Radolla: „Kattenturm hat eine Menge Potenzial“

Weser Report: Sie sind in Obervieland groß geworden. Hat sich der Stadtteil in den vergangenen Jahren zum Besseren verändert?

Michael Radolla: Ich habe dort bis zum 18. Lebensjahr dort gelebt. Damals hat gerade Habenhausen in Sachen Neubau einen großen Boom erlebt. Zum Teil hat der Stadtteil hat eine rasante Entwicklung genommen. Für eine Bewertung fehlen mir aber zu viele Jahre, die ich nicht vor Ort verbracht habe. Für mich ist ohnehin das aktuelle Obervieländer Potenzial wichtiger. Und das ist auf jeden Fall vorhanden.

Vor einigen Jahren haben Sie bereits als Vertreter im Ortsamt Obervieland gearbeitet. Warum haben Sie damals den Stadtteil verlassen?

Nicht, weil es mir in Obervieland nicht gefallen hätte. Es war viel mehr eine berufliche Entwicklung für mich, in ein größeres Ortsamt mit zwei Beiräten zu gehen. Es gab schon damals ein lachendes und ein weinendes Auge, denn es hat mir in Obervieland gut gefallen. Allerdings gab es damals dort keine Möglichkeiten, mich beruflich weiter zu entwickeln.

Sie haben gesagt, das „Wir-Gefühl“ im Stadtteil müsse sich verbessern. Wie kann das funktionieren?

Ich kann mir vorstellen, dass man das zum Beispiel über Veranstaltungen im Stadtteil erreicht, die für alle Ortsteile gleichsam prägend sind. Aktionen, von denen alle Kattenturmer, Arster und Habenhauser sagen: Das ist etwas, das uns als Obervieland auszeichnet. Dass sich viele bisher eher mit ihrem Ortsteil identifizieren, ist aber normal. Das bringt ein Flächenstadtteil nun mal mit sich.

Gerade Ortsteile wie Kattenturm genießen in anderen Teilen der Stadt keinen besonders guten Ruf. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Ist das so? Ich sehe das anders. Es gibt eine ganze Reihe von Leuten, speziell in Kattenturm, die über die Maßen gern dort wohnen. Es geht darum, der Gesamtstadt auch dieses Bild zu zeigen. Kattenturm hat eine Menge Potenzial. Die Infrastruktur mit der Straßenbahnanbindung und fußläufigen Einkaufsmöglichkeiten ist gut, sogar besser als in anderen Quartieren.

Sie sehen sich selbst als Dienstleister des Beirats. Gleichzeitig gilt der Ortsamtsleiter aber auch immer als Stadtteilbürgermeister, der den Stadtteil prägt. Wie gehen Sie mit diesem Spannungsverhältnis um?

Ich sehe da kein Spannungsverhältnis. Das sind zwei Arbeitsstränge: Einerseits den Beirat zu unterstützen und ihm die Information zu beschaffen, die er für seine Arbeit braucht, andererseits, sich zum Stadtteil hin zu öffnen. In Obervieland steht der Mensch noch im Vordergrund. Auf das Gespräch im Stadtteil, auch mit dem Ortsamtsleiter, wird Wert gelegt und darauf freue ich mich.

Sie wechseln von der Neustadt nach Obervieland. Was werden die größten Unterschiede?

Es ist angenehm, die Gesamtstadt aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu kennen. Die Neustadt ist sehr innenstadtnah. Parkprobleme und der Wunsch nach Erhalt des wenigen Grüns und des damit verbundenen Naherholungwerts sind stark ausgeprägt. Obervieland dagegen ist ein Flächenstadtteil mit vorwiegend eher infrastrukturellen Herausforderungen. Ich denke, die Probleme und Herausforderungen sind mit Blick auf die Stadtteile und Quartiere sehr unterschiedlich und verlangen auch unterschiedliche Lösungsansätze.

Zur Person

Michael Radolla ist 49 Jahre alt, verheiratet und lebt in Walle. Er ist in Obervieland aufgewachsen und hat lange Zeit für verschiedene Eisenbahnunternehmen unter anderem als Disponent gearbeitet, bevor er 2002 als Sachbearbeiter im Amt für Straßen und Verkehr nach Bremen zurückkehrte. Von 2009 bis 2013 arbeitete er als Stellvertreter im Ortsamt Obervieland, bevor er in gleicher Funktion ins Ortsamt Neustadt/Woltmershausen wechselte.