Annedore Pass mit Klaus Schidlowski. Foto. Zeidler Annedore Pass mit Klaus Schidlowski. Foto. Zeidler
Klatschzentrale

Diese Tankstelle ist der Treffpunkt im Stadtteil

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„Ältere Leute erzählen mir gerne ihre Sorgen“, sagt Annedore Pass, „wie in einem kleinen Tante Emma-Laden.“ Verständlich. Ihr Lächeln, ihr ganzes Wesen laden zum Plaudern ein. Ein Bericht über eine besondere Tankstelle.

Kaffee, Milch und Nutella stehen in den Regalen. Hinter Glastüren brummeln die Aggregate und kühlen Cola und Co. für durstige Kehlen. Die Eistruhe, die Zeitungen und die Zigaretten, alles was zum Alltag gehört.

Auch Diesel und Super. Die gibt es draußen an der Zapfsäule. Annedore Pass und ihre Familie betreibt die Total Tankstelle mit angeschlossener Autowerkstatt unterhalb der Horner Mühle. Stammkunden und Durchreisende kehren bei ihnen ein. Manche nur für ein paar Minuten, andere für die Länge einer Zeitungslektüre und eines Kaffees.

Kaffee „to go“ gibt es im Treffpunkt

„Moin“, ruft Annedore Pass dem nächsten Kunden entgegen. Flotten Schrittes eilt er durch die Schiebetür in Richtung Tresen. „Einen großen Kaffee?“ fragt sie und füllt das Getränk schon in einen Pappbecher. Für unterwegs.

Der ambulante Pfleger André Beyer hat wenig Zeit. „Von hier nach da und überall“ ist er unterwegs. Seine Arbeitstage beginnen bei Annedore Pass in der Tankstelle vor einem „eng getakteten“ Pensum.

Man(n) fühlt sich gut aufgehoben

Während Beyer noch zwei Näpfchen Sahne in den dampfenden Kaffee füllt, hat sich Annedore Pass wieder ihrer Arbeit zugewandt. Sie schmiert Vollkornbrote. Salami oder Käse. Lange werden die nicht in der Auslage auf den nächsten hungrigen Magen warten.

Bald schon kauft sei ein junger Monteur im Blaumann. Der arbeitet um die Ecke und sagt über die Tankstelle: „Ich fühle mich hier gut aufgehoben und der Kaffee schmeckt gut.“

Meistens bleibt nichts über

Flink streicht derweil Annedore Pass schon wieder mit dem Messer über Brote. Stolz sagt sie nebenher: „Da bleibt nichts über.“ Sie hat im Gefühl, was ihre Kunden mögen und was sie an einem Tag verkauft. Kein Wunder bei 35 Jahren Erfahrung an dieser Tankstelle an diesem Ort.

Geplant war das so nicht, erzählt die Frau mit dem freundlichen Gesicht. Übernommen hatten sie die Tankstelle als „kleine Butze“. Von der Autowerkstatt zum Tankstellenleiter, da mussten sie und ihr Mann sich rein fuchsen.

Aber das hat sichtlich funktioniert. Heute steht hier ein moderner Bau. Gerade hat er einen neuen Anstrich bekommen und die Söhne arbeiten längst mit im Unternehmen. Fünf Jahre wollen wir es ausprobieren, hatte sich das Ehepaar vor Ewigkeiten mal gesagt. Annedore Pass lächelt: „Jetzt sind es schon 30 mehr geworden.“

Wie früher in der Stammkneipe – mit Kaffee

Jeder Handgriff sitzt bei Annedore Pass. Während die nächste Ladung Frikadellen im Ofen warm und lecker gart, geht sie durch den Verkaufsraum. Sie sortiert Bierflaschen um, verschwindet hinter der Glastür in die Kühlung und auf dem Rückweg bleibt sie für einen Moment bei Klaus Schidlowski stehen.

„Steht heut‘ was Gutes drin?“, fragt sie. Beide stecken die Köpfe zusammen über der Zeitung. „Nichts interessantes“, erwidert Schidlowski. Seit sechs Jahren kehrt er an der Tankstelle bei Familie Pass ein, zum Kaffee trinken und Zeitung lesen.

„Jeden Morgen auf dem Rückweg von der Kita“, sagt er fröhlich. Und: „Das ist ein festes Ritual.“ Dazu gehört auch, dass Annedore Pass sein Brötchen mit der Gekochten schon vorbereitet hat und nun über den Tresen reicht.

Weil er das so mag, kommt er auch sonntags vorbei, wenn er die Hunderunde dreht. „Hier ist es halt so wie früher in der Stammkneipe“, schwärmt er, „nur dass ich hier zum Kaffeetrinken hergehe.“

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