Celal Sarioglu (v. l.), Tanja Ulbrich und Pavel Fedorenko sind als Streetworker der Caritas auf den Straßen von Bremen-Nord unterwegs. Foto: Füller Celal Sarioglu (v. l.), Tanja Ulbrich und Pavel Fedorenko sind als Streetworker der Caritas auf den Straßen von Bremen-Nord unterwegs. Foto: Füller
Sozialarbeit

Wie diese Streetworker Bremer Jugendlichen helfen

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Sie sind Vertrauens- und Respektspersonen, aber auch Vorbilder: Die hauptamtlichen Streetworker der Caritas nehmen sich in Bremen-Nord der Probleme Jugendlicher an. Der Tenor: Es gibt zu wenig Angebote für junge Leute.

Den Erfolg ihrer Arbeit sehen Tanja Ulbrich, Celal Sarioglu und Pavel Fedorenko nur langfristig. „Das geht nicht von heute auf morgen. Wir müssen uns das Vertrauen der Jugendlichen erst erarbeiten“, erklärt der Streetworker Sarioglu. Dafür sprechen sie die Jugendlichen an.

„Unsere Arbeit spricht sich rum“

Bei ihrer Arbeit werden sie von fünf Honorarkräften unterstützt. „Viele Jugendliche kommen aber auch auf uns zu, unsere Arbeit spricht sich rum“, so Sarioglu weiter. Ein Erfolg sei es bei manchen Jugendlichen aber schon, wenn man sie vor dem Gefängnis bewahren könne oder sie einen Schulabschluss schaffen, ergänzt der 42-Jährige.

Die drei Streetworker sind in ganz Bremen-Nord unterwegs, mal gemeinsam, mal alleine. Jeder betreut feste Cliquen und Gruppen. Zusätzlich zur aufsuchenden Arbeit auf der Straße organisieren die Drei feste Angebote und Ausflüge. Pavel Fedorenko etwa bietet „Ringen gegen Gewalt“ an. „Die Jungs können ihre Energie raus lassen und kommen runter von der Straße. Sie lernen Disziplin und Respekt voreinander.“

Junge Leute lernen Werte, Religion, Kultur

Sarioglu beispielsweise kocht mit einer Gruppe, es gibt Musik- und Fußballangebote. Die Aktivitäten sind für die Jugendlichen weitgehend kostenlos. Ausflüge können ins Schwimmbad oder Kino führen, zudem gibt es auch Bildungsfahrten. „Dabei bringen wir Jugendliche aus den unterschiedlichen – auch ethnischen – Gruppen zusammen. Sie bauen ihre Vorurteile untereinander ab“, sagt Ulbrich. Die jungen Leute lernen aber auch andere Werte, Religion, Kultur und Gepflogenheiten kennen, fügt die 32-Jährige hinzu.

Die Aufgabe der Streetworker ist es, jungen Menschen eine Perspektive zu zeigen und sie zu unterstützen. Das kann über Hilfe bei der Praktikumssuche bis hin zur Organisation von Bewerbungstrainings gehen. „Es stimmt, dass Jugendliche mit einem bestimmten Nachnamen, einem Wohnsitz in der Grohner Düne oder Georg-Albrecht-Straße, keine Praktikums- oder Ausbildungsplätze bekommen. Viele trauen sich nicht einmal, zu fragen“, sagt Ulbrich.

Auch Sanktionen teil des Programms

Die drei Streetworker nutzen für diese Hilfe auch ihre eigenen Kontakte und Netzwerke, zudem kooperieren sie mit Freizis, Schulen, Sozialarbeitern und Kontaktpolizisten. Benimmt sich ein Jugendlicher in der Schule daneben oder schwänzt, erfahren das die Streetworker sofort: „Das führt auch bei uns zu Sanktionen. Der- oder diejenige darf dann zum Beispiel nicht an einem Angebot oder Ausflug teilnehmen. Das funktioniert“, so Fedorenko.

Die Streetworker haben aber auch Vorbildfunktion: Sarioglu und Fedorenko haben selbst einen Migrationshintergrund. „Das erleichtert vielleicht manchmal den Zugang. Sie wollen wissen, wie man Dinge erreichen kann. Am Ende müssen sie aber selber aktiv werden“, sagt Fedorenko.

„Es ist schwer sie zu motivieren“

Entgegen aller Vorurteile ist die Lage in den so genannten Binnengebieten, etwa in der Grohner Düne, in Lüssum und in der Georg-Albrecht-Straße für die Streetworker problemlos. Was sie aber überall beobachten: „Die jungen Leute haben keine Ideen mehr. Es ist sehr schwer, sie zu animieren“, so der 42-Jährige.

„Es gibt zu wenig Angebote für sie und die Eltern machen zu wenig mit ihnen“, sagt Ulbrich. Langeweile sei der Grund, warum die Jugendlichen am Ende Probleme bekommen – Beschäftigung der Schlüssel zu allem, sind sie sich sicher.

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