Wenn aus Chaos Hilfe wird

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Christa Ohlsen hat die Verschenke-Aktion ins Leben gerufen.
Foto: Niemann

Verschenke-Aktion – das klingt nach einer netten, kleinen Initiative für den guten Zweck. Die Beschreibung trifft es aber nur fast. Denn „klein“ ist die Verschenke-Aktion längst nicht mehr.

In einer ehemaligen Gewerbehalle am Arsterdamm reihen sich die Kartons mit Kinderkleidung aneinanderander – sortiert nach Größen. Ein bisschen Chaos herrscht immer. Das müsse man abkönnen, sagt Christa Ohlsen. „Sonst wird man verrückt.“ Als gelernte Hotelfachfrau hat die Rentnerin damit kein Problem. „Da kann man organisieren und hat keine Angst vor Unordnung“, sagt sie lachend.

2008 hat Christa Ohlsen die Verschenke-Aktion ins Leben gerufen – damals noch in ihrer Garage. Das Konzept: Die Verschenke-Aktion holt nach jedem Piccolino-Flohmarkt für Kinderbekleidung die Teile ab, die Eltern nicht verkauft haben und trotzdem loswerden wollen und gibt sie weiter an Bedürftige.

Verschenke-Aktion ist mit dem Piccolino-Markt gewachsen

„Wir sind mit dem Piccolino-Markt gewachsen“, sagt Christa Ohlsen. Eine Garage würde für die Mengen an Kinderbekleidung und -bedarf längst nicht mehr reichen. 7,5 Tonnen holen die 15 Fahrer der Verschenke-Aktion jedes Mal in den Messehallen ab.

In den Anfangsjahren haben Christa Ohlsen und ihr Team die gespendeten Sachen noch direkt an Bedürftige weitergegeben. 300 Erwachsene und mehr als 100 Kinder kamen dann zur Ausgabestelle. „Innerhalb von drei Stunden war alles weg“, erinnert sich die 65-Jährige.

Initiative arbeitet mit Institutionen und sozialen Trägern zusammen

Aufgrund der großen Mengen arbeitet die Verschenke-Aktionen seit einigen Jahren nach einem anderen Prinzip. Statt unmittelbar an Bedürftige gibt die Initiative die Kleider- und Sachspenden jetzt an Heimleitungen und soziale Träger weiter. „Würden hier alle antanzen, habe ich keinen Überblick“, sagt Christa Ohlsen.

Für ihr Team bedeutet das aber auch eine Menge Arbeit. 30 Helfer packen jedes Mal mit an, wenn es darum geht, die gespendeten Kleidungsstücke nach Größen zu sortieren. Die kleinsten Babysachen werden bei der Verschenke-Aktion hinter einer eigenen Tür verwahrt.

Hebammen unterstützen mit gespendeter Kleidung bedürftige Familien

Sie sind für die Hebammen bestimmt, mit denen die Organisation zusammenarbeitet. Betreuen sie Mütter, denen es an allem fehlt, können sie von der Verschenke-Aktion nahezu alles für die Erstausstattung bekommen. Mützchen, Babydecken und jede Menge Strampler stehen bereit. „Das alles können sich Bedürftige sonst ja gar nicht leisten“, sagt Christa Ohlsen.

„Wir sind immer froh, wenn man jemanden hat, wo man was herbekommt“, bestätigt Christine Koné von den Familien-Hebammen des Bremer Gesundheitsamts. Sie lobt, wie gut die Verschenke-Aktion strukturiert ist. Die benötigten Sachen fahren Freiwillige oft vom Arsterdamm direkt zum Gesundheitsamt, von wo aus die Hebammen sie in bedürftige Familien bringen. Die Ausstattung gehört zwar auch nicht zu den originären Aufgaben der Hebammen. „Aber es gehört dazu, dass man hilft“, sagt Christine Koné.

Spenden gehen auch nach Syke, Bassum, Stuhr und Bramsche

Das Engagement der Verschenke-Aktion, die an die Freie Christengemeinde Bremen gekoppelt ist, erstreckt sich längst über die Grenzen der Hansestadt hinaus. Christa Ohlsen und ihr Team arbeiten mit den Sozialämtern in Syke, Bassum und Stuhr zusammen und bringen Kleidung sogar in die Grenzdurchgangslager Friedland und Bramsche.

In ländlichen Bereichen sei die Not oft größer, weil es dort weniger Hilfsangebote gibt als in der Großstadt, sagt Christa Ohlsen. Und es kommen auch Spenden von außerhalb Bremens: „Wir haben sogar schon ein Päckchen aus München bekommen. Die Leute hatten unsere Seite im Internet gefunden und wollten helfen.“

Unter www.verschenke-aktion.de gibt es weitere Infos zum Projekt.

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