Mit Torfkähnen überquerten Bürgermeister Carsten Sieling und sein Tross am Donnerstag den Grenzfluss Wümme, um im Landkreis Osterholz mit Landrat Bernd Lütjen und Gefolge zusammenzutreffen. Foto: Möller Mit Torfkähnen überquerten Bürgermeister Carsten Sieling und sein Tross am Donnerstag den Grenzfluss Wümme, um im Landkreis Osterholz mit Landrat Bernd Lütjen und Gefolge zusammenzutreffen. Foto: Möller
Traditionsschiffe

Sieling will „Sache mit den Torfkähnen nachgehen“

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"Ich will der Sache nachgehen", versprach Carsten Sieling beim Besuch im Landkreis Osterholz. Auf der Wümme dürfen derzeit keine Personen auf Torfkähnen befördert werden. Touristiker wünschen sich ein solches Angebot.

„An dieser Stelle schmiegen sich Bremen und Niedersachsen aneinander und die Wümme ist als Kissen dazwischen“, schwärmte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling. Es überkamen ihn wahrhaft poetische Gefühle, als er Donnerstagvormittag dem Landkreis Osterholz einen Besuch abstattete.

Dort bereitete man dem Senatspräsidenten auch einen großen Empfang, mit zwei Torfkähnen wurden Sieling und sein Tross vom Blockland auf bremischer Seite über den „Grenzfluss“, die Wümme, zum Gasthaus „Zur Schleuse“ auf Lilienthaler Seite geschippert. Einfach romantisch, aber auch am Rande der Legalität.

Nur noch historische Umzüge zugelassen

Die Inanspruchnahme der bis Anfang des 20. Jahrhunderts zum Transport von Torf aus dem Teufelsmoor nach Bremen genutzten Segelboote war in einem doppelten Sinne symbolträchtig: Zum einen sind Torfkahnfahrten mittlerweile zur echten Touristenattraktion geworden, zum ungewollt anderen verbietet das Gesetz solche Fahrten aber genau auf der für den „Staatsbesuch“ ausgewählten Strecke auf der Wümme.

Das Verbot bekamen die Anbieter solcher Ausfahrten behördlicherseits schon im Jahr 2011 aufs Brot geschmiert. Seitdem sind nur noch historische Umzüge auf der Wümme zugelassen – als so genannte Torfkahn-Armada bewegt sich im Rhytmus von drei Jahre ein Korso folkloristisch geschmückter Torfkähne von Neu Helgoland in Worpswede bis zum Torfhafen in Findorff. Fahrgäste dürfen, wenigstens gewerblich, nicht im Torfkahn über die Wümme geschippert werden.

Torfkähne nicht auf der Wümme erlaubt

Das müsse aber nicht so bleiben. Sieling, auf die Situation angesprochen,  „will der Sache nachgehen“. Eine Umwidmung der Wümme, die eine Bundeswasserstraße ist, in Landesregie komme für ihn aber nicht infrage, äußerte Sieling gegenüber unserer Redaktion.

Für den sanften Tourismus wünschen sich die Torfkahnschiffer der Bremer Arbeitslosen-Selbsthilfe (Bras) sehnlichst, ihre Ausfahrten wieder über den Torfkanal und die Kleine Wümme hinaus betreiben zu dürfen. „Natürlich muss auch der Naturschutz beachtet werden“, so Sieling, neben der Problematik der Zulassung für Passagiere gibt es auch noch Beschränkungen für den Motorbootverkehr zu beachten.

Verbot der Fahrten ist nicht neu

Das Verbot, Torfkahnfahrten auf der Wümme anzubieten, ist nach Auskunft des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Bremen nicht neu: „Dies ist aufgrund der fehlenden Fahrterlaubnis schon immer so gewesen“, sagt Amtsnautiker Andreas Kahnwald auf Nachfrage unserer Redaktion.

Bei einer gewerblichen Personenbeförderung gegen Entgelt unterliege ein Schiff höheren Sicherheitsanforderungen und der Bootsführer müsse höhere Patentanforderungen erfüllen als bei einer privaten Nutzung. Bau- und Ausrüstung von gewerblich zur Personenbeförderung betriebenen Fahrzeugen seien gesetzlich geregelt. „Torfkähne sind schiffbaulich nicht von den Vorschriften erfasst beziehungsweise erfüllen nicht die bestehenden Vorschriften“, so Kahnwald.

Landrat Bernd Lütjen empfing seinen Gast aus dem Nachbarbundesland trotzdem gerne im Torfkahn. Beide würdigten die „Grenzregion“, das Bremer Blockland auf der einen und das St.-Jürgensland auf Osterholzer Seite, für ihr Landschaftsbild. „Mir liegt das Blockland sehr am Herzen“, so Sieling, und zwar „für die Naherholung, den Naturschutz und auch den Erhalt der Landwirtschaft“. Das hörte Blocklands Ortsamtsleiter Heinrich Schumacher gern. Bremens flächenmäßig größter Ortsteil, der zugleich mit 400 Seelen einwohnermäßig der kleinste ist, profitiert von einer länderübergreifenden Zusammenarbeit.

Einmalige länderübergreifende Kooperation

Das würdigte beim Zusammentreffen von Vertretern der Hansestadt und aus dem Landkreis Osterholz, Sieling und Lütjen hatten jeweils Verwaltungsmitarbeiter in ihrem Gefolge, Jutta Schiecke vom Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) aus Lüneburg.

Sie ist Herrin über die Vergabe von Mitteln aus dem LEADER-Programm, rund 2,4 Millionen Euro fließen daraus bis 2020 aus Fördertöpfen der Europäischen Union in den Landkreis Osterholz, und der beteiligt das Blockland auf bremischer Wümmeseite an der Mittelvergabe.

Das sei niedersachsenweit einmalig, dass es eine solche länderübergreifende Kooperation gibt, so Schiecke. „Tourismus macht eben vor Ländergrenzen nicht Halt“, unterstrich Carsten Sieling die Bremer Sichtweise und den Grund seines Besuchs, der dann im Torfkahn in gewisser Weise auch standesgemäßg sein sollte.

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