55 Rentner restaurieren eine Focke-Wulff Condor

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Ein Teil der Crew hat im Condor-Rumpf Platz genommen.
                                                                       Fotos: Niemann

Sie arbeiten freiwillig – und hochprofessionell. An ihr Ziel haben anfangs nur sie selbst geglaubt. Zwölf Jahre später feiern die Senioren tatsächlich das „Richtfest“ ihrer Condor. Ihr Wunsch: das Flugzeug einmal in Bremen zu zeigen.

Für Außenstehende ist es auf den ersten Blick nicht viel mehr als ein Skelett aus Metallstreben. Aber für die Männer im Team von Projektleiter Günter Büker ist es das erste Mal, das sie in „ihrer“ FW 200 Condor Platz nehmen.

Ein Meilenstein in der Condor-Restaurierung

Am Computer planen die Profis in Rente, wie
die fertige Condor aussehen wird.

Statt in bequemen Ohrensesseln, sitzen sie zwar nur auf Stühlen, die sie in das Rumpfskelett gestellt haben, aber das ändert nichts daran: Dieser Moment ist ein weiterer Meilenstein in der Restaurierung der 74 Jahre alten Maschine, die von Focke-Wulf in Bremen entwickelt wurde: das Richtfest des Condor-Rumpfs.

Seit zwölf Jahren arbeiten mehr als 50 ehemalige Airbus-Mitarbeiter auf dem Werksgelände am Flughafen daran, das ehemalige Wrack wieder auf sein Fahrwerk zu bringen. „Wir düdeln nicht rum, wir arbeiten strukturiert“, betont Günter Büker. Die ehemaligen Aerodynamiker, Werkzeugmacher, Raumfahrttechniker und Piloten arbeiten jetzt als Planer, Konstrukteure oder auch in der Fertigung. „Das ist kein Hobby, das ist Berufung“, betont Büker.

Wie eine Firma in der Firma

Ein Flügel war eigentlich schon fertig,
muss aber nach einem Unfall repariert werden.

Das Condor-Projekt ist in die Airbus-Abläufe eingebunden und funktioniert wie eine Firma in der
Firma. Wenn ein Bauteil neu hergestellt werden muss, dann geht es durch die ganz normale Fertigung. „Wir haben unser eigenes Budget, aber müssen uns natürlich hinten anstellen“, sagt Büker. Der entscheidende Unterschied: Geld bekommt niemand für seine Arbeit an der alten Condor. „Die Motivation der Leute ist trotzdem verblüffend“, sagt Büker.

Sie musste von Anfang an auch überdurchschnittlich sein. Als die 1942 notgewasserte Maschine 1999 im Trondheim-Fjord geborgen werden sollte, brachen die Überreste entzwei. Die Airbus-Rentner sowie kleinere Arbeitsgruppen bei der Lufthansa Berlin-Stiftung und bei Rolls Royce gingen trotzdem an die Arbeit.

Der Großteil der Flugzeugteile muss neu hergestellt werden

Fritz Schneider ist mit 92 Jahren der
älteste Mitarbeiter der „Firma in der Firma“.

„80 Prozent der Teile müssen wir neu fertigen“, sagt Büker. Die Schwierigkeit: „Wir bauen keine Serie, sondern machen hier Prototypenfertigung.“ Und dafür gibt es nicht einmal originale Konstruktionszeichnungen. Anhand von Bildern und Wrackteilen rekonstruieren die Männer bei Airbus, wie ihre FW 200 Condor aussehen muss.  Und sind sich sicher: „Sie entspricht zu 99,9 Prozent dem, was Focke-Wulf gemacht hat“, so Karl Kaszemeik.

Nach zwölf Jahren Arbeit nimmt das Projekt Formen an, die auch Laien als Flugzeug erkennen. In vier Jahren wollen Büker und sein Team die Maschine fertig haben – auch aus Altersgründen. Der älteste Mitarbeiter ist schon 92.

Fertigstellung bedeutet auch Abschied vom Flugzeug

Dass sich die Männer dann von ihrer Condor trennen müssen, sorgt bei einigen für Unbehagen. Denn die Flugzeugteile gehören dem Deutschen Technik-Museum in Berlin. Dort soll es langfristig auch ausgestellt werden. „Es ist traurig, wenn es nach Berlin kommt, aber wenn es so ausgestellt wird wie geplannt, dann wird es ein Knaller“, sagt Horst Becker.

Doch auch wenn noch einige Jahre Arbeit vor ihnen liegen, hoffen die Flugzeugbauer auf einen Vorstoß aus der Politik, der es ermöglicht, die FW 200 Condor vorher noch einmal in angemessenem Rahmen in Bremen zu zeigen.

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