Der Regenwurm hat zahlreiche Funktionen. Hier, für den Wurm eher unglücklich, als Nahrungsquelle für eine Amsel. Foto: Nabu Der Regenwurm hat zahlreiche Funktionen. Hier, für den Wurm eher unglücklich, als Nahrungsquelle für eine Amsel. Foto: Nabu
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Großer Gott: Regenwürmer heiliggesprochen

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Angler, Gartenbesitzer und viele Vögel schätzen den Regenwurm gleichermaßen, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Dass der Wurm großen Wert für unsere Erde hat, gehörte schon vor 4.000 Jahren zum Allgemeinwissen.

„Hörst du die Regenwürmer husten: ‘öchö, öchö‘, wenn sie durchs dunkle Erdreich ziehen, wie sie sich winden, um zu verschwinden, auf nimmer-nimmer-Wiedersehen“, heißt es in dem Kinderlied.

Und tatsächlich sind die Würmer so gut wie unsichtbar, wenn sie sich ihren Weg durchs Erdreich bahnen. Kriegt man die unscheinbaren Gesellen doch mal zu Gesicht, begegnet man ihnen häufig mit Ekel und Abscheu – ungerechterweise.

Denn: Selbst, wenn man mit dem schleimigen Erscheinungsbild der Regenwürmer nicht viel anfangen kann, sollte man zumindest ihre wichtige Funktion für unsere Natur würdigen. In der Bodenkunde wird die beste Bodenstruktur anerkennend als „Wurmlosungsgefüge“ bezeichnet.

400 Regenwürmer pro Quadratmeter

Kurz, der Regenwurm ist vermutlich der wichtigste Bewohner im Erdreich und macht bis zu 90 Prozent der Tiermasse im Boden aus. Durch seine Tätigkeit wird der Boden gelockert und viele Nährstoffe den Pflanzen besser verfügbar gemacht, so der Nabu.

„In gutem Boden leben gut und gerne 400 Regenwürmer pro Quadratmeter. Je Hektar fressen die Tiere bis zu 100 Tonnen Erdreich pro Jahr und scheiden es wieder aus“, berichtet Nabu-Geschäftsführer Sönke Hofmann beeindruckt.

Selbst schwere Tonböden lockern die Würmer auf, weil sie mehr als das 60-fache ihres eigenen Gewichts wegstemmen können. Der Regenwurm durchmischt nicht nur Mineralboden und Humus, er kleidet mit seinem Kot auch die Wände seiner Wohnröhren aus.

„Eingeweide der Erde“

Dadurch kommt Luft in den Boden und auch Pflanzenwurzeln nutzen gerne die „vorgebohrten“ Kanäle. Die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit durch Regenwürmer erkannten die Chinesen schon vor über 4.000 Jahren.

Traditionell wurden die Felder dort mit Kompost gedüngt, so der Nabu. „Aristoteles nannte die Regenwürmer ‚Eingeweide der Erde‘, Cleopatra ließ die Tiere heiligsprechen und verbot, sie aus Ägypten auszuführen“, erklärt Hofmann.

Nach einer Berechnung von Charles Darwin holen Regenwürmer jährlich über vier Tonnen Erde aus tieferen Schichten an die Oberfläche. Über die Vermehrung der Regenwürmer herrschen meist falsche Vorstellungen.

Sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane

„Oft wird geglaubt, die Tiere schnüren sich ihre Nachkommen einfach vom Leib ab, das ist komplett falsch“, klärt der Nabu auf. Auch dass beide Enden eines geteilten Regenwurms weiterleben können, sei leider ein Märchen.

Nur das Vorderteil, mit der „Clitellum“ genannten Verdickung, könne überleben. Die Wunden würden sich jedoch oft tödlich entzünden, so der Naturschützer. Obwohl Regenwürmer Zwitter sind, also sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane haben, paaren sie sich.

An warmen Abenden kann dies mit etwas Glück beobachtet werden. Dabei winden sich die Würmer umeinander, als würden sie tanzen. Sie sondern Schleim ab und tauschen ihre männliche Samenflüssigkeit aus.

Große Hilfe für Biogärtner

Kurze Zeit später produziert der dicke Clitellum-Ring einen Wulst, der langsam über den Regenwurm rutscht. Streift dieser Kokon auf seinem Weg zum Wurmende nun das 14. Segment, wird ein weibliches Ei in ihn abgegeben.

Zwischen dem neunten und elften Wurmsegment liegen die Samentaschen, in denen die fremde Samenflüssigkeit aus der Paarung gespeichert wurde. Wandert der Kokon daran vorbei, werde das Ei befruchtet, erläutert der Nabu.

Die Kokons im Erdreich sind grünlich-hellbraun und haben die Form einer Zitrone. Je nach Wurmart schlüpft der Nachwuchs nach zwei Wochen bis vier Monaten. In naturnahen Gärten ohne Giftspritze leben besonders viele Regenwürmer und helfen dem Biogärtner.

Weitere Infos gibt es beim Nabu (Vahrer Feldweg 185) unter Telefon 45 82 83 64 und im Netz.

 

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