Jetzt ist Zeit für die Weinlese im Bremer Vorgarten

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Ralph Saxe erntet Trauben Foto: WR

Mit diesem Tropfen aus Schwachhausen sollen gemeinnutzige Projekte unterstützt werden, denn es gibt den Wein nur gegen eine Spende. Ein Bremer Weinhändler erntet schon zum neunten Mal mitten im Stadtgebiet von den Reben und wird daraus keltern.

Spät sei er dran in diesem Jahr, sagt Ralph Saxe. „Das ist natürlich dem Wetter geschuldet. Es war ein schlechter Sommer für die Trauben“, fügt der Inhaber des Weinfachgeschäftes „Vinum“ hinzu, während er einen Rebstock im Vorgarten des Altbremer Hauses von Horst Beyer beschneidet.

„Wir können nicht mehr als Reifegrade von 80 Oechsle erwarten“, geht er ins Fachchinesisch über. Das bedeutet: Der Wein, den er aus den Trauben keltern wird, hat höchstens einen Alkoholgehalt von zehn Prozent. „Bei der Vergärung muss ich also Zucker hinzufügen. Das ist jedoch nichts Ungewöhnliches. Man nennt diesen Prozess ,Chaptalisieren‘“.

Erst eine blaue Traube, dann zwei weiße

Der Inhaber der Rebstöcke hört immer wieder gespannt zu. „Ich bin schließlich kein Winzer“, sagt Beyer, der den Wein Ende der 90er-Jahre angepflanzt hat. Zunächst eine blaue Traube, dann zwei weiße. Mittlerweile haben sich die Pflanzen über die ganze Fassade bis zum Zaun ausgebreitet.

Schön sieht das aus. „Es macht aber auch ungemein viel Arbeit. Alleine das Zurückschneiden ist aufwändig. Der Wein wächst bis zu drei Metern pro Jahr“, gibt der Mann aus Schwachhausen zu bedenken. Natürlich packt er auch bei der Lese kräftig mit an.

150 Flasche Wachmannstraßen-Wein

Den diesjährigen Ertrag schätzt Saxe auf höchstens 150 Kilogramm. 150 Flaschen Wachmannstraßen-Wein mit je 0,5 Litern lässt sich seiner Erfahrung nach daraus keltern. Wobei er die blauen Früchte unbekannter Sorte mit welchen aus Oberneuland und seinen eigenen Regent-Trauben anreichert.

„Die roten Trauben vergären auf Schalen, man nennt das offene Maischgärung. Anschließend kommt ein Hefeansatz hinzu, der den Zucker in Alkohol und Kohlensäure umwandelt.“ Nach diesem rund 14-tägigen Prozess muss das Gemisch klar und zu diesem Zweck immer wieder umgefüllt werden.

Gegen eine Spende gibts den Tropfen

Saxe rechnet damit, dass er den edlen Tropfen nicht vor Sommer 2016 abfüllen kann. „Das ganze ist nicht zuletzt extrem zeitaufwändig“, gibt der Bürgerschaftsabgeordnete und Landesvorsitzende der Grünen zu bedenken. Diese beiden Aufgaben lassen ihm aktuell sogar nur selten Zeit, auch mal im eigenen Laden zu stehen.

„Ich habe dort allerdings großartige Mitarbeiter, die am Geschäft beteiligt sind“, lobt er. Verkauft wird der Wachmannstraßen-Wein im „Vinum“ übrigens nicht. „Man bekommt ihn vielmehr gegen eine Spende von 15 Euro“, betont Saxe, der mit dem entsprechenden Erlös alle Jahre wieder gemeinnützige Projekte unterstützt. Wer den Ertrag der 2015-er Lese bekommen wird, hat er jedoch noch nicht endgültig entschieden. Bettina Gössler

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