Die Linie 8 der BSAG wird ab dem Winterfahrplan wieder komplett mit Straßenbahnen bedient. Foto: Schlie Die Linie 8 der BSAG wird ab dem Winterfahrplan wieder komplett mit Straßenbahnen bedient. Foto: Schlie
Nahverkehr

Straßenbahn zur Kulenkampffallee fährt bald wieder

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Mit dem Winterfahrplan sollen auf der Linie 8 auch dort wieder Straßenbahnen eingesetzt werden, wo jetzt noch Busse fahren. Die BSAG hat ihren Reparaturstau aufgearbeitet. Trotzdem bleibt die Lage angespannt.

Die Nachricht hat im vergangenen Sommer in Bremen für Furore gesorgt. Weil die Bremer Straßenbahn AG mit dem Reparieren ihrer Fahrzeuge nicht mehr hinterher kam, mussten plötzlich Busse dort fahren, wo eigentlich Straßenbahnschienen liegen.

Besonders stark betroffen war davon die Linie 8 zwischen Domsheide und Kulenkampffalle. Seit über einem Jahr fährt die Straßenbahn nur noch am Wochenende die komplette Strecke zwischen Roland-Center und Schwachhausen. Unter der Woche müssen Fahrgäste in der City in den Bus umsteigen.

Linie 8 wird wieder zur echten Straßenbahnlinie

Zum Winterfahrplan wird sich das aber ändern. Der Schienenersatzverkehr soll ein Ende haben, kündigte BSAG-Vorstand Hajo Müller gegenüber dem WESER REPORT an. „Wir konnten einiges abarbeiten“, sagte er. Zahlreiche Überstunden und die Vergabe von Reparaturarbeiten an Fremdunternehmen seien dafür nötig gewesen.

Ursächlich für die massenhafte Reparaturbedürftigkeit innerhalb der BSAG-Flotte war das Niederflur-Modell GT8N, das in Bremen 1993 angeschafft worden war. Unter anderem Risse an den Radschwingen und Abnutzungen am Drehgestell hatten dafür gesorgt, dass die Straßenbahnen nur noch in die Werkstatt, aber nicht mehr in der Flotte des Verkehrsunternehmens fahren konnten. Im vergangenen Jahr kam die BSAG mit dem Reparieren nicht mehr hinterher.

Hohe Taktdichte führte laut BSAG zu Problemen

„Auch andere Städte, in denen dieser Typ fährt, haben diese Probleme, aber nicht so intensiv“, sagt Müller. Anfang der 1990er-Jahre war in der Hansestadt nämlich zwar die dreiteilige Variante des Typs GT8N getestet worden. Angeschafft wurden dann aber – anders als in den meisten anderen Städten – vierteilige Züge, die sich als noch reparaturbedürftiger herausstellten.

Im Wesentlichen führt die BSAG den hohen Reparaturbedarf darauf zurück, dass die Bahnen in den vergangenen 20 Jahren viel häufiger und länger in Betrieb waren als bei ihrer Anschaffung prognostiziert. Rund 75.000 statt gut 50.000 Kilometer mussten die Straßenbahnen jedes Jahr zurücklegen. „Die Gesamtlaufzeit ist im Prinzip nach 20 Jahren schon erreicht“, so Müller.

Problem-Typ soll generalüberholt werden

Dass die BSAG jetzt auch auf der Linie 8 wieder Straßenbahnen einsetzen kann, heißt aber nicht, dass die schwächelnden Niederflurfahrzeuge von 1993 schon repariert seien. Im Gegenteil: Beispielhaft läuft gerade im Verkehrsunternehmen an einem Fahrzeug eine umfangreiche Analyse. Sie soll zeigen, welche Arbeiten notwendig sind, um den Typ in einer Generalüberholung möglichst für die nächsten zehn Jahre fahrbereit zu halten.

Die Analyse-Bahn ist dafür unter anderem mit 139 Messpunkten im Echttest-Betrieb auf der Straße unterwegs. „Pro Fahrt werden 60 Gigabyte Daten erhoben“, erklärt Müller. So will das Unternehmen herausfinden, welche physikalischen Kräfte wirken und welche Instandhaltungsarbeiten am erfolgsversprechendsten sind.

Müller: „Lage bleibt angespannt“

Ob tatsächlich alle zehn Bahnen generalüberholt werden können und was diese Arbeiten kosten werden, kann Müller noch nicht sicher sagen. Bei ersten Grobschätzungen sei man von 1,5 Millionen Euro Reparaturkosten pro Bahn ausgegangen – wenn das BSAG-eigene Personal die Arbeiten übernimmt. „Wir sind gerade dabei, Personal einzustellen“, so der BSAG-Vorstand.

Aber auch wenn mit dem Winterfahrplan die Linie 8 wieder mit Straßenbahnen bedient wird, sei die Lage weiter angespannt, betont er. „Und sie wird es auch die nächsten fünf Jahre bleiben.“

Die ersten neuen Bahnen sollen 2019 rollen

Bis dahin sollen dann insgesamt 67 neu angeschaffte Bahnen in Bremen fahren. Die BSAG ist mitten im Prozess der Ausschreibung. Im ersten Quartal 2017 will sich das Unternehmen mit einem von aktuell noch fünf Anbietern, die im Rennen sind, einigen. 2018 soll in Bremen der Probebetrieb mit einer Bahn des neuen Typs stattfinden. 2019 könnte die erste Charge geliefert werden. Bis 2022 sollen dann alle 67 neuen Fahrzeuge geliefert sein.

Damit dann der Fuhrpark komplett ist, müssen auch die Straßenbahnen des Typs GT8N fahrbereit sein. Die BSAG hätte diese lieber ausgemustert und 77 neue Bahnen angeschafft. Der Bremer Senat hatte allerdings nur der Anschaffung von 67 Bahnen zugestimmt.

 

 

 

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