Die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen Beata Hawiar und Regina Elsner-Kehmna, BISS-Beraterin Gudrun Dehmel, Geschäftsführerin Ulla Schobert und Annette Kammann vom Kinderschutzbund Verden (v. l.) informierten am Weltkindertag über die Problematiken häuslicher Gewalt.Foto: Bruns Beata Hawiar und Regina Elsner-Kehmna (Frauenhaus), Gudrun Dehmel (BISS), Ulla Schobert und Annette Kammann (Kinderschutzbund) (v. l.) informierten am Weltkindertag über häusliche Gewalt. Foto: Bruns
Verden

Wie Kinder vor häuslicher Gewalt geschützt werden

Von
Schuldgefühle, Druckmittel, Versteckspiel: Wenn prügelnde Väter nach einem Hausverweis auf ihrem Umgangsrecht beharren, ist das für die betroffenen Kinder oft schwer zu verarbeiten. Ein Frauenhaus klärt auf.

VON HENRIK BRUNS

Nach Polizeieinsätzen in Fällen von häuslicher Gewalt – zu 90 Prozent sind Männer die Täter – nimmt die BISS-Beratungsstelle umgehend Kontakt zu den betroffenen Frauen auf. Letztere haben seit Januar 2002 das Gewaltschutzgesetz auf ihrer Seite, können den prügelnden Partner vorübergehend des Hauses verweisen lassen, ein Näherungsverbot beantragen und sich weitere Schritte vorbehalten.

Umgangsrecht wird ausgenutzt

Anders aber sieht es für die Kinder in solchen Familien aus. „Väter haben ein Sorge- oder Umgangsrecht für ihre Kinder. Das nutzen gewalttätige Männer häufig, um ihre Ex-Partnerinnen weiter zu kontrollieren“, erklärt Frauenhaus- und BISS-Geschäftsführerin Ulla Schobert.

Was dann in einer Kinderseele vorgeht, erleben die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses öfter. Exemplarisch berichtet Schobert von einem Fünfjährigen, der sich im Verdener Frauenhaus in einem Schrank versteckt hätte, als ihn sein Vater holen wollte.

„Kinder haben oft Schuldgefühle“

Bundesweit fordern die Frauenhäuser daher, das Umgangsrecht für prügelnde Väter in akuten Fällen erst einmal außer Kraft zu setzen. Auch betroffene Kinder würden Abstand und Ruhe benötigen, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

„Solche Kinder haben zum Beispiel oft starke Schuldgefühle“, berichtet Schobert von einer Achtjährigen, die sich massive Vorwürfe machte, weil sie vor lauter Aufregung nicht die Polizei hatte anrufen können, als ihr Vater ihre Mutter würgte.

Landkreis: 300 Fälle häuslicher Gewalt im Jahr

Gut angenommen werde die speziell für Kinder gedachte Hilfe des BISS im Rahmen des niedersächsischen Modellprojekts „Kinder nicht allein lassen!“.

Nach Polizeieinsätzen wegen häuslicher Gewalt kommt eine BISS-Mitarbeiterin zu den Kindern und Jugendlichen dieser Familien ins Haus, um sie bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen und ihnen sinnvolle Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen – auch für den nächsten Ernstfall.

Mit rund 300 Fällen von innerfamiliärer Gewalt haben Frauenhaus und BISS im Landkreis Verden es jährlich zu tun. Die Hilfe speziell für die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu intensivieren, ist ein aktuelles Ziel. Weitere Informationen zu den Einrichtungen unter www.biss-verden.de und www.frauenhaus-verden.de

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