Schwaneweder übersetzt Geschichten der Flucht

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Arbeiten, statt schlafen: Dieser Flüchtling teilt sich
auf einem Plakat mit. Foto: Waalkes

Usama Saleh kam vor 18 Jahren aus Syrien nach Schwanewede. Nun hilft er vielen Flüchtlingen, die in der Schwaneweder Lützow-Kaserne angekommen sind, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden.

„Als die ersten Busse kamen, war ich die ganze Nacht hier, um die Kommunikation zu erleichtern“, erklärt Usama Saleh, der unweit der Kaserne mit seiner Familie in Schwanewede lebt. Der Diplom-Ingenieur ergänzt, dass der Großteil der Flüchtlinge aus Syrien kommt: „Das sind doch meine Leute, da muss ich helfen“.

Mit seiner Unterstützung fällt es vielen Neuankömmlingen leichter, sich in der Notunterkunft auf dem Kasernengelände zurecht zu finden und schneller an wichtige Informationen zukommen. Außerdem ermöglicht er es den Flüchtlingen, ihre Geschichte zu erzählen.

Die Angst erkannt zu werden

So wie die von Tarek. Ein junger Mann mit Vollbart und kleinen, müden Augen. Seine Stimme ist sehr leise und brüchig. Tarek ist 20 Jahre alt und möchte nicht fotografiert werden. Obwohl er jetzt Tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt ist, hat er immer noch große Angst, erkannt zu werden.

Heute vor acht Wochen hat er Syrien verlassen – alleine. Zu seinen Eltern und den vier Geschwistern hat er durch den Krieg bereits seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr. „Ich weiß nicht, ob sie noch am Leben sind“, sagt er. Seine Route hat ihn von Syrien in den Libanon und von dort über das Meer in die Türkei gebracht. In Izmir an der türkischen Westküste ist er in eines der vielen Flüchtlingsboote gestiegen. „Wir wollten nach Griechenland auf die Insel Chios“, sagt er. Sein Boot blieb unversehrt. „Das Boot vor uns ist untergegangen. Viele Menschen sind gestorben“, berichtet er.

Für 2.700 Euro von Serbien nach Deutschland 

Usama Saleh stammt aus Syrien
und hilft Flüchtlingen in Schwanewede
bei der Kommunikation. Foto: Waalkes

Viel Zeit darüber nachzudenken hatte er nicht. Über Mazedonien konnte er bis Serbien vordringen. „Dort sind wir auf das Militär gestoßen und dachten es wäre vorbei. Aber sie haben uns geholfen und uns nicht verraten. Wir hatten sehr viel Glück“, sagt Tarek mit ausdrucksloser Miene.

In der serbischen Hauptstadt Belgrad ist er an einen Schleuser geraten. Für 2.700 Euro wollte dieser ihn nach Deutschland bringen. „In Österreich mussten wir raus“, sagt Tarek. Das Geld? Habe er sich geliehen. Schließlich schaffte er es nach Deutschland und vor einer Woche bis nach Schwanewede. Tarek ist froh, dass die Strapazen vorbei sind, allerdings wünsche er sich, dass sein Antrag schneller bearbeitet wird: „Ich will in Deutschland Zahnmedizin studieren und irgendwann nach Syrien zurück, um dort zu helfen.“

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