„Das Wort Hauptstadt verstehen sie noch nicht“

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Bildungssenatorin  Bogedan mit Schülerin Amita.
Foto: Schlie

In Vorkursen werden Flüchtlingen und Zuwanderern in vielen Bremer Schulen Deutschkenntnisse vermittelt. Neu ist der Kurs am Gymnasium Hamburger Straße, den  Bildungssenatorin Claudia Bogedan am Montag besuchte – und dabei selbst einiges lernte.

Zwei pensionierte Lehrerinnen – und auch das ist neu – unterrichten dort seit den Herbstferien täglich vier Stunden 10- bis 17-Jährige. Heute dreht sich der Unterricht, den Ingeborg Plate (66) und Monika Radke (64) ehrenamtlich sowie wechselweise bestreiten, um Kontinente und die Herkunftsländer der Jugendlichen.

Leistungsgefälle so unterschiedlich wie die Nationen

Er wird am Montagmorgen unterbrochen von hohem Besuch: Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan (SPD) ist gekommen, um sich über den Vorkurs zu informieren. Sie erzählt aber auch von sich –beispielsweise, dass sie aus Bonn, der ehemaligen Bundeshauptstadt komme. „Wisst ihr, wie die aktuelle heißt?“, fragt sie in die Runde, schaut jedoch in fragende Gesichter.

 „Das Wort Hauptstadt verstehen sie noch nicht“, erläutert Monika Radke, die ansonsten voll des Lobes für die Heranwachsenden ist. „Sie können bereits alle sagen wie sie heißen. Das Leistungsgefälle ist natürlich ähnlich unterschiedlich wie die Nationen. So kommt es vor, dass die Jüngeren gerade mal ihr Mäppchen ausgepackt haben, während die Älteren mit einer Aufgabe bereits fertig sind. Aber die Kinder helfen sich gegenseitig.“

Bogedan: „Deutsch ist wirklich schwer“

Außerdem haben sie in den Klassen des Gymnasiums Paten, mit denen sie auch in der Freizeit üben. Amita beispielsweise wird oft von ihrem Gegenpart von der Schule abgeholt. „Was macht ihr dann zusammen?“, fragt Bogedan. Die Schülerin zögert und schaut etwas verwirrt, wofür Bogedan aufgrund des hohen Medieninteresses an ihrem Lokaltermin und die für das Mädchen vielen fremden Menschen im Raum mehr als Verständnis hat: „Deutsch ist wirklich schwer. Deine Sprache kann ich auch nicht.“

„Wir arbeiten aus diesem Grund viel mit Bildern“, erläutern die Lehrerinnen. „Das Geld für die nötigen Lehrmittel haben Eltern der Gymnasiasten gespendet“, ergänzt Schulleiterin Claudia Dreyer. Dennoch reichen diese Informationsmaterialien nicht für alle aus. Bei Chang, einem 15-Jährigen aus Japan, liegt deshalb zusätzlich noch ein Wörterbuch mit asiatischen Schriftzeichen auf dem Platz. Es spricht für seine Motivation, die Lehrerin Radke explizit erwähnt.

 Sie werde jedoch von allen immer wieder gefragt, wann man denn am „normalen“ Unterricht teilnehmen dürfe. „Das geht vermutlich in Kursen wie Kunst, also jenen, für die keine guten Deutschkenntnisse vonnöten sind, am Besten“, so die Kollegin Plate. Beide gehen davon aus, dass es nach Weihnachten soweit sein wird. Bettina Gößler

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