Tagesmütter bekommen in Bremen weniger Lohn als Erzieher, sind aber für Alleinerziehende wichtig. Foto: WR Tagesmütter sind wichtig für Alleinerziehende, werden in Bremen aber schlechter bezahlt als Erzieher. Foto: WR
Betreuung unflexibel

Alleinerziehende in Bremen am wenigsten berufstätig

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Alleinerziehende Frauen, die arbeiten wollen, haben in Bremen ein Problem: Die Öffnungszeiten der Kindergärten passen oft nicht zum Berufsalltag. Deswegen fordert die CDU ein flexibleres System.

Nur 58 Prozent der Bremer Alleinerziehenden arbeiten laut Sandra Ahrens, sozialpolitische Sprecherin der CDU in Bremen. „Das sind extrem miese Zahlen, in Hamburg arbeiten 71,3 Prozent, in Berlin 65“, bemängelt Ahrens. Das Problem: Wer Kinder und Beruf vereinbaren müsse, brauche ein verlässliches und flexibles Betreuungssystem.

„Das ist in Bremen nicht gut geregelt“, sagt sie. Insbesondere die Früh- und Spätbetreuung, sowie das kaum vorhandene Betreuungsangebot an den Wochenenden mache es vielen Alleinerziehenden unmöglich, berufstätig zu sein.

Tagesmütter sind anders ausgebildet als Erzieher

„Das ist politisch bedingt“, sagt Ahrens. Denn: „Diese Randzeiten müssen zu einem Großteil von Tagesmüttern abgedeckt werden“, erklärt sie. Diese aber würden schlechter bezahlt als Erzieher und müssten deshalb Kinder in Vollzeit betreuen, anstatt Lücken in den Randzeiten stopfen zu können.

„Tagesmütter sind Kinderpflegerinnen, mit kürzerer Ausbildung als Erzieher. Deswegen werden sie anders vergütet“, so Annette Kemp, Sprecherin bei der Senatorin für Kinder und Bildung. So bekomme eine Tagesmutter 4 Euro, eine Erzieherin 4,60 Euro pro Stunde für die Betreuung eines Kindes im eigenen Haushalt.

Schlechte Betreuung Problem für Alleinerziehende

Die Konsequenz: „Tagesmütter stehen für die benötigten Zeiten nicht zur Verfügung, die Frau kann nicht arbeiten gehen“, bemängelt Ahrens. Eine Vorlage aus der Wirtschaftsdeputation, in der die Problemfelder von Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt analysiert werden, gibt der CDU-Politikerin Recht.

Darin räumt der Senat ein: „Die arbeitsmarktferne ist auf Kinderbetreuungsprobleme zurückzuführen.“ Das unzureichende Betreuungsangebot in Bremen sei die größte Einstiegshürde ins Berufsleben.
Deshalb setzt sich Ahrens dafür ein, dass Bremen das so genannte „Bielefelder Modell“ übernimmt. „Dort zahlt der Arbeitgeber die Kosten für Tagesmütter, die Randzeiten-Betreuung machen“, so Ahrens. Viele Alleinerziehenden in Bremen würden in großen Betrieben arbeiten, die diese Kosten selten übernehmen.

Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan (SPD) betont dazu: „Bei den Arbeitgebern werbe ich persönlich immer für ein stärkeres Engagement.“ Eine solche Kostenübernahme sei eine überbetriebliche soziale Leistung.

Arbeitgeber sehen den Staat in der Pflicht

Neben der Verbesserung der Betreuungszeiten sieht der Verband Alleinerziehender Mütter und Väter auch die Arbeitgeber in der Pflicht: „Wenn sie die Arbeitszeiten flexibilisieren würden, könnte das helfen. Wo liegt das Problem, die Arbeitnehmer anders einzuteilen?“, fragt  Landesvorsitzende Vera Klusmann. Viele Alleinerziehende  könnten nur in Teilzeit oder Minijobs arbeiten. „Das heißt weniger Einkommen, so dass sie oft gezwungen sind, zusätzliche Sozialleistungen zu beantragen“, sagt Klusmann.

Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Cornelius Neumann-Redlin sieht das so: „In Einzelfällen mag der Arbeitnehmer Kosten für Betreuung übernehmen können, aber für die flächendeckende Versorgung ist der Staat zuständig.“

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