Vor wenigen Wochen hat er mit dem Landesfischereiverband 40.000 Babyaale in der Wörpe ausgewildert. Foto: HR Vor wenigen Wochen hat er mit dem Landesfischereiverband 40.000 Babyaale in der Wörpe ausgewildert. Foto: HR
Umstrittener Schutz

Gehört der Aal noch auf unseren Speiseplan?

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Die Umweltstiftung WWF warnt davor, durch Überfischung weitere Fischbestände auszurotten. Es wird beispielsweise empfohlen, auf den Verzehr von Aal zu verzichten. Darüber schütteln Fischhändler und auch Angler den Kopf.

Der Aal ist vom Aussterben bedroht. Die Umweltstiftung WWF will ihn deshalb, zusätzlich zu anderen Arten wie Blauflossenthunfisch, Granatbarsch, Hai und Rochen vom Speiseplan gestrichen sehen. An die Verbraucher wendet man sich mit einem Fischratgeber, der auf Alternativen hinweist. Man könne der Überfischung der Meere durch weniger Fischverzehr begegnen.

„Das geht am Thema vorbei“, meint Martin Schüppel vom Fischerei- und Gewässerschutzverein aus Grasberg. Der  60-Jährige engagiert sich schon lange für die Erhaltung des Aals an der Unteren Wümme und in der Hammeniederung. Vor wenigen Wochen hat er mit dem Landesfischereiverband 40.000 Babyaale in der Wörpe ausgewildert (wir berichteten). Die auch Glasaal genannten Jungtiere wurden im Ärmelkanal gefangen und in einer Zuchtstation in Haren an der Ems aufgezogen. Aale sind Wanderfische, wenn sie geschlechtsreif sind, treibt es sie aus den Flüssen Europas in die Sargassosee vor der amerikanischen Ostküste. Der Aalnachwuchs wiederum zieht dann zurück in Richtung Nordeuropa.

Aal durch Umwelteinflüsse bedroht

Als Art bedroht wird der Aal durch Parasiten, die sich in der Schwimmblase ansiedeln, durch sich verändernde Strömungen im Meer und die vielen Querbauwerke in Flüssen, dazu zählen insbesondere Wasserkraftwerke. In deren Turbinen sterben tausende Aale, „Wasserkraftwerke erzeugen giftigen Strom“, sagt Schüppel. „Angler und Fischer sind dagegen keine Gefahr für den Fischbesatz“, so der Vorsitzende des Fischerei- und Gewässerschutzvereins. Früher habe jede Familie am Fluss noch eine Reuse ausgelegt, „das gibt es heute doch gar nicht mehr“. Durch ihre  Artenhilfsmaßnahmen würden die verbliebenen Angler als aktive Umweltschützer dem Aussterben des Aals entgegensteuern.

Wolfgsang Teichmeier handelt mit dem Aal und setzt sich für den Schutz der Art ein. Foto: Möller

Wolfgsang Teichmeier handelt mit dem Aal und setzt sich für den Schutz der Art ein. Foto: Möller

Das würdigt auch Wolfgang Teichmeier. Aal wird in seinem Fischgeschäft in der Osterholz-Scharm­becker Bahnhofstraße weiterhin als Delikatesse gehandelt. Gerade wer sich Platten für die Feier liefern lasse, wünsche auch Aal-Häppchen. Aber der Fisch ist teuer geworden. Übrigens auch wegen eines Beitrags den Teichmeier und seine Kollegen freiwillig leisten: Zusammen mit niederländischen Fischereibetreibern wird die „Initiative zur Förderung des Europäischen Aals“ (ESF) gefördert. Darin engagiert sich auch Andree Fiedler. Statt über den Aal auf der Speisekarte zu streiten, sollten die wahren Ursachen bekämpft werden: „Allein in den Turbinen des Weserwehrs bei Hemelingen werden täglich 50 bis 80 Kilogramm Aale verletzt und getötet“, sagt der Fischhändler aus Bremerhaven.

Fischhändler zahlen für Aalschutz

Die fast 7.600 Wasserkraftwerke und zusätzlich tausende Wehranlagen in ganz Deutschland seien die eigentliche Bedrohung für den Arterhalt und nicht der Verzehr durch den Menschen. 90 Prozent der Aale, die Fiedler geräuchert in den Handel bringt, stammen von Fischfarmen. Der Rest werde in Ostsee, Dänemark und Schweden gefangen.
„Pro Kilo Aal zahlen wir freiwillig 50 Cent, die für Schutzmaßnahmen ausgegeben werden“, sagt Fiedler. Finanziert würden daraus die Wiederauffüllung des Aalbestandes und Initiativen zur Verbesserung des Aufstiegs junger Aale in die Binnengewässer. Auch die Forschung unterstütze man, Ursachen von Krankheiten seien herauszufinden und die Folgen des Klimawandels mit den sich verändernden Strömungsverhältnissen für die Aalwanderung.

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