Auf der Grünfläche neben dem Friedhof Huckelriede soll die Gartenstadt Werdersee entstehen. Foto: Schlie Auf der Grünfläche neben dem Friedhof Huckelriede soll die Gartenstadt Werdersee entstehen. Foto: Schlie
Wohnungsbau

Gesundheitsressort kritisiert Pläne für Gartenstadt

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Rund 590 Wohneinheiten sollen zwischen Habenhauser Landstraße und Werdersee entstehen. Das Gesundheitsressort hat jetzt Bedenken über das Projekt geäußert. Für die Menschen, die dort leben werden, sei es zu laut.

Es ist eines der größten Wohnbauprojekte in der Stadt Bremen: Die Grünfläche, die lange Zeit als Erweiterungsoption für den benachbarten Friedhof Huckelriede galt, soll stattdessen ein Wohngebiet für viele hunderte Menschen werden. Bei Anwohnern ist das Projekt umstritten. Sie haben sich in der Bürgerinitiative „Rettet die grüne Lunge Werdersee“ zusammengeschlossen und lehnen im Prinzip jede Bebauung des Werderseeufers ab.

In dieser Woche hat die Baudeputation dem Bebauungsplan 2452 in der vorliegenden Form zugestimmt und beschlossen, dass dieser öffentlich ausgelegt werden soll. Vom 26. September bis 26. Oktober können Bürger also beim Bausenator an der Contrescarpe und in den Ortsämtern Neustadt/Woltmershausen und Obervieland die Pläne einsehen.

„Gartenstadt Werdersee“ wird öffentlich ausgelegt

„Das ist auch genau die Chance, sich schriftlich einzubringen“, sagt Axel König, Stadtplaner beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr. Mit anderen Worten: Wer Einwände gegen das Projekt hat, sollte sie jetzt kundtun. Denn ist die Frist erst einmal abgelaufen, könnte alles ganz schnell gehen.

König rechnet mit einem Satzungsbeschluss, also mit gültigem Baurecht, zum kommenden Jahreswechsel. „Wir gehen davon aus, dass im nächsten Jahr die Bauarbeiten beginnen können.“

Bürgerinitiative kündigt Einwundungen an

Gerhard Bomhoff von der Initiative „Rettet die grüne Lunge Werdersee“ geht davon aus, dass auch aus Reihen der Bürgerinitiative vorher einige Beschwerden eingereicht werden – auch wenn man damals bei der Aufstellung des Flächennutzungsplans für das Gebiet damit keine guten Erfahrungen gemacht habe. „Die Einwendungen wurden nicht berücksichtigt und zum großen Teil nicht einmal veröffentlicht“, sagt er.

Gemeinsam mit anderen Bürgerinitiativen wolle man aber erneut den Versuch eines Volksbegehrens starten, mit dem der Erhalt von städtischen Grünflächen gesichert werden soll. „Außerdem werden wir die Möglichkeit nutzen, den Beirat an seine ablehnende Haltung gegenüber der Pläne in der aktuellen Form zu erinnern.“

Gesundheitsressort kritisiert Pläne des Bauressorts

Bedenken gegen die aktuellen Pläne hat nicht nur die Bürgerinitiative, sondern auch das Bremer Gesundheitsressort. Die Behörde kritisiert den erwarteten Lärm im neuen Wohngebiet mit Werten zwischen 59 und 66 Dezibel, der in erster Linie vom Bremer Flugverkehr ausgeht.

Ginge es nach dem Gesundheitsressort, sollen 55 Dezibel nicht überschritten werden. Um das zu gewährleisten, müssten Terrassen, Loggien und Wintergärten baulich angepasst werden. Das aber will das Bauressort nicht.

„In allen Einfamilienhausbereichen müssten Wintergärten und in allen Geschosswohnungsbauten verglaste Loggien errichtet werden“, heißt es in der Deputationsvorlage. Das entspreche nicht den Zielen einer Gartenstadt. Deshalb sollen die Einwände aus dem Gesundheitsressort nicht berücksichtigt werden.

Bauressort will trotzdem wie geplant bauen

Schon jetzt sei das geplante Quartier sehr dicht bebaut. Wintergärten würden das Gebiet weiter verdichten. „Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Bewohner bei einer Verpflichtung zum Bau von Wintergärten Terrassen vor den Wintergärten auf nicht überbaubarer Grundstücksfläche anlegen würden. In der Konsequenz wären weitere Versiegelungen die Folge, die nicht zugelassen werden könnten“, heißt es weiter in der Deputationsvorlage.

Außerdem seien die durch den zusätzlichen Lärmschutz entstehenden Kosten nicht mit dem geförderten Wohnungsbau vereinbar.

Bomhoff: „Das ist ein dickes Ei“

„Es ist die Aufgabe des Gesundheitsressorts, einen sehr, sehr vorsichtigen Blick auf die Sache zu haben“, sagt Axel König. Auf der linken Weserseite sei aber nun einmal der Flughafen und die geforderten Lärmgrenzen würden in vielen Bereichen im Bremer Süden nicht erreicht. „Das ist nicht gesundheitsschädlich.“

Für Gerhard Bomhoff ist das ein „dickes Ei“. „Soll das heißen, die Gartenstadt kann nur eine Gartenstadt sein, wenn es dort laut ist?“, fragt er.

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