Bremer Azubis haben doppelt so häufig eine Verletzung wie der durchschnittliche Arbeitnehmer. Foto: DAK Bremer Azubis haben doppelt so häufig eine Verletzung wie der durchschnittliche Arbeitnehmer. Foto: DAK
Studie

Auszubildende fallen doppelt so häufig verletzt aus

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Bremer Auszubildende fallen doppelt so häufig mit Verletzungen aus wie der durchschnittliche Arbeitnehmer. Und auch bei Fehltagen wegen Erkältungen liegen die Berufsanfänger vorn. Machen junge Menschen schneller blau?

Von 100 Bremer Azubis sind fast 20 im vergangenen Jahr wegen einer Verletzung nicht arbeitsfähig gewesen. Die Unfallrate liegt damit 109 Prozent über dem Durchschnitt aller Arbeitnehmer. Das hat die Krankenkasse DAK jetzt mit ihrer aktuellen Azubi-Sonderanalyse herausgefunden.

Insgesamt wurden die Daten von 15.000 berufstätigen Bremern ausgewertet, die bei der DAK versichert sind. Dabei zeigte sich: Durchschnittlich kommen auf 100 Arbeitnehmer gerade mal 9,3 verletzungsbedingte Arbeitsausfälle. Nur bei den 15- bis 19-Jährigen liegt diese Zahl deutlich höher.

Verletzungen sind häufigster Ausfall-Grund

Bei jungen Leuten sind Verletzungen auch die häufigste Ursache für Fehltage. Auf Platz zwei kommen laut Studie Erkrankungen des Atmungssystems. Bronchitis, Sinusitis – oder schlicht Erkältung: Die Azubis fielen wegen solcher Erkrankungen eineinhalbmal so häufig aus wie der durchschnittliche Versicherte.

Sind Berufsanfänger empfindlicher als erfahrene Kollegen? „Das wäre schon sehr spekulativ“, sagt Sönke Krohn, Sprecher der DAK in Bremen. Der hohe Krankenstand sei allerdings sehr wohl auffallend.

Anderes Freizeitverhalten könnte der Grund sein

Die Krankenkasse geht aber von anderen Gründen für die hohe Verletzungshäufigkeit aus. „Jüngere haben eine größere Risikobereitschaft, dadurch kommt es bei ihnen häufiger zu Unfällen“, vermutet Krohn. Andere Freizeitbeschäftigungen als ältere Kollegen, wie zum Beispiel risikobehaftete Sportarten, könnten eine Ursache sein.

Ob die Verletzungen bei Sport- oder Arbeitsunfällen passiert sind, danach unterscheidet die Studie nicht. Auch ein Trend ist nicht ablesbar – die DAK hat die Studie zum ersten Mal durchgeführt.

Zu viele Fehltage gefährden denAbschluss

Dass Azubis auffällig häufig krank sind, ist Frank-Dieter Lutz, bei der Handelskammer für Aus- und Weiterbildung zuständig, noch nicht zu Ohren gekommen. „Den Eindruck können wir nicht bestätigen.“ Er weist aber darauf hin, dass zu viele Fehltage den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung gefährden.

„Wenn ein Auszubildender mehr als zehn Prozent Fehltage hat, schauen wir genauer hin“, sagt Lutz. Dann bekommt das ausbildende Unternehmen ein Schreiben von der Handelskammer und muss nachweisen, dass das Ausbildungsziel trotzdem erreicht ist – sonst wird der Kandidat nicht zur Abschlussprüfung zugelassen.

Allerdings – auch das zeigt die Studie – haben junge Leute auch einen echten Vorteil. Sie werden schneller gesund als ihre älteren Kollegen. Im Durchschnitt waren sie zwar häufiger, dafür aber vier Tage kürzer krank.

Entgeltfortzahlung nur bei unverschuldeter Verletzung

Auch Cornelius Neumann-Redlin, Geschäftsführer des Bremer Arbeitgeberverbands, will Azubis nicht pauschal eine größere Empfindlichkeit unterstellen. Der Krankenstand der Arbeitnehmer sei in Bremen eigentlich gleichbleibend. „Ich vermute, das gilt auch für die Auszubildenden.“

Sportliche Mitarbeiter hätten trotz erhöhten Unfallrisikos bei Arbeitnehmern einen guten Ruf. „Unternehmen sehen das positiv“, so Neumann-Redlin. Trotzdem warnt er davor, sich in der Freizeit allzu fahrlässig zu verhalten. „Ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung besteht nur bei unverschuldeter Arbeitsunfähigkeit.“

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