Unter anderem Tassenfiguren gehören zu den Objekten, mit denen sich Künstlerin Alexandra Rolfs beschäftigt. Foto: pv Unter anderem Tassenfiguren gehören zu den Objekten, mit denen sich Künstlerin Alexandra Rolfs beschäftigt. Foto: pv
Stadtteil

Ist die Bremer Neustadt schon ein Künstlerviertel?

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Viel Kunst steckt in der Neustadt - aber erst auf den zweiten Blick. Hinter vielen Türen verbergen sich Ateliers und Menschen, die sich von ihrem Stadtteil inspirieren lassen. Eine von ihnen berichtet.

„Architektur|Atelier“ steht auf dem Schild am Eingang und beschreibt ziemlich gut, welche beiden Herzen in der Brust von Alexandra Rolfs schlagen. Und auch hinter der Eingangstür setzt sich das Bild fort. Architekturbüro und Atelier gehen fast nahtlos ineinander über.

Die 46-Jährige würde im Zweifel wohl immer den Arbeitsplatz im Atelier bevorzugen und an ihren Tonskulpturen arbeiten, anstatt am Schreibtisch vor dem Computer zu sitzen.

Architektur ist mehr als nur ein Broterwerb

Trotzdem: Architektur ist für die Neustädterin mehr als nur reiner Broterwerb. „Das Studium war die richtige Schnittmenge aus zeichnen, mit Leuten arbeiten und mir Sachen auszudenken“, sagt sie. Aber sie gibt auch offen zu, dass ihre Eltern die treibende Kraft waren, als es darum ging, „etwas Richtiges“ zu lernen. „Sie waren überzeugt: Mit Kunst verdient man kein Geld“, sagt Alexandra Rolfs. Und auch sie selbst war skeptisch.

Aber immerhin bot ihr das Studium auch die Möglichkeit, Kunstkurse an der Hochschule zu besuchen – und es brachte die junge Frau aus Gröpelingen dazu, in die Neustadt zu ziehen. Ein Aktmalerei-Seminar brachte den Knoten schließlich zum Platzen. „In einem Menschen ist so viel los, sowohl in seinem Gesicht, als auch in seiner Hülle.“ Das fasziniert Alexandra Rolfs bis heute. Menschen sind der Mittelpunkt ihrer Arbeit geblieben.

Ohne Kunststudium in die Kunstszene

Jahrelang hat die Neustädter Künstlerin daran gearbeitet, dass beide Bereiche – Kunst und Architektur – gleichberechtigte Teile ihres Lebens werden. Gar nicht so einfach, wenn man ohne Kunststudium und Kontakte in der Kunstszene auftaucht.

„Ich bin nicht der Typ, der mit einer Mappe rumläuft und seine Bilder anbietet“, sagt Alexandra Rolfs. Amüsiert erinnert sie sich an ihre ersten Ausstellungen in Bremer Lokalen. „Ich habe immer gehofft, dass zufällig ein Galerist vorbeikommt. Aber das ist natürlich nicht passiert.“

Heute sind Skulpturen ihr Markenzeichen

Alexandra Rolfs lebt und arbeitet als Künstlerin und Architektin in der Neustadt. Foto: Niemann

Alexandra Rolfs lebt und arbeitet als Künstlerin und Architektin in der Neustadt. Foto: Niemann

Dass jemand ihre Bilder kaufen wollte, kam stattdessen sehr wohl vor. Eine in Orange- und Gelbtönen gehaltene Rückenansicht einer Frau war das erste Gemälde, das ein Restaurantbesucher für seine Ehefrau kaufte.

Trotz beruflicher Selbstständigkeit blieb Alexandra Rolfs auch in Sachen Kunst immer am Ball und entwickelte sich weiter. Seit inzwischen 2004 sind markante Tonfiguren das Markenzeichen der Neustädterin. Workshops bei Künstlerin Sabine Emmerich weckten ungeahnte Produktivität. Einmal entstanden innerhalb nur weniger Tage 80 Figuren. „Es war, als ob alles aus mir raus musste“, sagt die 46-Jährige.

50 Prozent Architektur, 50 Prozent Kunst

Manchmal sind es detaillierte Gesichter, dann fast schon abstrakte Spargelfiguren, aber auch dekorative „Tassen-Menschen“ (Foto), die im Atelier von Alexandra Rolfs entstehen. Inzwischen hat sie sich auch beruflich weiterentwickelt und arbeitet nach einem Aufbaustudium als Denkmalschützerin für den Landkreis Nienburg. Ihrem Ziel, 50 Prozent der Arbeitszeit mit Kunst und die andere Hälfte mit Architektur oder eben Denkmalschutz zu verbringen, ist sie jetzt so nah wie nie zuvor.

Für die Neustädter Künstlerin ist das die perfekte Kombination. Allein von den Verkäufen ihrer Skulpturen leben zu müssen, würde sie abschrecken. „Ich weiß nicht, wie gut man auf Dauer sein kann, wenn man für den Markt produzieren muss. Aber bisher kommt die künstlerische Arbeit einfach aus mir heraus.“

Neustadt: Perfekter Platz zum Leben und Arbeiten

Mit der Neustadt hat sie den für sich perfekten Platz zum Leben und Arbeiten gefunden. Seit Mitte der 90er-Jahre ist sie dem Stadtteil jetzt schon treu. Mehr noch als die Inspiration schätzt sie die Infrastruktur der Neustadt. „Wenn man von der Arbeit kommt, kann man alles zu Fuß erledigen.“

Weitere Informationen über Alexandra Rolfs gibt es online unter www.rolfs.info

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