In der Ortschaft Teufelsmoor protestieren Anwohner mit Spruchbändern gegen die Sammelverordnung der Kreisverwaltung. Foto: Möller In der Ortschaft Teufelsmoor protestieren Anwohner mit Spruchbändern gegen die Sammelverordnung der Kreisverwaltung. Foto: Möller
Naturschutzauflagen

Landrat hat bei Teufelsmoorern Vertrauen verspielt

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In der Ortschaft Teufelsmoor sind immer mehr Einwohner schlecht auf die Kreishausspitze zu sprechen. Durch die geplanten Naturschutzauflagen fühlen sich insbesondere Landwirte von einer kalten Enteignung bedroht.

Jetzt fühlt man sich durch ein von Landrat Bernd Lütjen herausgegebenes Infoblatt zusätzlich verunglimpft. „Das ist eine pure Unterstellung“, schimpfte Agnes Lenz. Die Einwohnerin Teufelsmoors besuchte Dienstag die Einwohnerfragestunde des Kreistages. Sie wehrt sich gegen Formulierungen, die Landrat Bernd Lütjen in einem so genannten Info-Blatt über ihre Ortschaft in Umlauf bringt. Die Bürger würden unter den Generalverdacht gestellt werden, dort Torfabbau zu betreiben, falls das geplante Schutzgebiet nicht komme. Diese Unterstellung durch die Kreisverwaltung erschüttert Lenz: „Glauben Sie, dass wir jetzt noch Vertrauen in Ihre Verwaltung haben, dass unsere Eingaben dort sachlich korrekt behandelt werden?“ Lenz lieferte das „Nein“ gleich mit.

Kreistag berät erst nach Neuwahl?

Als nächstes wollte die Aktivis­tin von den anwesenden Kreistagsabgeordneten hören, welche Haltung sie dazu einnehmen, dass der Kreistag erst in einer Sitzung nach dem nächsten Wahltermin die Beratung zur Sammelverordnung abschließen solle. Statt einer Antwort zur Sache gab es eine Geschäftsordnungsdebatte. Die sonst nicht für Wortkargheit bekannten Kommunalpolitiker stimmten stumm darüber ab, nichts sagen zu müssen.

In Teufelsmoor haben die rund 300 Einwohner Angst, ihre Existenzgrundlagen zu verlieren. An Pflanzen und Tiere werde gedacht, die Menschen aber vergessen. Entlang von Teufelsmoorstraße und Am Günnemoor hängen Protestplakate. Die Kulturlandschaft sei über Jahrhunderte durch bäuerliche Aktivitäten geschaffen worden, jetzt würden selbsternannte Naturschützer das Gebiet weiterentwickeln wollen. „Wer berät da eigentlich die Untere Naturschutzbehörde“, wundert sich Agnes Lenz. Mit der Renaturierung von Moorflächen werde womöglich ausgerechnet ein Torf­abbauunternehmen beauftragt, „das nennt sich dann Wiedervernässung“. In Teufelsmoor ist man sauer, dass die Politik Ausweisungen über private Grundstücke ausspreche. Den Weg zum Natura-2000-Gebiet sei man mitgegangen, die weiteren Auflagen werden von einer Bürgerinitiative, der Schutz Gemeinschaft Teufelsmoor und Hammeniederung, abgelehnt.

Teufelsmoor feiert am ersten Juliwochenende

Am kommenden Wochenende wird in der Schützenhalle Teufelsmoor, Zur kleinen Reihe 6, übrigens gefeiert. Beim Sommerfest am 2. und 3. Juli gibt es Sonnabend ab 14.30 Uhr eine Koffeetied in Düwelsmoor und abends „Schwoof up‘n Hof“, sicher aber auch Informationen rund ums Thema Naturschutz. Sonntag wird ab 11 Uhr zum ländlichen Hofmarkt eingeladen, ab 14 Uhr startet ein Kinderfest mit vielen Mitmach-Aktionen.

 

Unser Kommentar

Blamabel

Die Kreistagsmehrheit hat sich nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Der Frage, warum dieses Gremium auch über den Tag seiner Abwahl hin­aus tonangebend bei der Beschlussfassung der Sammelverordnung für mehr Naturschutz sein soll, können SPD und CDU nicht wirklich aus dem Weg gehen. Sie suchen doch wenigstens im Wahlkampf die Ansprache des Bürgers. Und der lässt sich nicht den Mund verbieten.

Abgeordnete, die glauben, sich selbst aussuchen zu können, welchen Themen sie sich öffentlich stellen wollen, sollten sich nicht wundern, wenn ihnen niemand mehr zuhört. Im Dialog mit den Menschen auf der Straße gibt es keine Geschäftsordnung, hinter der man sich verstecken kann. Wahlkampf ist nichts für Feiglinge und solche braucht auch niemand in Kommunalparlamenten.

Die Frage, ob es demokratisch ist, den Kreistag nach seinem politischen Verfallsdatum noch über die Sammelverordnung abstimmen zu lassen, wird noch beantwortet, auf jeden Fall vom Wähler.

 

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