Die Wachmannstraße mit Supermarkt und Restaurant. Foto: WR
Stadtteilportrait

Wachmannstraße: Schwachhausens schöne Meile

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Bremer Stadtteilzentren im Portrait: Ein Streifzug durch die Wachmannstraße. Sie ist einmalig, denn so viele inhabergeführte Geschäfte gibt es in Bremen sonst nicht. Die Straße ist das Herz des vorderen Schwachhausen.

Der Weg in die Wachmannstraße führt, wenn man aus der Innenstadt kommt, über eine Hürde: Der Stern ist der Kreisel, an dem es drunter und drüber geht, Fußgänger auf Radfahrer und Autofahrer achten müssen. Da muss man durch. Wer mit der Straßenbahn fährt, bekommt von dem Trubel aber kaum etwas mit.

Fast schon dörfliche Ruhe kehrt dann in der Wachmannstraße ein, bis wieder eine Bahn vorbeibraust oder ein Schwung Radfahrer passiert. Auf den Bürgersteigen lässt es sich gut bummeln, denn die Mischung der Geschäfte dürfte Bremenweit einmalig sein: Fast alle sind inhabergeführte, kleinere Läden, da gibt es den Goldschmied, den Optiker, das Reformhaus, den Spielzeugladen, die Buchhandlung, die Damen-Boutique, um nur einige, wenige zu nennen.

Neue Bäckerei mit Café soll dazukommen

Der Rewe-Supermarkt bildet dazwischen das Rückgrat der Nahversorgung, ebenso die Filiale einer Kettenbäckerei schräg gegenüber. Überhaupt, die Bäcker: Weiter Richtung Stern gibt es die traditionsreiche Bäckerei Otten, die hier einst gegründet wurde. Und in die andere Richtung, weiter hinten, soll bald noch ein dritter Bäcker mit Café eröffnen.

Gleich drei Restaurants säumen die Straße, die übrigens allesamt in unseren Gastro-Tests gut abgeschnitten haben. Alle drei haben auch Tische draußen stehen, von denen sich das Leben gut beobachten lässt. Die Fattoria ist der Treffpunkt im Stadtteil.

Viele junge Familien hierher gezogen

„Es ist in den letzten Jahren noch lebendiger geworden“, sagt Inhaber Maurizio Bernardoni, und fügt unbescheiden hinzu, dass seine Fattoria ihren Anteil daran habe. „Es sind eben sehr viele junge Familien hierher gezogen.“ Mit der jüngeren Generation wandele sich auch das Klischee vom steifen Schwachhauser.

Zufrieden mit seinem neuen Standort ist Jürgen Lonius, der mit dem „Isaak’s Garden“ an der Ecke zur Altmannstraße erst jüngst eröffnet hat. „Die Erwartungen haben sich erfüllt“, sagt er.

Die Gäste seien anspruchsvoll – sie kochen selbst gern, gehen aber auch Essen. Lonius ist sicher, dass sich die Straße weiter entwickeln wird. Es gebe noch so viele Geschäftsideen, und er hofft, dass es auch entsprechend Flächen für Geschäfte geben werde.

Geschäftsleute und Anwohner zusammenbringen

Allerdings: Nachtschwärmer werden in der Wachmannstraße nicht fündig, spätestens um 22 Uhr gibt es in allen drei Lokalen nichts mehr. Gut, dass es mit dem Bobbys noch eine Bar für späte Stunden gibt.

„Das Besondere ist, dass es gelungen ist, in der Wachmannstraße Geschäftsleute und Anwohner zusammenzubringen“, sagt Ralph Saxe, der mit seiner Weinhandlung ebenfalls eine Institution ist. Vor 20 Jahren sei die Wachmannstraße noch wesentlicher weniger beliebt gewesen, auch Leerstände gab es.

Dicht an der Innenstadt und schöne, alte Häuser

Dabei ist die Lage ideal, wie Saxe betont: Sie liegt dicht zum Hauptbahnhof, und die Straße ist von großen, alten Bremer Häusern in wunderschöner Architektur gesäumt. Durch die Arbeit des rührigen Vereins hat sich viel getan: Zwei Feste im Jahr gibt es, keine Leerstände und die Nachfrage nach Ladenlokalen ist groß. Das hat auch die Preise ein wenig in die Höhe getrieben.

„Natürlich spielt die Kaufkraft für das Funktionieren eines Stadtteilzentrums eine Rolle“, räumt Saxe ein, die eben im gutbürgerlichen Schwachhausen hoch sei. Aber die Wachmannstraße macht mehr aus, als die Kaufkraft der Anwohner. Saxe nennt es eine „identitätsstiftende Funktion“, die die Straße habe. Und wer identifiziert sich nicht gern mit den hübschen, gepflegten Geschäften, in denen er seine Besorgungen machen kann?

Mehr Kunden aus anderen Stadtteilen kommen

Einen „Business Improvement District“ einzurichten, wie im Viertel, wollte man in der Wachmannstraße gar nicht.  „Wir regeln das so“, sagt Goldschmied Thomas Rammelt. Der Verein hat zum Beispiel erste die Geschwindigkeitsmessanlage Bremens finanziert, und er hat auch die Mülleimer aufgestellt, für deren Entsorgung er aufkommt.

„Es kommen auch mehr Kunden aus anderen Stadtteilen“, hat Rammelt beobachtet. Was fehlt der Wachmannstraße eigentlich? Vielleicht eine Drogerie, murmelt der eine oder andere, etwas mehr für den täglichen Bedarf. Vielleicht auch Parkplätze. Wer es mit dem Auto durch das Gewirr an Einbahnstraßen schafft, wird in der Wachmannstraße gar keinen Platz finden. Dafür bleibt die Straße vom Durchgangsverkehr verschont. Dass so genug Platz zum Bummeln ist, macht eben auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil aus.

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