Dr. med. Peter Ahrens, Ärztlicher Direktor der Aller-Weser-Klinik Verden, präsentiert die Wanderausstellung „Keine Keime“ in der Aller-Weser Klinik. Foto: pv Dr. med. Peter Ahrens präsentiert die Dauerausstellung „Keine Keime“ in der Aller-Weser Klinik. Foto: pv
Verden/Achim

Multiresistente Keime kommen meist von außen

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Multiresistente Keime sind Alltag in Krankenhäusern und das Thema einer neuen Ausstellung in den Aller-Weser-Kliniken im Landkreis. Dabei geht es auch um Hygiene und einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika.

Regelmäßig müssen in den Aller-Weser-Kliniken (AWK) in Verden und Achim Patienten mit multiresistenten Keimen behandelt werden. Je nachdem, wo sich der Keim eingenistet hat, muss der Patient isoliert werden. Erst nach einer Laboruntersuchung sei eine gezielte Behandlung möglich, wenn klar ist, welches Antibiotikum noch wirkt, so Dr. med. Peter Ahrens, Ärztlicher Direktor der Aller-Weser-Klinik Verden und Vorsitzender der Hygienekommission.

Sechsstellige Summen für „Screenings“

Die Zahl der Laboruntersuchungen, denen sich Risikopatienten unterziehen müssen, die einen gefährlichen Keim in sich tragen könnten, habe sich in den vergangenen zehn Jahren etwa vervierfacht, sagt Ahrens. Allein im Landkreis verschlingen diese „Screenings“ nach seinen Angaben jährlich sechsstellige Summen.

„Es ist nicht so, dass die Keime hier im Krankenhaus auf die Patienten warten“, sagt der Mediziner. Das Problem sei vielmehr der Mensch, denn dieser bringe die Keime mit. Billionen von Pilzen und Keimen besiedeln jeden menschlichen Körper.

Empfehlungen von der WHO

Wenn nach antibiotischen Behandlungen, beispielsweise bei einer Lungenentzündung, einzelne Krankheitserreger überleben, dann könnten diese Resistenzen entwickeln, so Ahrens. Bei der nächsten Behandlung würde das verwendete Antibiotikum dann möglicherweise nicht mehr wirken. „Wichtig ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass es weltweit eine zunehmende Zahl von Erregern gibt, gegen die Antibiotika nichts mehr ausrichten können“, sagt Ahrens.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich jüngst in einer Studie mit dem Thema befasst und zahlreiche Richtlinien aufgelistet, anhand derer sich Infektionen bei Operationen verringern lassen könnten. Die Empfehlungen zielen auf Hygiene ab: So sollten Patienten beispielsweise möglichst nicht vor einer OP rasiert werden, da dadurch entstehende Hautverletzungen Keiminfektionen begünstigen würden. Auch Baden oder Duschen vor einer OP helfe dabei, zumindest einen Teil der Keime loszuwerden.

Gefährliche Keime können „jederzeit auftreten“

Durch den weltweiten Einsatz von Antibiotika haben laut Ahrens multiresistente Erreger zugenommen. Doch nicht alle sind gegen Medikamente resistent. Der Mediziner plädiert daher für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika. Ohne sie „wäre unsere Lebenserwartung 20 bis 30 Jahre geringer“, sagt er, hinterfragt jedoch jeden Antibiotika-Einsatz auf seine Notwendigkeit.

Multiresistente Keime, gegen die gar kein Antibiotikum mehr ankommt, gebe es im Landkreis bislang nicht. Diese könnten aber „jederzeit auftreten“, mahnt Ahrens. Hauptrisikofaktor für diese Ausbrüche seien Touristen mit Krankenhausaufenthalten in Indien oder Südeuropa.

Ausstellung in Verden und Achim zu sehen

Patienten und Besucher der AWK können sich in den Kliniken in Verden und Achim nun über die Gefahren von multiresistenten Erregern informieren. Die landesweite Hygiene-Initiative „Keine Keime“ will Betrachter für das Thema sensibilisieren. „Keine Keime“, leuchtet es den Besuchern deshalb auch schon in großen Buchstaben in der Eingangshalle entgegen. „Gemeinsam Gesundheit schützen. Keine Keime. Keine Chance für multiresistente Erreger“, so lautet der vollständige Titel der neuen Dauerausstellung.

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