Dunkle Wolken am Horizont: Blick über die Weser auf das Stahlwerk. Foto: WR Dunkle Wolken am Horizont: Blick über die Weser auf die Stahlwerke. Foto: WR
Handelskammer

Vor diesen Risiken steht die bremische Wirtschaft

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Gute Lage, aber trübe Aussichten - so lautet das Fazit der Handelskammer nach ihrer jüngsten Konjunkturumfrage. Das "Stimmungsbarometer" sinkt und es drohen Risiken - etwa durch sinkende Nachfrage und Fachkräftemangel.

Die Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven steht im Moment noch gut da, die Unternehmen schätzen die Lage positiv ein, berichtet die Handelskammer. Schlechter sind allerdings die Erwartungen der Firmen für die nächste Zukunft. Der Indikator, der dies messen soll, sinkt nämlich von 112 Punkten im vergangenen Quartal auf 106 Punkte. Dafür hat die Kammer 448 Betriebe befragt.

Eine „deutliche Skepsis hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten“ sieht Dr. Matthias Fonger  Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Er verweist auch auf positive Aspekte der Umfrage, etwa, dass sich das Investitionsklima der Wirtschaft leicht verbessert habe, und die Personalpläne der Unternehmen stabil seien. „Aber wir sehen auch eine deutliche Skepsis hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten.“

Risiken sind die Nachfrage und der „Brexit“

Die Risiken sind laut Kammer eine mögliche Abschwächung der Nachfrage im Inland und weltwirtschaftliche Entwicklungen der „Brexit“. Gerade die Industrie in Bremen und Bremerhaven habe in letzter Zeit erhebliche Rückschläge hinnehmen müssen, etwa die Werksschließungen in Bremen und negative Nachrichten für die Offshore Branche und den Schiffbau in Bremerhaven.

Fonger: „Sehr wichtig ist jetzt, dass wir mit langfristig gedachten, standortstärkenden Maßnahmen das Land Bremen für die Neuansiedlung und den Erhalt von Unternehmen attraktiver machen.“ Der Hauptgeschäftsführer nennt Investitionen in die Infrastruktur, schnellere Genehmigungsverfahren und wettbewerbsfähige Gewerbesteuern.

Die Branchen im Überblick

Industrie: Ein Drittel aller Betriebe meldet eine schlechtere Ertragslage, wobei sich Bremen und Bremerhaven gegenläufig entwickeln. Im Landesdurchschnitt fiel der Konjunkturindikator deutlich um 14 auf 102 Punkte. Zwar hat sich die Einschätzung der künftigen Exportnachfrage nach dem Brexit-Schock leicht erholt, ist aber immer noch verhalten.

In der stadtbremischen Industrie kühlt sich die Konjunktur deutlich ab. Der Index fällt auf 103 Punkte und notiert damit deutlich unterhalb des zehnjährigen Durchschnitts von 120 Punkten. Die geplanten Werksschließungen dürften zu einer weiteren Belastung des Branchenklimas beitragen. Der Klimaindex liegt mit 94 Punkten über dem Wert vom Sommer (80 Punkte), aber unter dem zehnjährigen Vergleichswert von 103 Punkten.

Baugewerbe: Nach kurzer Unterbrechung im Sommer läuft das bremische Baugewerbe wieder auf „Hochtouren“, so die Kammer. 61 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre derzeitige Lage positiv.  Auch für die kommenden zwölf Monate rechnen sie mit guten Geschäften. Der Indikator liegt mit 123 Punkten deutlich über dem zehnjährigen Durchschnitt von 94 Punkten.

Einzelhandel: Die Einzelhändler bewerten ihre aktuelle Geschäftslage in Bremen und Bremerhaven in der Summe leicht positiv. Die Erwartungen der Händler an die Geschäftsentwicklung fällt in beiden Städten unterschiedlich aus. Die Bremer rechnen mit einer nachlassenden Konjunktur, die Bremerhavener übrigens mit besseren Geschäften.

Groß- und Außenhandel: In dieser Branche „steht eine leichte Klimaeintrübung in der Stadt Bremen einer Aufhellung in Bremerhaven gegenüber“. Der Binnenhandel meldet derzeit eine befriedigende Ertragslage. Die Erträge im Im- und Exportgeschäft bleiben jedoch weiter unter Druck. Die schlechteren Geschäftserwartungen zeigen sich in verhaltenen Personalplanungen.

Logistik: Das Geschäftsklima in der Verkehrs- und Logistikwirtschaft hat sich deutlich abgekühlt. 34 Prozent der Unternehmen melden eine Verschlechterung der Ertragslage. In den kommenden Monaten wird insgesamt eine weitere Abkühlung erwartet. Die Branche rechnet mit weniger Investitionen.

Gastgewerbe: Hier hat sich die Lage leicht verbessert. Allerdings fällt der Ausblick sowohl in Hotellerie als auch Gastronomie zurückhaltend aus. Nach wie vor sehen die Betriebe Schwierigkeiten durch den Anstieg der Arbeitskosten und bei der Besetzung von offenen Stellen. Der Klimaindex klettert von 95 Punkten im Sommer auf 105 Punkte, liegt aber weiterhin unter dem zehnjährigen Mittelwert von 112 Punkten.

Kreditgewerbe: Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der zunehmenden Regulierung der Kreditvergabe hat sich das Geschäftsklima im Kreditgewerbe weiter eingetrübt. Der Konjunkturindikator liegt mit 58 Punkten unter dem bisherigen Tiefstwert der vergangenen Jahre von 59 Punkten – dem Höhepunkt der damaligen Finanzkrise im zweiten Quartal 2009.

Weitere Dienstleistungen: Die sonstigen Dienstleistungsbetriebe in Bremen und Bremerhaven wollen Investitionen und Personal erhöhen. Grundlage ist eine robuste Geschäftslage. Landesweit bewertet die Hälfte der Befragten die aktuelle Lage als gut. Die Geschäftserwartung wird positiv beurteilt. Probleme befürchten die Unternehmen jedoch bei der Stellenbesetzung. 42 Prozent nennen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko. Gefragt sind vor allem Arbeitskräfte im kaufmännischen und technischen Bereich sowie IT-Kräfte.

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