Live-Bild des Abstandsmesssystems während des ersten Einsatzes an der A 1 Foto: Bruns Live-Bild des Abstandsmesssystems während des ersten Einsatzes an der A 1. Foto: Bruns
Oyten

Autobahn-Drängler geraten jetzt stärker ins Visier

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Drängeleien kontrolliert die Autobahnpolizei Verden seit zweieinhalb Jahren strikt. Zu den zwei Messstellen auf der A 27 ist nun die erste auf der A 1 hinzugekommen - ab 0,8 Sekunden sind Drängler im "Bußgeld-Bereich".

Von Henrik Bruns

Die  Autobahnpolizei Langwedel ist zuständig für das Gebiet rund um das Bremer Kreuz, zwischen den Anschlussstellen Bremen-Sebaldsbrück und Walsrode-West auf der A 27 sowie Uphusen/Mahndorf und Posthausen auf der A 1. Bereits auf diesen kleinen Teilabschnitten der Autobahnen haben es die Beamten jährlich mit etwa 600 Unfällen zu tun.

Unfallursache Nummer eins ist dabei – noch deutlich vor der überhöhten Geschwindigkeit – das zu dichte Auffahren. Gut jeder zehnte Unfall auf den genannten Abschnitten ist auf zu geringen Abstand eines Fahrers zum Vordermann zurückzuführen, so weist es die Polizeistatistik aus.

Technik gegen Drängler „hat sich bewährt“

Im Frühjahr 2014 hatte die Polizeiinspektion Verden/Osterholz erstmals eine Abstandsmessanlage auf der A 27 in Betrieb genommen – ein neues Instrument, um Dränglern Paroli bieten zu können. „Die Anlage hat sich schon bewährt“, meint Jürgen Schindler.

1.972 Abstands-Verstöße habe man seither stichhaltig nachweisen können, und mehr als 200 besonders verkehrsgefährdende Fahrer nach solchen Messungen auch gleich aus dem Verkehr ziehen können, so der Leiter der Autobahnpolizei. „Wir wollen vor allem die schweren Verstöße ahnden können, die in Richtung Fahrverbot gehen“, sagt Schindler.

Bußgeld ab 0,8 Sekunden

Messkameras auf der Autobahnbrücke. Foto: Bruns

Messkameras auf der Autobahnbrücke. Foto: Bruns

Das sind dann Fahrer, denen noch deutlich weniger als die 0,8 Sekunden bis zum Vordermann bleiben, wenn dieser rein theoretisch von jetzt auf gleich zum Stehen käme, erklärt Polizeikommissar Florian Scharnhusen; ab den gemessenen 0,8 Sekunden nämlich sei man im Bußgeld-Bereich.

Was das als „Abstandsmessgerät“ bezeichnete Stück Technik wirklich zu leisten vermag, wird an solch feinen Grenzwerten klar: Im Grunde handelt es sich um ein komplexes System aus Computern und Monitoren sowie mehreren auf Autobahnbrücken oder zusätzlich neben der Fahrbahn angebrachten Kameras.

Daten laufen im Technikbus zusammen

Laufend führt die Elektronik Weg-Zeit-Berechnungen für alle Fahrzeuge durch, die von den Kameras erfasst werden. Live-Bilder dazu mit Geschwindigkeits- und Abstandsdaten bekommt Scharnhusen dann auf den Monitoren in seinem Technikbus zu sehen, in dem die Kabelage aller Geräte zusammenläuft.

Neben der Abstands- und Geschwindigkeitsmessung liefert eine „Tatkamera“ zusätzlich auch Bilder der Person hinter dem Steuer – denn alle Daten sollen „gerichtsfest“ sein.

Am Freitag startete die Polizei nun erstmals auch eine Messung an der A 1: Zwar ist die Anlage an sich mobil und nicht fest installiert, doch sind für den Einsatz spezielle Referenz-Markierungen auf dem Autobahn-Asphalt nötig, damit die Messungen überhaupt funktionieren können. An einer A-1-Brücke im Bereich Oyten-Bassen ist die Fahrbahn jetzt entsprechend präpariert worden.

„Einige Hundert Bescheide mehr“ im Jahr

Überführt werden sollen mit den Messergebnissen Abstandssünder, deren massivere Verstöße mindestens mit 60 Euro Bußgeld geahndet werden. „Durch die Anlage haben wir jetzt einige Hundert Bescheide mehr pro Jahr zu bearbeiten“, berichtet Ute Meyer von der Bußgeldstelle des Landkreises Verden.

Derweil nennt Florian Scharnhusen die Rechenformel, mit der sich der Schwellenwert zum Fahrverbot ermitteln lässt: „Das sind drei Zehntel vom halben Tachoabstand mit 101 km/h.“ Gut, dass dies die Technik übernimmt.

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