Günter Grass zeichnete eine Maischolle ins Amtsfischerhaus-Gästebuch. Foto: Schlie Günter Grass zeichnete eine Maischolle ins Amtsfischerhaus-Gästebuch. Foto: Schlie
Erinnerungen

In ihrem Gästebuch sammelten sie prominente Fische

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Der Tod von Leonard Cohen veranlasste Heike und Volker Ahlring aus Bremen, ihre alten Gästebücher hervorzuholen. Die hatten die ehemaligen Wirte im Amtsfischerhauses ausliegen. Bei ihnen war jede Menge Prominenz zu Gast.

Denn darin hat der kanadische Singer- und Songwriter im Dezember 1984 lobende Worte hinterlassen. Heike Ahlring erinnert sich genau an den Tag: „Der war bei ,Wetten, dass…?‘. Weil die Produzenten der Show bei uns reserviert hatten, hatte ich die vage Hoffnung, dass er dabei sein würde und sagte noch, dass es dann Zeit für die erste Ohnmacht meines Lebens wäre.“ Letztlich habe sie den Besuch aber doch bei Sinnen erlebt.

Und nicht nur diesen. Zwischen 1979 und Dezember 2009 gaben sich die Prominenten die Klinke des  Schnoor-Lokals in die Hand. Und zu jedem können Ahlrings eine Geschichte erzählen: „Nachdem in der Stadt durchsickerte, dass Boy George bei uns gegessen hatte, standen tags drauf zahlreiche Teenies im Laden.

Boxer bekam literweise Fischsuppe im Eimer

Sie wollten wissen, wo er gesessen hat. Ein Mädchen hat daraufhin den Stuhl geküsst“, erinnert sich Heike Ahlring. Der Sänger sei übrigens sehr „niedlich“ gewesen. „Während seine Crew sich Feierabendgetränke gönnte, hielt er sich an O-Saft und puderte sich immer wieder das Näschen“, fügt die 71-Jährige lachend hinzu.

Ihr Mann Volker (72), damals Chefkoch seines Amtsfischerhauses, berichtet die nächste Geschichte zum Schmunzeln: „Dem Boxer Otto Wanz habe ich fünf Liter Fischsuppe im Eimer serviert, weil er meinte die Menge einer normalen Terrine reiche ihm nicht.“

Mit Günter Grass die Nationalhymne gesungen

Roberto Blanco wiederum hat sich nicht bedienen lassen, sondern selbst  am Tresen Bier gezapft. Im Gegensatz dazu sei „Moderatorin Carolin Reiber mit dem rollenden R ziemlich steif gewesen“. Dazu passt ihre Schrift – wie mit dem Lineal abgezirkelt.

Günter Grass, eigentlich eher ein ruhiger Zeitgenosse, habe sich bei seinem Besuch erstaunlich kommunikativ gezeigt. „Als der gebürtige Danziger mitbekam, dass am Nebentisch Leute aus seiner Heimat saßen, hat er Bier und Pfeife genommen, sich dazu gesellt und später gemeinsam mit den anderen die polnische Nationalhymne gesungen. An diesen Abend erinnert eine Zeichnung des Schriftstellers im zweiten Band der Gästebücher.

Promis malten Fische mit verbundenen Augen

„Mit diesem haben wir eine neue Regel eingeführt. Jeder sollte – eigentlich mit geschlossenen Augen – einen Fisch malen“, erläutert die Ex-Gastronomin. Grass hat dabei zwar geschummelt, aber so kann sich das Ergebnis wenigstens sehen lassen.

Auf weiteren Seiten gibt es dann noch einen Zander vom gleichnamigen Frank, dem  Musiker und Schauspieler, sowie eine Scholle von Oswald Kolle, dem Sexfilm-Produzenten. Die Bandmitglieder der Münchener Freiheit malten Blau- und Pottwale, Karel Gott gleich eine ganze Meereslandschaft. Gezeichnet haben auch der ehemalige Bremer Bürgermeister Hans Koschnick und seine Frau Christine: Er den Fisch, sie dessen Schuppen und zwar Hunderte – in Feinstarbeit.
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