Bremer Erfolgsgeschichte: Sticken zu Hörbüchern

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Die Premiere von Sticknlisten im Tower Musik Club.
Foto: Waalkes

Wie aus der Not eines Studenten eine abendfüllende Veranstaltung wurde: Mit Nadel und Faden kann laut Lukas Stegemann jeder Spaß haben.

Achtzig Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren sitzen in einer Diskothek und sticken. Was im ersten Moment nicht alltäglich erscheint, ist für einige Bremer schon zur vorweihnachtlichen Tradition geworden: Zum fünften Mal hat Lukas Stegemann Anfang des Montas die Premiere der neuen Folge seiner Hörspielreihe „Sticknlisten“ im Tower Musikclub gefeiert.

Loch in der Hose war Inspiration

In Bremen wäscht bekanntlich eine Hand die andere: Denn Stegemann, der heute als Lehrer an der Schwaneweder Waldschule vor der Tafel steht, stand früher im Tower hinter dem Mischpult.
Statt der Musik hat nun sein Hörspielprojekt einen Großteil seines Lebens eingenommen.

Die Idee dazu wurde aus der Not eines Lehramtsstudenten geboren: „Ich war damals gezwungen meine kaputte Hose zu flicken. Und weil es meinem Kumpel ähnlich ging, haben wir uns zum Hosenflicken verabredet. Dabei haben wir „Die Drei ???“ gehört“, erklärt er.  Das Zusammenspiel habe etwas Mediatives gehabt, da blieb der junge Lehrer am Ball: „Ich wollte ein Konzept rausbringen, was die Elemente Sticken und Hörspiel miteinander verbindet – Sticknlisten ist das Ergebnis.“

Bremer Detektive geben Motiv vor

Das Prinzip ist einfach: Die Bremer Detektive Magnus, Anders, Per und Jelena lösen spannende Fälle, die in

Sticknlisten-Erfinder Lukas Stegemann. Foto: Waalkes

der Hansestadt Bremen passieren. Dabei greift Stegemann auf namhafte Gebäude oder Personen zurück. So war der Wasserturm auf dem Werder – besser bekannt als „umgedrehte Kommode“ – schon Ort eines Hörspiels, oder aber auch Gesche Gottfried, der Engel von Bremen, die in der aktuellen Produktion eine wichtige Rolle spielt.

Der Hörer erhält Nadel und Faden und einen mit Buchstaben bedruckten Jute-Beutel. Kommen die Detektive in ihren Ermittlungen einen Schritt voran, erhalten sie ein Schlagwort. Der Zuhörer verbindet die Buchstaben mit seinen Stick-Utensilien und erhält am Ende das Lösungsbild.

Henning Scherf ist Erzähler

Neben Bürgermeister a.D. Henning Scherf, der in allen fünf Ausgaben den Erzähler mimt, ist in diesem Jahr auch der Bremer Musiker „Flowin IMMO“ als Stickanleiter mit dabei. Und dass ein Stickset als Geschenk zu Weihnachten nicht nur die Großmutter froh macht, beweist die Zielgruppe von Lukas Stegemann: „Zu unseren Vorspielen kommen viele junge Leute. Oft haben die mit Handarbeit nichts am Hut“, bekennt er.

Die Stücke, die meist eine Stunde dauern, bieten Zeit sich auf eine kreative Art zu entspannen. Stegemann hat  sein Produkt auf vielen Kreativmärkten vorgestellt und viel positives Feedback mitgenommen. Dadurch kam auch sein Auftritt in der ARD in diesem Jahr zustande.

 

Fünf Monate Produktionszeit

Dass er nebenbei als Lehrer arbeitet, macht das Ganze aber nicht einfacher. „Der Prozess vom Schreiben der Story über das Sounddesign bis zum Casten der Sprecher dauert meistens fünf Monate“, sagt Stegemann, der in allen Bereichen selbst Hand anlegt. Trotz der Anstrengungen soll es weiterhin jährlich eine Folge geben. „Es gibt aber schon konkrete Pläne die Idee weiterzudrehen“, will er nicht zu viel verraten.
Informationen über das Projekt gibt es online. Sticknlisten-Sets gibt es in der Glasbox (Ostertorsteinweg 100) oder bei Titus (Ostertorsteinweg 1).

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