.

Auch die Zahl der Abschlüsse ist nicht besonders hoch, nur 19,1 Prozent von insgesamt 262 Schülern verlassen das Bildungssystem mit dem Hauptschulabschluss, 0,8 Prozent mit dem Realschulabschluss. Die absolute Mehrheit von 80,2 Prozent der Schüler beenden ihre Schullaufbahn ohne Abschluss. „Man hat in Bremen neue Abschlüsse für förderungsbedürftige Kinder geschaffen, die ihnen den Zutritt zu gesonderten und gekürzten Ausbildungen bieten“, erklärt Gloede. Das sei aber nicht nachhaltig, weil diese Absolventen auf Dauer nicht auf dem Arbeitsmarkt bestehen könnten. „Wir brauchen eine längere Ausbildungszeit für förderungsbedürftige Kinder, die ihnen die Möglichkeit bietet, einen richtigen Abschluss zu machen“, fordert er stattdessen.

„Die Inklusion wird in Bremen vor allem nicht ausreichend finanziert. Wir brauchen mehr qualifzierte Lehrer, kleinere Klassen, eine vernünftige Ausstattung“, sagt Gloede. Momentan stünde man vor dem Problem, dass es immer mehr Kinder mit Förderungsbedarf gebe. „Kinder aus sozial schwachen Familien und Flüchtlingskinder gelten nicht offiziell als förderungswürdig, benötigen aber eine gesonderte Betreuung“, sagt Gloede. Um diese zu gewährleisten brauche es vor allem gesondert geschultes und mehr Personal.

Hohe Investitionen und attraktive Arbeitsplangebote

„Um wirklich effizient zu sein, müssen in Bremen zwischen 250 bis 400 Millionen ins Bildungssystem investiert werden“, fordert Gloede. Mit dem Geld könnten zusätzliche Stellen finanziert und auch die Gehälter erhöht werden. „Ein Lehrer in Bremen verdient zwischen 500-800 Euro weniger als in anderen Bundesländern. Das ist natürlich nicht attraktiv für Nachwuchskräfte.“ Diese seien aber dringend notwendig, damit man beim Thema Inklusion auch bei der Qualität zum Spitzenreiter wird.

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