Der Werdersee war diese Saison freilutpartyfreie Zone. Foto: WR Der Werdersee war diese Saison freilutpartyfreie Zone. Foto: WR
Open-Air-Feiern

Freiluftpartys: Viel Lärm um fast gar nichts

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Eins ist beim Thema Freiluftpartys in Bremen sicher: Sie spalten die Gemüter und haben gerade in der Neustadt für hitzige Diskussionen gesorgt. Umso überraschender ist die erste Saison dort verlaufen.

Mit über 40.000 Menschen ist die Neustadt der bevölkerungsreichste Stadtteil Bremens. Gerade für junge Menschen wird die Neustadt nicht nur als Wohn-, sondern auch als Ausgeh-Quartier immer attraktiver.

Als aber im März dieses Jahres das Freiluftparty-Gesetz in Kraft trat, folgten teils heftige Diskussionen in den Stadtteilen. Beiratspolitiker, aber auch Anwohner hatten Angst vor Lärmbelästigung und Umweltverschmutzung. Die Folge: Viele Stadtteilparlamente schlossen attraktive Grünflächen von vornherein für Freiluftpartys aus.

Freiluftpartys erneut Thema im Beirat

Paragraph 3 des „Ortsgesetzes über nicht kommerzielle spontane Freiluftpartys“ ermöglicht Ortsteilbeiräten nämlich relativ leicht, per Beschluss ganze Areale als unzulässig zu klassifizieren. Davon hat auch die Neustadt Gebrauch gemacht und im April nach hitzig geführter Debatte den Werdersee und den Stadtwerder zur partyfreien Zone erklärt – gegen den Widerstand von Linken, Grünen und FDP.

Jetzt hat sich der Beirat erneut mit dem Thema beschäftigt und wollte wissen, wie die Partysaison in der Neustadt tatsächlich verlaufen ist. Das überraschende Ergebnis: Seit Inkrafttreten des Gesetzes gab es nur eine einzige Party. Sie habe am 8. Mai in den Neustadtswallanlagen zwischen Neustadtsbahnhof und Weser stattgefunden, berichtete Volkmar Sattler, Leiter des Polizeireviers Neustadt.

Polizei: Partys „positiv gelaufen“

Sie sei wie auch drei Partys im Hohentorshafen, die allerdings zum Zuständigkeitsbereich des Beirats Woltmershausen gehören, „nach polizeilichen Kenntnissen durchaus positiv gelaufen“. Im gesamten Bezirk der Polizeiinspektion Süd mussten die Beamten im Sommer zwei nicht angemeldete und damit illegale Partys beenden, eine davon gerade erst in der Nacht zum 17. November am Woltmershauser Mittelkampsfleet an der Stromer Landstraße.

Als die Polizei dort nach Hinweisen über laute Musik morgens auftauchte, habe man aber nur noch die letzten drei Gäste getroffen, die bereits auf dem Weg nach Hause waren. „Wenn wir illegale Veranstaltungen feststellen, werden sie aber von uns aufgelöst“, betonte Sattler.

Grundsätzlich weniger Beschwerden über Musik

Insgesamt habe die Polizei in diesem Sommer – auch unabhängig von Freiluftpartys – seltener Beschwerden über elektronisch verstärkte Musik unter freiem Himmel abarbeiten müssen. „Das ist dieses Jahr viel weniger geworden.“ Auch in Bezug auf Müll sei die Saison „eher entspannt“ verlaufen.

Im Beirat hat Sattlers Bericht für erneute Diskussionen über Freiluftpartys gesorgt. „Wir haben festgestellt, dass Freiluftpartys nicht das Problem sind“, sagte Wolfgang Meyer (Die Linke). Er plädiert für die künftige Öffnung des Werdersees für nächtliche Feiern. Dass dieser auch zu anderen Zeiten bereits stark genutzt würde, könne kein Argument sein. „Wir leben eben in einer Großstadt und die Erholungsflächen sind für ganz Bremen da“, sagte er in Richtung der Anwohner. „Wir haben nicht wahnsinnig viele freie Flächen.“

Revierleiter warnt vor Partys nahe der Wohnbebauung

Auch Johannes Osterkamp (Grüne) zog ein positives Fazit über die Freiluftparty-Saison. Er selbst sei häufiger Gast auf diesen Veranstaltungen gewesen. Die jetzige Regelung sei zwar zunächst von den Party-Kollektiven als Korsett empfunden, schließlich aber doch gut angenommen worden.

Auch wenn die ihm bekannten Partys in der Neustadt und benachbarten Stadtteilen allesamt unauffällig verlaufen seien, warnt Revierleiter Sattler aber davor, sie an Plätzen nahe von Wohnbebauung zuzulassen. Gerade die lauten Bässe könnten dort doch Probleme mit Nachbarn machen. Er befürwortet, die Veranstaltungen lieber am Stadtrand durchzuführen. „Da gehören sie hin und da sollen sich die Leute austoben.“

Der Beirat hat jetzt zunächst noch einmal das Stadtamt aufgefordert, alle Zahlen rund um Beantragungen von und Beschwerden über Freiluftpartys in der Neustadt zusammenzustellen und will sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut mit dem Thema beschäftigen.

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