Diephaus So niedlich kann schwer vermittelbar sein: Hündin Jaysi auf dem Arm von Tierpfleger Sascha Diephaus. Foto: pv
Tierheim

Die „Arche Noah“ kann nicht allen Tieren helfen

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Ein kleiner Widerspruch: Um möglichst vielen Tieren helfen zu können, kann ein Tierheim nicht allen helfen. Wer seinen Hund loswerden muss, hat erst einmal selbst die Verantwortung, für ihn ein neues Zuhause zu finden.

Die kleine Yorckshire-Terrierin rutscht auf den glatten Fliesen und dreht sich im Kreis, es sieht aus, als verfolge sie eine Fliege. Doch die Fliege dreht ab und die Hündin dreht sich weiter – das kleine Tier hatte mit seinen sechs Jahren schon einen Schlaganfall, ganz auf der Höhe ist sie seither nicht mehr.

Jaysi lebt seit Kurzem im Tierheim „Arche Noah“, ihr krankes Frauchen konnte sich um den Hund nicht mehr kümmern. Die Yorckshire-Terrierin ist eine Ausnahme – im Normalfall nimmt das Tierheim in Brinkum kranke Tiere wie sie nicht auf.

Alte Hunde schwer zu vermitteln

„Für viele Menschen ist das schwer verständlich“, weiß Sascha Diephaus. Doch das Tierheim, so der Tierpfleger, würde sich sonst selbst überlasten. „Alte und kranke Hunde, die wir aufnehmen, können selten weitervermittelt werden“, erklärt Diephaus.

Momentan wohnen in der Arche drei Hunde, die aus verschiedenen Gründen wohl bis an ihr Lebensende dort bleiben werden. „Hätten wir nur solche Fälle, wären unsere 60 Plätze für Hunde und 70 für Katzen im Nu voll – und Hunderte andere Tiere bekämen nicht die Chance, ein neues Zuhause zu finden.“

Großteil der Hunde kommt aus Südosteuropa

Ein Großteil der Vierbeiner die in der Arche leben, kommen aus Bulgarien oder Rumänien. „Es gibt die Kritik, dass wir uns doch erst einmal um unsere deutschen Tiere kümmern sollen“, so Diephaus.

Aber erstens sei die Arche ein privater Verein, und somit zu nichts verpflichtet; zweitens hätten auch diese Hunde und Katzen Hilfe bitter nötig. „Viele von diesen Straßentieren aus Südosteuropa haben richtig Scheiß Erfahrungen gemacht“, erzählt Diephaus, während sich einer seiner Schützlinge genüsslich von ihm streicheln lässt.

Ausgesetzte Tiere werden aufgenommen

Auch städtische Tierheime sind keinesfalls gezwungen, ein Tier anzunehmen, dass jemand abgeben möchte – obwohl manche gegen eine Gebühr dazu bereit sind.  Das etwas Pikante daran:  Fundtiere werden sehr wohl aufgenommen. Die meisten Tierheime, so auch die Arche, haben entsprechende Verträge mit den Gemeinden.

Für Menschen, die ihre Haustiere loswerden wollen, ist es also sicherer, sie auszusetzen, als sie abzugeben – so bekommen Hund und Katz auf jeden Fall einen Platz im Tierheim. Diephaus nickt.

„Ein Kind gibt man ja auch nicht einfach ab“

„Das ist ein Problem; wir hatten schon mal das Gefühl, dass Tiere absichtlich in unserer Nähe ausgesetzt wurden.“ Zum Glück käme so etwas aber doch selten vor. „Dafür muss man schon sehr wenig Verantwortungsgefühl mitbringen“, meint der Tierpfleger.

Durch die Registrierung von Tieren sei es zudem auch nicht mehr so leicht möglich. Diephaus glaubt nicht, dass man es Leuten unbedingt einfacher machen sollte, ihre Tiere legal loszuwerden. „Schon bevor man ein Haustier aufnimmt, muss man bedenken, was im Krankheitsfall geschieht – ein Kind gibt man ja auch nicht einfach ab.“

Besser selber um neuen Halter kümmern

Für die Eigenverantwortung des Halters plädiert auch die Amtstierärztin im Veterinärsamt des Landkreises Diepholz. „Wer ein Haustier  abgeben möchte, kann nicht darauf vertrauen, dass sich schon irgendwer kümmert und die Tierheime über Jahre ihre Plätze besetzen. Stattdessen sollte er selber  nach einem neuen Halter suchen.“

Rigoros ausgeschlossen, so versichert Diep­haus aber, ist es nicht, dass auch mal schwer Vermittelbare von der Arche übernommen werden. „Wenn die Besitzer aus Weyhe, Syke oder Stuhr, unserem Einzugsgebiet, kommen, sind wir eher bereit, im Notfall einzuspringen“, erläutert er.

Weitervemitteln trotz Schlaganfalls

Auch Jaysis Frauchen kam aus Weyhe. Diephaus hat bei der kleinen Yorkshire-Terrierin recht gute Hoffnung, dass sie nicht ewig im Tierheim bleibt, sondern erfolgreich weitervermittelt werden kann  – trotz des Schlaganfalls.

„Sie braucht keine Medikamente, kann alleine essen und trinken und hat sogar einen Stammbaum vorzuweisen“, zählt er auf. „Für Leute, die mit ihrem Hund nicht lange Spaziergänge machen möchten, könnte sie genau die ­richtige sein.“

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