Die Bremer leihen, aber kaufen keine Elektroautos

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Ein Elektroauto gibt es jetzt in Bremen zu mieten. Foto: Schlie

Die BSAG weiht nicht nur eine neue Station für Elektroautos ein, sondern will auch Strom-Busse betreiben. Doch die Autos sind für private und gewerbliche Kunden kaum interessant.

Elektroautos versprechen viele Vorteile, sie sollen leise und umweltfreundlicher sein – und doch will sie kaum jemand haben. Gerade einmal vier Elektrofahrzeuge wurden im Dezember in Bremen verkauft, wie der Verband des Kraftfahrzeugsgewerbes berichtet. Im Dezember des Vorjahres waren es sieben. Derzeit sind unter 400 Wagen in Bremen registriert.

„Elektroautos lösen keinen Kaufreiz aus“

„Die Reichweite ist zu niedrig, die Fahrzeuge sind viel zu teuer und der Preis für Kraftstoffe ist im Vergleich dazu momentan günstig“, sagt Karl-Heinz Bley, Präsident des Kfz-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen.  „Die Elektroautos lösen einfach keinen Kaufreiz aus, weder bei privaten, noch bei gewerblichen Kunden.“ Die Anschaffung eines solchen Fahrzeuges mit 5.000 Euro zu subventionieren, wie eine Bundesratsinistiative aus Niedersachsen vorsieht, hält er für absurd: „Das gibt nur ein Strohfeuer.“

Auch der ADAC Weser-Ems ist skeptisch: Der Aufbau der Infrastruktur für Elektrofahrezuge komme nur langsam voran, meist seien auch die Reichweiten der Wagen mit 100 bis maximal 200 Kilometern zu gering. „Eigentlich ist es zurzeit leider nur ein Stadtauto für diejenigen, die sich das leisten können“, sagt ADAC-Sprecher Nils Lange.

BSAG hat „Mobilitätsstation“ in Betrieb genommen

Bley kennt noch ein weiteres Problem: Weil in den Lehrwerkstätten für angehende Kfz-Mechaniker keine Eletrofahrzeuge stehen, könnten viele Autohäuser die Wartung der Wagen nicht selbst durchführen. Entsprechend gering sei auch für die Verkäufer der Anreiz, die Kunden von den Fahrzeugen zu überzeugen.

Während kaum private Elektro-Autos unterwegs sind, hat die Bremer Straßenbahn-AG gestern gemeinsam mit dem Unternehmen Move About schon die neunte „Mobilitätsstation“ in Betrieb genommen, an der Nutzer ausschließlich auf Elektro-Autos zurückgreifen können. Dass Move About-Erfinder Jan-Olaf Willums die BSAG deshalb „Pioniere“ nennt, ist in erster Linie mit seiner Herkunft zu erklären. Willums kommt aus Norwegen. „Dort gibt es die größte Dichte an Elektroautos auf der ganzen Welt.“

Norweger sind an Stecker am Auto gewöhnt

 

So sieht der „Tank“-Stecker aus.

Dass sich die Deutschen mit Elektromobilität noch schwer tun, hat seiner Meinung  nach auch einen praktischen Grund. Norweger seien es längst gewohnt, einen Stecker ins Auto zu stecken. „Bei uns ist es so kalt, dass wir so schon immer das Auto und den Motor aufgewärmt haben.“

Dabei ist die Move About-Station der BSAG am Flughafendamm für das Verkehrsunternehmen nur ein kleiner Schritt. Noch im ersten Quartal erwartet die BSAG die ersten Voll-Elektrobusse, die drei Jahre lang probeweise rollen sollen. Ob das nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlicher ist, müsse sich erst noch zeigen, sagt Vorstand Hajo Müller. „Der Instandhaltungsaufwand müsste geringer sein. Schließlich können Teile wie die Abgasreinigungsanlage und der Auspuff nicht verschleißen.“

Doppelt so hohe Anschaffungskosten

Dagegen stehen die höheren Anschaffungskosten. „Die sind doppelt so hoch wie bei einem normalen Bus.“ Müller ist optimistisch, dass die Preise langfristig sinken. Dass die BSAG trotzdem schon jetzt Elektrobusse einsetzen will, hat einen einfachen Grund: „Man muss es jetzt tun, damit man in fünf Jahren bereit ist, größere Chargen in Betrieb zu nehmen.“

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