Bremer Journalisten begleiten die Dreharbeiten zum neuen Tatort.Fotos: Schlie Bremer Journalisten begleiten die Dreharbeiten zum neuen Tatort.Fotos: Schlie
Reportage

Gepflegtes Chaos am neuen Bremer „Tatort“

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Irgendwo in Oberneuland wohnt der Verdächtige, der vier Morde begangen haben soll. Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Nils Stedefreund ermitteln. Die Zeugen: Bremer Journalisten. Ein Besuch bei den Dreharbeiten.

„Was ist denn im Keller?“, Hauptkommissar Stedefreund guckt streng, schiebt sich energisch an Jost Friedland vorbei. „Da ist es schmutzig“, sagt der Hausbesitzer und läuft dem Beamten hinterher. „Keine Sorge, das kommt nicht in die Akten“, giftet dieser und verschwindet nach unten, den besorgt wirkenden Friedland auf den Fersen. Derweil geht Hauptkomissarin Inga Lürsen auf Tuchfühlung mit der nervösen Ehefrau – mit leisen Worten, wissenden Blicken und einem schneidender Unterton.

Das alles wirkt sehr verdächtig. Auch auf die anwesenden Journalisten, die sich am Drehort des neuen Tatorts „Nachtsicht“ umsehen dürfen – bei 32 Grad Außentemperaturen ein schweißtreibende Angelengenheit. Mit Regisseur Florian Baxmeyer, Vigasisten, Tonleuten und weiteren Technikern beobachten wir, eingepfercht in das stickige, kleine Schlafzimmer des Hauses, wie die Einstellung ein ums andere Mal neu gedreht wird.

Zwölf Mal schon ist Schauspieler Rainer Bock als Jost Friedland die Treppe heraufgerannt, hat die Arme schützend um seine Frau (Angela Roy) gelegt, wurden sie als Verdächtige von Sabine Postel und Oliver Mommsen ins Verhör genommen.

In Oberneuland herrscht gepflegtes Chaos

Es herrscht gepflegtes Chaos. Menschen mit Headsets und Blöcken, Quasten oder Requisiten in der Hand steigen über Stühle, schlängeln sich nach irgendwo hin durch. „Blick von rechts nach links, oder doch andersherum?“ „Hier bitte nochmal Maske!“ „Soll ich was in der Hand halten, wenn ich aus dem Keller komme?“ „Neee.“ „Cut.“ „Und Ruhe bitte, es geht weiter.“ „Wann soll ich über die Schulter gucken?“ „Jetzt machen wir ein Pickup.“ „Uuund danke, das wars, jetzt erstmals Pause.“

Hinter dem fast schon ruhigen Schauspiel hat man das Gefühl, im Inneren einer gut geölten Maschine zu stecken, in der die einzelnen Rädchen immer dann anfangen zu rotieren, wenn die Szene abgeschlossen ist. Während der Drehs friert jede Bewegung ein, fast scheint es, als halten alle die Luft an.

Kein „politischer“ Tatort, sondern ein Krimi

Zwei Tage lang wird in dem Einfamilienhaus, irgendwo in Oberneuland, gedreht. Die Besitzer seien „geflüchtet“ erklärt Redakteurin Annette Strelow. Ist vielleicht auch besser so. Denn damit das Bild auch wirklich stimmig ist, wird so ziemlich alles neu bestückt und arrangiert, bevor es nach Dreh-Ende wieder in den Urzustand „zurückverwandelt“ wird.

„Die Patina am Haus war aber schon da“, sagt Strelow. „Die mussten wir nicht extra machen.“ Das hört sich zwar an wie ein Witz, ist aber keiner. Denn für das perfekte Ambiente ist kaum ein Aufwand zu groß. Im Frühjahr soll der Tatort ausgestrahlt werden, Genaueres weiß man noch nicht. Nur, dass es diesmal wohl kein „politischer“ Tatort wird, sonder eher ein „Krimi mit Familie“, wie Strelow verrät. Und: Eine technische Überraschung wird auch dabei sein – es bleibt also spannend.

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