Bremens ältester Jugendbeirat sucht Kandidaten

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 Danielle Cikryt und Katharina Batrakow (v.l.) Foto: Drügemöller

Bis Ende Februar können sich Jugendliche in Huchting für den Jugendbeirat bewerben – und so die Verantwortung über 10.000 Euro übernehmen. Zwei, die lange dabei waren, erklären, was das dem Stadtteil schon alles gebracht hat.

Man stelle sich ein Paralleluniversum vor, in dem sich vor sechs Jahren in Huchting niemand für mehr Jugendbeteiligung eingesetzt hätte.

Ein Paralleluniversum, in dem der Beirat den Jugendlichen die Verantwortung über ziemlich viel Geld nicht zugetraut hätte. Ein Paralleluniversum, in dem sich nicht genügend Jugendliche für diese Verantwortung interessiert hätten. Kurz: Ein Huchting, in dem kein Jugendbeirat gegründet worden wäre.

Eine Skaterbahn am Sodenmattsee würde es dann nicht geben. Auch keine Legal-Graffiti-Wand, kein Tonstudio im Freizi und keine Badeinsel im Sodenmattsee. Huchting wäre wohl ein erlebnisärmerer Stadtteil für Jugendliche.

Jugendliche haben Ideen, auf die Erwachsene nicht kämen

„Wenn man einmal im Jugendbeirat war, hat man nicht mehr das Gefühl, dass sich nichts verändern lässt“, sagt Katharina Batrakow, nachdem sie die vielen Projekte der letzten Jahre aufgezählt hat. Sie war eine Pionierin der ersten Stunde, feilte am Konzept mit und war zwei Jahre lang Sprecherin im ersten Jugendbeirat. 10.000 Euro hat das Gremium der unter 18-Jährigen jedes Jahr zur Verfügung  – und kann damit alle Ideen umsetzen, die den Stadtteil für junge Menschen attraktiver machen.

Danielle Cikryt, die seit 2012 im Jugendbeirat saß und zuletzt dessen Sprecherin war, erklärt, warum dieses Geld von Jugendlichen verteilt werden sollte: „Im Jugendbeirat  bist du gefragt, gerade, weil du jung bist. Du hast eine Kompetenz, die Ältere nicht haben.“ Denn für manche Themen hätten Erwachsene wenig Verständnis. „Auf eine Badeinsel im Sodenmattsee wären die nie gekommen“, ist sich Cikryt sicher.

Im Dezember fanden sich nicht genügend Kandidaten 

Badeinsel im Sodenmattsee Foto:WR

Der Jugendbeirat in Huchting war das erste Gremium dieser Art in Bremen. Mittlerweile haben viele andere Stadtteile nachgezogen – und sich immer wieder in Huchting Anregungen geholt, wie das Ganze praktisch funktioniert. Gewürdigt wurde der Huchtinger Jugendbeirat auch schon außerhalb des kleinsten Bundeslandes. 2014 war er sogar für den Deutschen Engagement-Preis nominiert. „Gewonnen haben wir nicht – aber die Nominierung war schon ein toller Erfolg“, erinnert sich Batrakow.

Ausgerechnet am Geburtsort des Jugendbeirats schien zuletzt das Interesse zu schwinden. Die Wahl im Dezember musste verschoben werden – es hatten sich einfach nicht genügend Kandidaten für die Wahl gefunden. „Vielleicht liegt das daran, dass heute alle Schüler stärker im Ganztagsunterricht eingebunden sind und dann nach 17 Uhr keine Lust haben, sich auch noch politisch zu engagieren“, überlegt Batrakow. Doch für die Mitarbeit im Jugendbeirat können sich Schüler vom Unterricht freistellen lassen.

Außerdem kann jeder selbst entscheiden, wieviel Zeit er in sein Amt steckt. „Es bedeutet viel Arbeit, ein Projekt von Anfang bis Ende durchzuplanen“, gibt Cikryt zu. „Aber bei vielen Aktionen reicht es auch schon, nur die Ideen zu liefern und ein Projekt anzuschieben – auch wenn es noch mehr Spaß macht, am Ende alles alleine gemacht zu haben.“

Vom Jugendbeirat profitiert der Stadtteil – und die Mitglieder

Die Arbeit lohnt sich, da sind sich die beiden einig. Nicht nur, weil man selber als Jugendlicher von den Projekten im Stadtteil profitiert. „Vor allem entwickelt man sich selber weiter“, betont Cikryt. „Alle, die dabei waren, treten danach ganz anders auf – sie vertreten selbstbewusster, was sie wollen“, bestätigt Batrakow.

Die beiden sind vielleicht die besten Beispiele für ihre These. Neben ihrem Studium an der Uni Bremen sitzen sie heute als vollwertige Mitglieder im Huchtinger Beirat. „Wenn man einmal anfängt, sich für Mitbestimmung zu interessieren, kann man einfach nicht mehr aufhören“, so Batrakow.

Noch bis zum 29. Februar können sich junge Huchtinger zwischen 13 und 17 Jahren für das Amt bewerben – und nach der Wahl am 25. April vielleicht mit 14 anderen Jugendlichen gemeinsam die Verantwortung über 10.000 Euro übernehmen.

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