Die Mini-Kneipe in Huchting wird 50. Wirtin Antonia Liese mit ihren Gästen und der alten Tresenkraft Renate Voezke. Die Kneipe in Huchting ist eine typische Stammkneipe und feiert ihr Jubiläum mit vielen alten und neuen Gästen. Gaststätte Huchting Geschichte Bier trinken Wirtin Antonia Liese (2. v.l.) in ihrer Mini-Kneipe. Am Samstag wird groß gefeiert. Foto: pv
50 Jahre Mini-Kneipe

Wo das Leben lebenswert ist: Mini-Kneipe wird 50

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So eine Kneipe gibt es in Huchting nicht mehr an jeder Ecke: Gedimmtes Licht, überall Erinnerungen an alte und neue Feste, die Gäste überbieten sich in Anekdoten und zwischendurch wird gesungen: Die Mini-Kneipe wird 50.

Wenn am Samstag das Jubiläum der Mini-Kneipe gefeiert wird, dann packen alle mit an. Die Nachbarn stellen ihre Parkplätze zur Verfügung, damit die Zelte aufgebaut werden können; der Sohn der früheren Gründer kocht Gulasch für alle Gäste.

Und der Sohn des Maurers, der das Haus der Minikneipe erbaut hat, stellt die dazugehörige Gulaschkanone zur Verfügung. „Wenn der Eindruck entsteht, dass das hier alles eine große Familie ist – der Eindruck stimmt“, erklärt Wirtin Antonia Liese.

Eine Kneipe für das ganze Leben

Es ist eine Familie, die nun seit 50 Jahren besteht. Das ganze Leben spielt sich hier ab: „In der Kneipe haben wir Geburtstage und Hochzeiten gefeiert“, berichtet Liese. „Auch Spaßhochzeiten. Da wird das Geld zusammengeschmissen für ein kleines 30-Liter-Fass und dann gibt es Party, Party, Party.“

Als Ottifant und Hannelörchen dran waren, erzählt die Wirtin, wurde etwa ein Hochzeitskleid gebas­telt und ein Ehering aus Silberpapier. „Ottifant“ und Hannelörchen, der „Pastor“, die „112“ und „der Schnuckelchen“ – in der Mi

ni-Kneipe tragen viele Gäste solche Namen – man kann es wohl als Ehre verstehen, für langjährige und liebgewonnene Besucher.

Früher war das Nachtleben in Huchting noch belebter

Am Anfang, als noch das Gründerehepaar Neunaber die Kneipe führten, hieß das Lokal Central-Gaststätte. Doch als 1983 Monica Nentwig gemeinsam mit ihrem Mann Dieter die Kneipe übernahm, da machte sie Nägel mit Köpfen, und nannte sie so, wie sie im Volksmund schon immer hieß: Die Mini-Kneipe.

„Eine Handvoll andere Kneipen gab es damals auch noch, die alle rappelvoll waren“, erinnert sich Nentwig. „Um halb zehn war der Film im Fernsehen vorbei, und dann ging man ein Bierchen trinken.“

Manchmal war es wohl auch mehr als eins, besonders zu besonderen Ausflügen mit den Stammgästen. Nentwig erinnert sich an Butterfahrten: „Von denen kam man sturzbesoffen zurück und hatte alles andere als Butter gekauft“, berichtet sie.

Die Wirte wechseln, die Gäste bleiben…

Nentwig selbst hatte schon seit 1966 als Thekenkraft hier gearbeitet – und obwohl sie die Kneipe umbenannte und umbaute, änderten sich deren Geist und Besucher nicht: Sie blieben alle, die Turndamen, die Knobel- und die Skatbrüder.

Heute ist die ehemalige Wirtin 77 Jahre alt und hat selbst schon lange anderen Platz gemacht: Seit zehn Jahren führt Antonia Liese die Mini-Kneipe. „Als ich angefangen habe, sprach ich noch kein so tolles Deutsch und musste trotzdem jeden Abend alle Gäste verstehen“, erinnert sich die gebürtige Ukrainerin.

Anne Fehners, die 112, arbeitet schon lange in der Mini-Kneipe

Anne Fehners (r.) arbeitet schon lange in der Mini-Kneipe

… und neue kommen hinzu

Sie hatte mit ihrem Mann Michi den Kiosk nebenan geführt – und entschloss sich, zuzuschlagen, als sie das Angebot bekam, die Kneipe zu kaufen. „Fünf Tage hatte ich Zeit, um alles zu lernen“, erinnert sie sich lachend, „dann ging meine wichtigste Hilfe für viele Jahre, „Renate-Granate“ in Urlaub – „und ich war ganz auf mich gestellt.“

Renate „Granate“ Voezke ist heute 77. Noch bis vor vier Jahren hat sie in der Kneipe gearbeitet – und bekommt gleich ein Lob vom Pastor: „Eine ganz tolle Tresenfrau war sie“, sagt der alte Gast. Seit vielen Jahren ist nun Anne Fehners, die „112“, hinter dem Tresen hilfreich tätig. „Sie und ihr Mann, der Schnuckelchen, sind immer für mich da“, erzählt Liese.

Viele neue Gäste sind über die Jahre dazugekommen: „Die kleinen Kinder, die früher in unserem Kiosk Bonschen gekauft haben, zum Beispiel“, so Liese. Andere haben sogar noch früher ihren ersten Kontakt mit der Gaststätte gemacht: Sie sind die Kinder von Stammgästen, die als Babys stolz vorgeführt wurden, einmal über den Tresen krabbelten, und einen Eintrag ins Kneipenbuch bekamen.

Es wird schon mal was vom Pferd erzählt

Eine Geschichte jagt die nächste. Es wird erzählt wird, wie einmal ein Pferd in der Kneipe stand, wie sich ein Wirt einst in einen viel zu engen Frauenbadeanzug zwängte, oder, dass es beim Preisskat eine lebendige Gans als Überraschungspreis gab.

Es werden voller Nachdruck nicht ganz ernst gemeinte Heiratsanträge gemacht und natürlich wird zwischendurch immer wieder das nächste Bier bestellt.

Da plötzlich erklingen  ein paar besondere Akkorde aus dem Computer. „Mein Lieblingslied“, ruft Antonia Liese und stellt die Musik so laut, dass nichts anderes mehr zu hören ist. „Der Abend senkt sich auf die Dächer der Vorstadt“, beginnt­ Peter Alexander zu singen. Und spätestens beim Refrain, da singt die halbe Gaststätte mit: „Die kleine Kneipe in unserer Straße…“.

Zum Jubiläum gibt es ein großes Fest

Am Samstag wird ab 17 Uhr gefeiert – in der Kneipe und draußen in Zelten. Sie werden wohl alle da sein, die neuen und die alten Gäste, die alten Wirtinnen, die langjährigen Tresenkräfte, ja sogar die 90-jährigen Gründer, die Neunabers, wollen versuchen zu kommen.

Eine Schauspielerin wird die Geschichte der Kneipe nacherzählen, Lieder singen und auch sonst den ganzen Abend über für Unterhaltung sorgen. Es gibt eine Tombola – und alle Besucher bekommen eine Portion Gulasch umsonst.

Auch wer noch nie da war, soll vorbeikommen. „Wenn hier ein Neuer reinkommt, bitten wir den immer gleich zum Tresen“, erzählt Michi Liese – „das hält man doch sonst nicht aus, wenn der da so alleine sitzt.“

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