Daniela Hirt ist seit einem Jahr Trainerin für Täterarbeit bei dem Oldenburger Interventionsprojekt. Foto: Konczak Daniela Hirt ist seit einem Jahr Trainerin für Täterarbeit bei dem Oldenburger Interventionsprojekt. Foto: Konczak
Interventionsprojekt

Kurs für gewalttätige Männer startet in Delmenhorst

Von
Das Oldenburger Interventionsprojekt (Olip) ist seit drei Jahren Anlaufstelle für Männer, die in der Partnerschaft oder Familie gewalttätig sind. Mit einem speziellen Training sollen sie lernen, gewaltfrei zu leben.

Gewalt ist nicht nur schlagen und treten. Gewalt ist auch, jemandem den Kontakt zu seiner Familie oder zu Freunden zu verbieten, Essen wegzuschließen, ihm den Zugang zum Konto zu verwehren oder zum Geschlechtsverkehr zu drängen.

Gewalt ist nicht nur körperlich, sie kann sich auch verbal äußern, ökonomisch und strukturell. In Delmenhorst gab es im vergangenen Jahr 268 Fälle von häuslicher Gewalt (den Großteil davon machen Körperverletzungen aus). Zu etwa 80 Prozent sind die Taten von Männern verübt worden.

„Täter müssen zu 100 Prozent die Verantwortung übernehmen“

Eben jene gewalttätige Männer, die in einer Partnerschaft oder in der Familie tätlich sind, werden bei Olip aufgefangen. An 26 Terminen (insgesamt 52 Stunden) arbeiten die Teilnehmer mit zwei Trainern zu Modulen über Gender-Themen, Kommunikation, Gefühle, Partnerschaft/Ehe und Gewalt.

So lernen die Männer anhand eines Kreislaufs, woran sie eine sich androhende Gewalttat erkennen und an welchem Punkt sie aussteigen können. Mit dem Training werden zwei Ziele verfolgt: „Die Täter müssen zu 100 Prozent die Verantwortung für die Taten übernehmen und sollen schließlich gewaltfrei leben“, sagt Daniela Hirt, Sozialpädagogin und Trainerin für Täterarbeit.

Derzeit machen zehn Männer zwischen 20 und 70 Jahren in der Oldenburger Gruppe mit. Der Einzugsbereich umfasst die Landkreise Oldenburg, Ammerland und Wesermarsch sowie die Stadt Delmenhorst.

Demnächst sollen auch Kurse in Delmenhorst starten

Die Teilnehmer haben sich entweder selbst bei Olip gemeldet, weil sie an ihrer Situation etwas ändern möchte oder sind über das Jugendamt, Beratungsstellen oder die Polizei an das Projekt vermittelt worden. Teilweise ist das Training auch Auflage von Gerichten.

Je nach Einkommen zahlen die Teilnehmer zwischen 5 und 40 Euro pro Treffen. Das Training basiert auf den Standards der Bundesarbeitsgemeinschaft „Täterarbeit Häusliche Gewalt“.
In etwa zwei bis drei Wochen soll auch ein erster Termin in Delmenhorst stattfinden. Die Treffen werden entweder mittwochs oder donnerstags um 16.15 Uhr stattfinden.

Wer sich anmelden möchte, kann die Mitarbeiter des Interventionsprojektes unter Telefon 0441 36 11 08 51 oder per Mail an olip@konfliktschlichtung.de erreichen.

Nicht nur gewalttätige Männer können sich beraten lassen

Die Resonanz ist laut Hirt sehr positiv und der Großteil der Männer könne gewaltfrei leben. Sollte einer der Teilnehmer doch wieder gewalttätig geworden sein, hat er die Möglichkeit, sich einzeln beraten zu lassen und wieder in die Gruppe einzusteigen.

Melissa Oltmanns, Sprecherin der Polizeiinsekption Delmenhorst/Oldenburg-Land, weist daraufhin, dass nicht nur Männer hinter häuslicher Gewalt stecken. Rund 20 Prozent der Taten in Delmenhorst im vergangenen Jahr gehen auf Frauen zurück. Bei Olip haben auch Täterinnen die Möglichkeit, sich beraten zu lassen, auch wenn der Schwerpunkt auf männlichen Tätern liegt.

Hervorgegangen ist das Projekt aus dem Verein „Konfliktschlichtung“, der 1987 gegründet worden ist. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im Bereich Täter-Opfer-Ausgleich. Die Mitarbeiter haben aber immer wieder festgestellt, dass es bei gewalttätigen Männern mehr braucht, als einen Ausgleich. So entstand die Idee für das Verhaltenstraining.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner