Als Aufstockerin und Jungunternehmerin mit einem Nebengewerbe ist es schwierig, ein Darlehen beim Jobcenter oder bei Banken zu bekommen. Foto: Konczak Als Aufstockerin und Jungunternehmerin mit einem Nenebgewerbe ist es schwierig, beim Jobcenter oder bei Banken ein Darlehen zu bekommen. Symbolfoto: Konczak
Jobcenter

Bange Tage, weil Jobcenter ein Darlehen ablehnt

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Daniela Schack wollte immer arbeiten. Also gründete sie ein eigenes Unternehmen, nachdem sie arbeitslos geworden war. Die Firma lief gut, bis eine geplatzte Bremsleitung Schack in eine tagelange Misere führte.

„Es gibt genug Leute, die das Jobcenter bescheißen und sich nicht anstrengen, Arbeit zu finden. Ich gehöre nicht dazu“, sagt Daniela Schack. Die zweifache Mutter wurde 2013 arbeitslos. Der Grund: Einer ihrer Söhne löste versehentlich einen Brand aus, die beiden Kinder waren unbeaufsichtigt im Haus. Das Jugendamt schaltete sich ein und forderte, die Kinder besser zu betreuen – sonst würden ihre Söhne anderweitig untergebracht.

Für Schack bedeutete das: Weniger arbeiten, mehr zu Hause sein. Sie konnte maximal vier Stunden am Tag berufstätig sein. Zu wenig für ihren damaligen Arbeitgeber, sie verlor die Stelle im Getränkemarkt und erhielt fortan Geld vom Jobcenter.

Mit einer Reinigungsfirma machte sich Schack selbstständig

Doch Daniela Schack wollte arbeiten, bewarb sich viele Male erfolglos, bis sie sich schließlich im November 2015 mit einer Reinigungsfirma selbstständig machte. „Wenn man keine Chance mehr sieht, geht man kaputt“, sagt die Delmenhorsterin über ihre Arbeitslosigkeit. Inzwischen hat sie fünf Kunden in Delmenhorst, Huchting, Ganderkesee und Bookholzberg. Immer wieder muss sie neue Anfragen ablehnen, weil sie dann ihr Stundenkontingent überziehen würde und die Kinder nicht mehr betreuen könnte.

Vom Jobcenter bekommt sie monatlich eine Aufstockung. Die Situation wurde noch erschwert, als Ende Februar die Bremsleitungen an ihrem Auto platzten. Kein Auto, keine Fahrt zu ihren Kunden, Verdienstausfall – die Folgekette des Schadens ist lang. Für Schack war klar: Ein neues Auto muss so schnell wie möglich her. Telefonisch fragte sie beim Jobcenter nach einem Darlehen und wartete zwei Tage auf den Rückruf ihres Sachbearbeiters.

Schließlich kaufte sie sich, ohne Rückmeldung seitens des Jobcenters, für 1.500 Euro einen gebrauchten Renault, den sie mit 1.200 Euro anzahlte. Dafür griff sie auf ihr angespartes Geld zurück, auf den monatlichen Zuschuss des Jobcenters und fragte ihren Partner sowie Freunde. Das Ersparte war weg, Geld zum Tanken und für Lebensmittel fehlte. Ihre Hausbank lehnte die Anfrage ab, da Schack Jungunternehmerin sei.

Das Jobcenter lehnte eine Darlehen ab

Die Misere führte Schack ins Jobcenter. Darlehen? Bekommt sie nicht, aber was ist mit Essensgutscheinen? Mit denen kann sie schlecht tanken. Sie brauchte etwa 500 Euro, um das Auto abzubezahlen, ihr Konto zu decken und Lebensmittel zu kaufen. „Ich will keine Unsummen und ich will nichts geschenkt bekommen. Ich will das Geld zurückzahlen“, sagt Schack.

Und sie wollte vor allem ihre Kunden nicht verlieren. „Wenn Ihnen ein Auto wichtiger ist, als ihre Familie zu versorgen, ist das nicht unser Problem“, zitierte sie die Aussage eines Sachbearbeiters. Ein anderer lehnte das Darlehen Anfang März schließlich komplett ab.

Jobcenter sieht oft die Not, aber kann nicht helfen

„Wir können zwar ein Darlehen für Selbstständige vergeben, aber nur, wenn es sich um ein Hauptgewerbe handelt“, sagt Marion Denkmann, Bereichsleiterin Markt und Integration beim Jobcenter. „Wir versuchen natürlich immer alles zu tun und wollen, dass Frau Schack in Arbeit bleiben kann und nicht in die Arbeitslosigkeit fällt.“ Sie ergänzt: „Wir sehen hier oft die Not, aber uns sind die Hände gebunden, weil wir die Gesetze nicht anders auslegen können.“

Inzwischen hat das Jobcenter den Fall neu geprüft und Daniela Schack ein Darlehen gewährt. Am liebsten möchte sie gar nicht mehr auf das Jobcenter angewiesen sein und komplett selbstständig arbeiten. Aber vorerst muss sie noch die Auflagen des Jugendamtes erfüllen.

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