Ärger um Ende der Deutschkurse

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Die Agentur fördert keine reinen Sprachkurse mehr.

Tausende Flüchtlinge leben inzwischen in Bremen. Jetzt sollen sie schnell Deutsch lernen. Aber ein wichtiges Angebot ist zum 1. Januar weggefallen.

Als Julie Maywald, die für die Caritas die Notunterkunft in der Woltmershauser Kirche St. Benedikt leitet, Anfang des Jahres einige ihrer Schützlinge für einen Sprachkurs anmelden wollte, bekam sie von der Volkshochschule und dem Bildungsträger IBB Absagen. Die Kurse würden nicht mehr länger finanziert, hieß es.

Erst im Oktober hatte die Bundesagentur für Arbeit die Möglichkeit geschaffen, dass auch Flüchtlinge, die noch nicht als Asylsuchende anerkannt sind, Sprachkurse besuchen dürfen – sofern sie aus Syrien, Eritrea, dem Irak oder dem Iran kommen. Doch damit ist jetzt Schluss.

Gesetzesänderung verbietet weitere Förderung

Der entsprechende Passus des Sozialgesetzbuches, der die Förderung der Kurse mit Beitragsmitteln zur Arbeitslosenversicherung ermöglicht hatte, sei von Vornherein nur befristet bis 31.Dezember 2015 in Kraft gewesen, erklärt Sabine Giese, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Bremen. „Damit darf die Bundesagentur nach jetziger Gesetzeslage keine reinen Deutschkurse ab 1. Januar 2016 finanzieren.“

In den Notunterkünften sorge das für Frust, berichtet Julie Maywald. „Hier kommt Unmut auf. Diejenigen, die nicht letztes Jahr schon einen Platz in einem Kurs bekommen haben, fühlen sich benachteiligt.“

Bildungsträger kritisieren kurzen Förderungszeitraum

Unter anderem die Bremer Volkshochschule hat die von der Arbeitsagentur finanzierten Kurse angeboten. „Warum hätte man das nicht zumindest in den Januar reinragen lassen können?“, fragt Direktorin Dr. Sabine Schoefer. Die Nachfrage nach den verschiedenen Formen von Sprach- und Integrationskursen sei ungebrochen hoch. „Jetzt wird die Welle der Leute kommen, die mit Deutschkursen versorgt werden müssen“, warnt sie.

„Die Leute, die vergangenes Jahr gekommen sind, brauchten Zeit, um überhaupt Kenntnis über das Angebot zu bekommen“, kritisiert Wera Seedorff, beim Institut für Berufliche Bildung (IBB) den kurzen Förderungszeitraum. Sie berichtet, dass viele beruflich bereits gut qualifizierte Teilnehmer in den Kursen gesessen haben. „Es macht so viel Sinn, das weiter zu fördern“, sagt sie.

„Bundesagentur nimmt Verantwortung nicht richtig wahr“

Dass es die neue Gesetzeslage der Agentur nur noch erlauben soll, Sprachkenntnisse „als nachrangigen Bestandteil einer berufsbezogenen Kenntnisvermittlung“ zu fördern, kann Dr. Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, nicht verstehen. „Es ist unstrittig, dass die Sprache Grundvoraussetzung für die berufliche Tätigkeit ist“, sagt er. Die Bundesagentur nehme „ihre Verantwortung an der Stelle nicht richtig wahr“.

Schon, dass die Kurse nur bestimmten Bevölkerungsgruppen offenstanden, habe die Behörde „kreuzunglücklich“ gemacht. „Ziel muss sein, dass jeder die Möglichkeit hat, Deutschkurse zu besuchen. Man darf nicht Flüchtlinge erster und zweiter Klasse schaffen.“

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