Schmiedin Katja Stobbe bearbeitet einen „Minischnörkel“ mit Hammer und Amboss. Foto: Armbrust Schmiedin Katja Stobbe aus Burglesum bearbeitet einen „Minischnörkel“ mit Hammer und Amboss. Foto: Armbrust
Schmiedekunst

Altes Handwerk in Burglesum fest in Frauenhänden

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Emil Pohlers gründete 1891 seine Schmiede in Burglesum. Über 120 Jahre später liegt sie nun in der mittlerweile vierten Generation in Frauenhand. Nach wie vor wird dort mit traditionellem Werkzeug gearbeitet.

Sofort umfängt den Besucher der Geruch von verbrannter Steinkohle, betritt er die Schmiede von Silvia Pohlers in Burglesum. Katja Stobbe steht an der Esse, hält einen Metallstab, einen Minischnörkel, in die Glut, um ihn gleich darauf auf dem Amboss mit dem Hammer zu bearbeiten. Hell klingen die Schläge durch den Raum.

„Früher hieß unser Beruf Schmied, seit 1989 Metallgestalter“, sagt Silvia Pohlers, eine gebürtige Lesumstotelerin. Ursprünglich habe sie Bürokauffrau gelernt. „Der Beruf hat mir aber nicht gefallen. Dann lernte ich vor 22 Jahren meinen Mann kennen. Der war hier Schmied in der vierten Generation.“

Schmiede seit 1989 in Burglesum

Und so sei sie ins Schmiedehandwerk eingestiegen. „Denn eigentlich wollte ich schon immer Handwerkerin werden.“ Silvia Pohlers führt die im Jahr 1891 gegründete Schmiede seit einem Jahr allein. Denn vor einem Jahr verstarb ihr Mann.

Katja Stobbe sei als freischaffende Künstlerin in der Schmiede tätig, so die Inhaberin. Den Gesellenbrief hätten sie vor zehn Jahren gemeinsam in Eckernförde erworben. „Denn in Bremen gibt es keine Prüfungsmöglichkeiten.“

Schmiedearbeiten und Kunsthandwerk

Die Palette ihrer Arbeiten ist umfangreich. Sie reicht von Schmiedearbeiten bis hin zum Kunsthandwerk: Balkon- und Treppengeländer, Tore, Zierelemente und Lichtobjekte. Auch ein Meißel-Schärf-Dienst gehört zur Schmiede. Der Reiz ihres Berufes bestehe darin, „selbstständig zu arbeiten und seine Kreativität auszuleben“, sagt die Metallbauerin.

Schmiedin Silvia Pohlers bedient sich des Lufthammers. Er kommt zum Einsatz, wenn menschliche Kraft nicht mehr ausreicht. Foto: Armbrust

Schmiedin Silvia Pohlers bedient sich des Lufthammers. Er kommt zum Einsatz, wenn menschliche Kraft nicht mehr ausreicht. Foto: Armbrust

Außerdem fordere sie die Vielfältigkeit der Arbeiten in besonderer Weise heraus. „Mir ist es wichtig, diese traditionelle Handwerksarbeit aufrecht zu erhalten.“ Dabei sei es nicht machbar, nur reine Schmiedearbeiten anzufertigen. Deshalb stelle sie  Industrieware wie Stanzarbeiten her und nehme auch Schlosserarbeiten an, so Silvia Pohlers.

„Das ist traumhaft“

Ins Schwärmen kommt sie, wenn sie an einen kleinen geschmiedeten Zaun, ein Jugend-Stil-Gitter, denkt: „Das ist traumhaft.“ Muster und Jugenstilschnörkel hat sie selbst entworfen. „Der ist auch genietet und nicht geschweißt, optisch ein kleiner Blickfang.“

So seien, wie in diesem Fall, Freihand-Zeichnungen eine entscheidende Voraussetzung für eine gelungene Arbeit. „Eine Freihand-Zeichnung verdeutlicht wesentlich besser die Wirkung des Eisens als am Computer entworfen“, macht die Metallbauerin deutlich.

An vielen Arbeiten der Pohlerschen Schmiede gehen Menschen täglich vorbei, natürlich ohne zu wissen, aus wessen Händen sie stammen. In der Hindenburgstraße 10 entstanden beispielsweise die Geländer bei der Jünglingshöhe in Knoops Park, unterhalb der Wotanseiche und bei der Albrechtsburg. „Und auch die Gitter um den Roland hat mein Mann mit seinem Vater 1986 gemacht“, so Silvia Pohlers.

Friedrich-W. Armbrust

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