Mitunter bis hinein in private Gärten treibt es die Rehe im Landkreis zurzeit öfter mal – hier eine Aufnahme aus OtterstedtFoto: Bruns Mitunter bis hinein in private Gärten treibt es die Rehe im Landkreis zurzeit öfter mal – hier eine Aufnahme aus Otterstedt Foto: Bruns
Rehe in Wohngebieten

Wild im Garten: Rehe jetzt selbst „auf der Pirsch“

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Wildtiere auf Streifzügen: In den Wohngebieten im Landkreis Verden tauchen dieser Tage des Öfteren Rehe auf. Doch was bringt die ansonsten so scheuen Tiere dazu, nun teilweise bis in private Gärten vorzudringen?

VON HENRIK BRUNS

Eigentlich erwartet man das Phänomen eher zur Winterzeit, wenn die Wildtiere auf den schneebedeckten Feldern Schwierigkeiten haben, noch Nahrung zu finden. Im Frühsommer allerdings kann dies kaum der Grund dafür sein, dass manch scheues Reh plötzlich im Garten steht und dort an Gräsern und Pflanzen knabbert.

Obwohl: „Im Garten ist der Tisch natürlich reich gedeckt“, schmunzelt Christian Meier. Der stellvertretende Kreisjägermeister und seine Kollegen von der Kreisjägerschaft im Landkreis Verden werden zurzeit öfter auf die forschen Wildtiere in Menschennähe angesprochen – doch von einer Häufung der Vorfälle könne man aktuell nicht sprechen, sagt er.

Insekten auch für die Rehe lästig

Meier hat auch eine einleuchtende Erklärung für das Phänomen parat: „Wir haben im Moment überall eine hohe Vegetation – das bringt die Tiere dazu, ihre Aktionsradien zu vergrößern.“ Weil durch die derzeitigen stärkeren Niederschläge nach länger anhaltender Trockenphase also alles wächst und gedeiht, können die Rehe jetzt, durch für sie oft brusthohes Gesträuch geschützt, längere Wege zurücklegen – die sie eben auch schon mal in heimische Gärten führen.

„Hinzu kommen lästige Insekten, die vielen Mücken und Bremsen in den feuchten Bruchgebieten. Die sind für Rehe genauso unangenehm wie für Menschen“, meint Meier. Aus solchen Revieren würden sich betroffene flinke Vierbeiner da auch schon mal gerne fortbewegen.

Jäger appellieren an die Landwirte

An Landwirte, die auf ihren Feldern mähen wollen, appelliert man bei der Kreisjägerschaft, dies doch bitte vorher zu melden – denn Meier und Co. ist eine Vergrämung der Wildtiere wichtig, die Leben rettet. „Dann gehen wir einen Tag vorher mit unseren Hunden durch das Feld, denn hier sind oft Kitze versteckt“, erklärt der stellvertretende Kreislandwirt.

Allein die Duftmarken der Hunde würde die Ricken oft schon dazu animieren, ihre Kleinen woanders in Sicherheit zu bringen. Auch mit optischen Reizen wie flatternden Tüten bringen die Jäger die Rehe zum Standortwechsel.

Mähmaschinen gefährlich für Rehkitze

Leider seien tote Kitze bei der Mahd auch vor Ort immer wieder ein großes Problem. Zu viele völlig hilflose neugeborene Rehe kommen aus Meiers Sicht deshalb qualvoll zu Tode, weil es an der Absprache von Landwirten oder Grundbesitzern, die von Lohnunternehmen mähen lassen, mit den Jägern mangele. Bei modernen Mähern mit ihren Häckselwerken von bis zu zwölf Metern Breite hätten Tiere keine Chance zur Flucht.

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