Erster Verhandlungstag: Schwere Vorwürfe gegen Stolberg

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Stolberg mit Anwälten auf Anklagebank. Foto: Bohlmann

Drei Stunden lang hat die Staatsanwaltschaft die Anklageschriften gegen den ehemaligen Beluga-Chef Niels Stolberg am Mittwoch verlesen. Die Vorwürfe wiegen schwer. Stolberg wirkte entgegen seiner vorherigen Aussagen angespannt und erschöpft. Sein Anwalt äußerte sich zu den Anklageschriften jedoch mit eindeutigen Worten.

Niels Stolberg wirkte vor Gericht angespannt und erschöpft. Flankiert von seinen Anwälten ließ er zunächst im Stehen den Medienrummel über sich ergehen, dann war sein Blick fast unentwegt auf die ihm gegenüber sitzenden Staatsanwälte Frank Passade und Ingo Rathke gerichtet. Die Kieferknochen fest aufeinander gepresst, verzog der ehemalige Vorzeige-Reeder kaum eine Miene. In der Verhandlungspause begrüßte er einen Besucher im Saal mit Handschlag. Es wirkte, als sei er dankbar für den Beistand.

Drei Ex-Mitarbeiter von Stolberg ebenfalls angeklagt

Den hatte er nötig, denn die Anklageschriften der Staatsanwaltschaft hinterließen den Eindruck: Stolberg hat vorsätzlich betrogen, mit Millionen jongliert, Investoren und Banken belogen, sich selbst bereichert. So soll er laut der ersten Anklageschrift aus 2012 in 16 Fällen Banken zu viel zu hohen Krediten bewegt haben, in denen er Baukosten zum Teil zehn Mal so hoch ausgewiesen haben soll, wie tatsächlich notwendig. Das Ganze sei in Zusammenarbeit mit der holländischen Werft Volharding geschehen, die für das Design der Schiffe zuständig war. So habe er an Geld für weitere Schiffsbauten kommen wollen.

Auch der Leiter der Finanzabteilung der Beluga Group, Jens S. soll an diesen Vorgängen beteiligt gewesen sein. Deshalb ist er mit Stolberg angeklagt. Neben Jens S. müssen sich die ebenfalls ehemaligen Mitarbeiter von Stolberg, Andreas B. und Emilio R. vor Gericht verantworten. Viele Punkte der Anklage sollen ihren Aussagen zu Grunde liegen. Demnach sollen sie sämtliche Handlungen auf Anweisungen von Stolberg vollzogen haben.

Komplexe Finanztrickserei

Umsätze der Beluga-Group aus dem Jahr 2009  hat Stolberg laut der zweiten Anklageschrift aus 2013 unrichtig dargestellt, um sein Unternehmen in ein besseres Licht zu rücken. Damit habe er sicher gehen wollen, dass der amerikanischen Investor Oaktree der Beluga-Group einen Kredit gibt, als deren Finanzen längst nicht mehr in tiefem Fahrwasser schwammen. Insgesamt soll er Oaktree so einen Vermögensverlust von rund 5,4 Millionen Euro zugefügt haben.

Auch die dritte Anklageschrift aus 2014 wirft Stolberg vor, sich einen Vermögensvorteil unter dem Vorspielen falscher Tatsachen verschafft zu haben. Weil Banken laut Staatsanwaltschaft der angeschlagenen Beluga-Group im Jahr 2010 bereits keine Kredite mehr gewähren wollten, soll Stolberg die Hamburger Reederei Winter dafür gewonnen haben, Gesellschaftsanteile zu übernehmen.

Anklage: Stolberg hat Geld in eigene Tasche gesteckt

 Damit auch Geld in den Händen der Beluga-Group bleibt, soll Stolberg der Reederei auch in diesem Fall Verträge mit viel zu hohen Baukosten vorgelegt haben. Den Überschuss aus den gezahlten Summen soll er über die Tochterfirma Eneste wieder in die eigenen Taschen gespült haben.

Vor Gericht hat sich Niels Stolberg am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er kündigte lediglich an, in einer Woche Angaben zu Motivation und Hintergründen zu machen. Sein Anwalt, Dr. Bernd Groß stellte noch während der Verhandlung klar: „Es wird sich zeigen, dass insbesondere die Vorwürfe der dritten Anklageschrift unzutreffend sind“.

Stolberg will Vorwürfe der letzten Anklage komplett bestreiten

Vor dem Gerichtssaal äußerte Groß sich dann genauer: „Wir bestreiten die dritte Anklageschrift komplett.“ Die erste Anklageschrift sei zutreffend aber aus seiner Sicht seien Stolbergs Handlungen keine Straftaten. „Zur zweiten Anklageschrift kann ich sagen, dass sie zum Teil zutrifft, aber wir werden bestreiten, dass dabei ein Vermögensschaden entstanden ist.“

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