Gute Tierhaltung wird nicht belohnt

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Artgerechte Tierhaltung ist teuer
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Die „Initiative Tierwohl“ fördert Tierhaltungsbestimmungen – durch finanzielle Anreize. Einige Landwirte im Landkreis Verden sind in Vorleistung gegangen, drohen jetzt aber leer auszugehen.

Um Missverständnisse und Differenzen auszuräumen, trafen sich jüngst Landwirte, landwirtschaftliche Berater, Vertreter der „Initiative Tierwohl“ und des Landvolkes Rotenburg-Verden im Beisein der Bundestagsabgeordneten Christina Jantz (SPD) im Grünen Zentrum des Landvolks.

Die „Initiative Tierwohl“, ein Zusammenschluss von Verbänden und Einzelhandel, hat sich die Förderung des Tierwohls in der Schweine- und Geflügelhaltung auf die Fahne geschrieben. Die beteiligten Einzelhändler – Supermärkte und Discounter – zahlen pro verkauftem Kilo Fleisch vier Cent in einen Tierwohlfonds. Die Initiative plante, damit 255 Millionen Euro bis 2017 zu erwirtschaften. Geld für die Landwirte, die sich freiwillig verpflichtet haben, bei der Tierhaltung Kriterien über den gesetzlichen Mindeststandards zu erfüllen.

Hälfte der Landwirte nicht berücksichtigt

So gingen Landwirte durch bauliche Maßnahmen oder Bestandsabstockung in Vorleistung, um sich bewerben zu können. Es sollte sich aber herausstellen, dass mehr Landwirte Teil der Initiative sein wollen, als Fördergelder zusammengekommen sind.

Im Landkreis wird nun die Hälfte der Landwirte nicht berücksichtigt. „Das enorme Interesse der Landwirte zeigt das große Interesse der Landwirtschaft an artgerechterer Tierhaltung“, so Jantz, die auch Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion ist. Da „nun Bauern das Nachsehen haben, sollte die Initiative mit Hochdruck an Lösungen zu arbeiten“, betonte sie.

Bei dem jüngsten Treffen „wurde sehr deutlich, dass die Landwirte ihren Beitrag leisten wollen“, sagt die Abgeordnete. Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative, sah sich vor allem in Bezug auf Kommunikation und Verfahren der Kritik der Teilnehmer ausgesetzt. Anerkennende Worte erhielt er von Jantz: „Herr Hinrichs konnte die Bemühungen der Initiative glaubhaft vermitteln.“

Investitionen im fünfstelligen Bereich

Dem schloss sich auch – als Interessenvertreter der Landwirte – Christian Intemann an: Der zweite Vorsitzende des Landvolks Verden-Rotenburg wünsche sich seitens der Politik Rückendeckung für die Initiative. Positive Anreize seien gesetzlichen Bestimmungen vorzuziehen. Die Initiative müsse allerdings auch liefern.

Zudem geht es für die Landwirte bei vier Cent pro Kilo ohnehin nicht um Profit, sondern um bessere Tierhaltung – laut Intemann eine „Nullnummer“. Die Vorab-Investitionen Einzelner lagen „abhängig von der Betriebsgröße, bei manchen aber im fünfstelligen Bereich“.

Landwirte brauchen langen Atem

Perspektivisch zog Jantz ein ernüchterndes Fazit: „Ich fürchte, dass die Landwirte, die sich der Initiative anschließen möchten, einen langen Atem brauchen.“ Zwar werden Gespräche mit weiteren Einzelhändlern – also Geldgebern – geführt, aber ein schneller Anstieg der Finanzkraft der Initiative sei nicht zu erwarten.

Intemann wünscht sich, dass alle integriert werden können. Dazu müssten entweder mehr Einzelhändler gewonnen werden oder diese müssten sich bereit erklären, die Vier-Cent-Abgabe zu erhöhen. Eine Preiserhöhung, die auch den Verbraucher „nicht umbringen“ würde.

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