Das geplante Übergangswohnheim in Huchting ist in der Nacht zu Dienstag teilweise abgebrannt. Foto: Barth Das geplante Übergangswohnheim in Huchting ist in der Nacht zu Dienstag teilweise abgebrannt. Foto: Barth
Nach Molotowanschlag

Senat will Flüchtlingsheime besser schützen

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Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Huchting, überlegt die Sozialbehörde, künftig solche Objekte schon vor Einzug der Flüchtlinge schützen zu lassen. Wie es dort weitergeht, ist noch unklar.

von Lotta Drügemöller und Laura Bohlmann

Die Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann hat sich am Dienstagvormittag ein Bild von dem Übergangswohnheim in Huchting gemacht, das in der Nacht mit Molotowcocktails in Brand gesetzt wurde. „Man muss von einem geplanten Anschlag ausgehen“, sagt Sprecher Bernd Schneider. Die Senatorin habe den „widerlichen und feigen“ Anschlag als einen Angriff auf die Schwächsten unserer Gesellschaft bewertet.

Laut Schneider sollte das Übergangswohnheim im November an die Sozialbehörde übergeben werden, 135 Flüchtlinge sollten dort einziehen. Ob dieser Plan eingehalten werden kann, sei derzeit völlig unklar. „Wir müssen mit der Containerfirma klären, wie die Anlage möglichst schnell wieder instand gesetzt werden kann“, so Schneider.

Welche Konsequenzen der Brand hat, kann Schneider noch nicht absehen. „Es stellt sich aber in jedem Fall die Frage, ob wir solche Objekte nicht schon vor der Übernahme der Behörde schützen müssen.“ Vor Ort habe man mit Sachverständigen auch diese Frage erörtert. Abschließende Bewertungen könne man aber erst treffen, wenn der Sachverhalt geklärt sei.

Pflastersteine und Molotowcocktails Brandursache

Das Übergangswohnheim mit 80 Containern an der Obervielander Straße in Huchting hatte gegen 01:45 Uhr in der Nacht zu Dienstag gebrannt. Ein Anwohner alarmierte Polizei und Feuerwehr, die derzeit die Ermittlungen zur Brandursache durchführen.

Laut Polizei brannten vier der Container  aus, zwölf weitere wurden ebenfalls beschädigt. Mit Hilfe eines Großaufgebotes von Feuerwehr und Polizei gelang es, den Brand in relativ kurzer Zeit zu löschen und erste Ermittlungen einzuleiten. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

In dem entstehenden Containerdorf in der Obervielander Straße entstand hoher Sachschaden. Personen wurden weder verletzt noch gefährdet. Unbekannte Verdächtige hatten laut Polizei an diversen unbewohnten Wohncontainern Fensterscheiben – zum Teil mit Pflastersteinen- eingeschmissen. Anschließend warfen die Straftäter mehrere Brandsätze in die Objekte. Weil nicht alle  Molotowcocktails zündeten, brannten nur vier Container und nicht das ganze Übergangswohnheim aus.

Die Polizei Bremen teilt mit, ein verstärktes Auge auf Flüchtlingsunterkünfte richten zu wollen. Die bereits getroffenen Schutzmaßnahmen sollen intensiviert werden. Die Beamten der Ermittlungsgruppe ermitteln mit Hochdruck in alle Richtungen. Die Brandspezialisten werden noch bis zum Nachmittag vor Ort sein. Ein politischer Hintergrund kann für die Tat derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Die Polizei bittet Zeugen, die vergangene Nacht in Huchting in der Nähe der Obervielander Straße Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise zu Tätern geben können, sich beim Kriminaldauerdienst unter 362 38 88 zu melden.

Unterkunft von Huchtingern akzeptiert

In dem Übergangwohnheim direkt an der B75 sollten im Dezember 135 Flüchtlinge einziehen. In einer Beiratssitzung wurde vorgestellt, dass dort vor allem Familien mit Kindern leben sollten. Bei der Sitzung im März begrüßten die meisten Anwohner diese Pläne. Viel umstrittener schien den Anwohnern die Einquartierung von jugendlichen Flüchtlingen im ehemaligen Hotel Landgraf unter Leitung von Lothar Kannenberg. Dort sind die Jugendlichen bereits vor einem Monat eingezogen.

Am Donnerstag wollte der Beirat allen Interessierten die Möglichkeit geben, ihre Sorgen und Fragen zu der Kannenberg-Unterkunft loszuwerden. Allerdings haben sich Kritiker dort kaum geäußert. Michael Horn von den Linken glaubte, dass sich die Bedenkenträger nicht ernst genommen fühlten.

Am Dienstag äußerte sich Horn „entsetzt und fassungslos“ über den Anschlag. „Wir dürfen uns dieser rassistischen Tat nicht beugen, Bremen muss jetzt endlich für die Sicherheit dieser Unterkünfte sorgen“, so der Politiker.

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