13.200 Flüchtlinge kommen 2015 noch in Weser-Ems-Region

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Flüchtingsunterkunft, hier mit Containern in Bremen (Foto: WR)

Bis Januar 2016 werden die Kommunen in Niedersachsen insgesamt 45.000 Flüchtlinge aufnehmen müssen. Was genau das für die einzelnen Landkreise bedeutet, geht aus einem Dokument des Innenministeriums hervor, das dem WESER REPORT vorliegt.

Für die Landkreise im Bremer Umland wie in ganz Niedersachsen steht fest, wie viele Flüchtlinge aufgenommen werden sollen. Das Papier aus dem Innenministerium in Hannover listet diese detailliert auf: In der Weser-Ems-Region, zu der das Bremer Umland zählt, sollen insgesamt 13.200 der 45.000 Flüchtlinge untergebracht werden. Das ist knapp ein Drittel.  Die meisten Flüchtlinge muss der Landkreis Emsland mit knapp 2000 Flüchtlingen aufnehmen.

Das orientiert sich an der so genannten Verteilerquote, die sich aus der Aufnahmequote und der Berücksichtigung auf die Bevölkerungszahlen zusammensetzt. Als Grundlage für die Gesamtzahl aller in Niedersachsen zu erwarteten Flüchtlinge sind die Prognosen und Zugangszahlen von Asylantragsstellern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Die Prognose musste nach oben korrigiert werden

Zentrale Erstaufnahmestelle  (Foto: WR)

Diese Prognose musste im Laufe des Jahres geändert werden, da die tatsächliche Zahl der Asylantragssteller die Erwartungen übertroffen hat. So ist die neue Zahl von 45.000 Asylantragsstellern die in der zweiten Jahreshälfte in den niedersächsischen Kommunen untergebracht werden sollen, prognostiziert worden.

Im Bremer Umland sind vor allem die Landkreise Diepholz mit 1353, Cuxhaven mit 1264 und Verden mit 854 zu erwartenden Flüchtlingen gefordert. Für den Landkreis Osterholz, in dem auch die Gemeinde Schwanewede liegt, sind 715 Flüchtlinge veranschlagt. Dass in Schwanewede insgesamt 1000 Flüchtlinge aufgenommen werden sollen, erklärt das Innenministerium damit, dass neben der Verteilerquote auch die Kapazitäten vor Ort und die Zahl der Bevölkerung berücksichtigt wird. Die letzte Entscheidung über die Verteilung  treffen die Landesaufnahmeeinrichtungen.

Verden will Wohnungen und Häuser anmieten


Verdens Landrat Peter Bohlmann geht davon aus, bis Ende Januar 2016 noch 1000 weitere Flüchtlinge in den kreisverdener Kommunen unterbringen zu müssen. Dazu will der Landkreis vor allem Wohnungen oder auch Wohnhäuser anmieten.

Aber auch geeignete größere gewerbliche Immobilien, die zurzeit nicht mehr genutzt werden, kommen in Frage. Hunderte Flüchtlinge zentral an einem Ort unterzubringen wie in Schwanewede, ist dagegen nicht angedacht.

Hambergen benötigt dringend neuen Wohnraum

Die Verwaltung in Osterholz hält sich noch zurück. Bislang hatte Bürgermeister Torsten Rohde mit 500 Flüchtlingen in den kommenden 12 Monaten gerechnet. „Durch das Thema Schwanewede kann sich daran durchaus noch etwas ändern. Es gibt einen neuen Wert, der aber noch nicht offiziell ist und deshalb noch nicht genannt werden darf“, sagt am Freitag Volker Pfeil, Fachbereichsleiter Ordnungswesen bei der Stadt Osterholz-Scharmbeck, dem HAMME REPORT.

„Es ist wohl klar, dass wir nun eine erhöhte Aufnahmequote bekommen werden. Das Problem ist in allen Kommunen gleich. Neue Zahlen erwarten wir für die kommende Woche“, sagt Ingo Laschat, Leiter des Ordnungsamtes bei der benachbarten Samtgemeinde Hambergen. Tobias Tunnat, Mitarbeiter im Sozialamt der der Gemeinde, erklärt, derzeit lebten ca. 100 Flüchtlinge in der Samtgemeinde. Damit habe man die bisherige Quote erfüllt, allerdings benötige man dringend weiteren Wohnraum.

In Delmenhorst soll auch Kaserne umgebaut werden

In Delmenhorst hat man lange erfolgreich versucht, Sammelunterkünfte zu verhindern. Mit wachsendem Zustrom ließ sich das aber nicht mehr halten. Deshalb wurde das Stadionherim für 48 Plätze umgebaut, eine nicht mehr genutzte Kindertagesstätte mit 40 Plätzen belegt und nun ein Teil der ehemaligen Kinderklinik umgebaut werden. Offenbar hat jetzt auch die Bundeswehr zugestimmt, zwei nicht mehr benötigte Gebäude der Feldwebel-Lilienthal-Kaserne in Adelheide der Stadt zur Verfügung zu stellen.

Petra Gerlach, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Verbraucherschutz und Gefahrenabwehr, sagt dem DELME REPORT: „Wir bekommen auf der Basis der neu festgelegten Verteilungszahlen bis Ende Januar 2016 477 Personen zugewiesen.“ Dies sei noch nicht die individuelle Festsetzung für die Stadt Delmenhorst. Der für die Stadt geltende Bescheid werde kommenden Woche erwartet. Aufgrund der aktuellen Zahlen wird die Stadt Delmenhorst mit weiteren zentralen Flüchtlingsunterkünften planen müssen.

Die Grundstimmung in Deutschland ist entgegen der Schreckensmeldungen der letzten Tage positiv: Im Deutschlandtrend der ARD zeigt sich die Mehrheit der Bevölkerung den Flüchtlingen gegenüber offen. 50 Prozent aller Deutschen spricht sich für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen aus.

Von Laura Bohlmann, Henrik Bruns, Robert Lürssen und Heiko Bosse

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