An der Sielwallkreuzung im Viertel tummeln sich zeitweise bis zu 50 Straßendealer, vorrangig junge Männer aus Guinea. Foto: Barth An den Brennpunkten im Viertel und rund um den Bahnhof gehen Dealer offensichtlich ihren Taten nach. Das soll sich ändern. Foto: Schlie
Drogenkriminalität

Polizei geht noch härter gegen Straßendealer vor

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Die Polizei Bremen startet die neue Ermittlungsgruppe "Straßendeal" und will Top-Dealer so oft erwischen, dass es zu Haftbefehlen kommt. Damit soll Bremen für Dealer und schließlich auch Konsumenten unattraktiv werden.

Die Polizei will sich in Zukunft bei der Bekämpfung des Drogenhandels auf die Straßendealer-Ebene konzentrieren.

In den vergangenen Monaten hatte die Sondereinheit „Honigtopf“ versucht, die mittlere Ebene des Drogenhandels zu enttarnen – besonders Verteiler, die dem einzelnen Straßendealer seine Ware verkauften.

Erfolg zeigt sich nicht auf der Straße

Die Aktion hatte für sich genommen einigen Erfolg, es gab Strafanzeigen und auch einige Haftbefehle und Verurteilungen. Aber: „Wir haben geglaubt, damit die Straßenhändler zu treffen, aber das hat nicht funktioniert“, so Rainer Zottmann, leitender Polizeiinspektor von Bremen.

Es gebe weiterhin Rauschmittel, die Straßendealer seien nicht weniger offensichtlich im Straßenverkehr unterwegs. Nun sollen besonders in den Schwerpunktbereichen im Viertel und rund um den Bahnhof noch mehr uniformierte und zivile Kräfte auf der Straße patrouillieren.

Mehr Drogenhandel, mehr Schlägereien

Es habe in Bremen schon immer Schwarzafrikaner gegeben, die mit Drogen gedealt hätten, so Zottmann. „Aber die Situation ist an den Brennpunkten immer unerträglicher geworden. Bremer und Besucher fühlen sich bedroht und fürchten sich, an bestimmten Bereichen vorbeizugehen.“

Neben der gefühlten Unsicherheit bringe der vermehrte Drogenhandel auch noch andere Probleme mit sich: In den betroffenen Gebieten gebe es mehr Schlägereien als früher.

Insgesamt etwa 180 Straßendealer

Gleichzeitig aktiv seien stets bis zu 40 Dealer an diesen Standpunkten. Nicht jeder aber ist jeden Tag unterwegs, die tatsächliche Zahl der Drogenhändler ist daher viel größer.

Die Polizei geht derzeit von etwa 180 bis 190 Straßendealern in Bremen aus: Etwa hundert volljährige Dealer aus Bremen, dazu vierzig minderjährige Bremer, und weitere 40 Personen, die aus anderen Bundesländern kommen.

Konzentration auf die Top-Täter

Die Polizei will sich insbesondere auf die Verfolgung von sogenannten Top-Tätern konzentrieren. Denn nur wenn einzelne Dealer mehrfach erwischt würden, könne man beweisen, dass gewerbsmäßiges Handeln vorliege und auch strafrechtliche Sanktionen gegen sie erreichen.

„Wir wissen alle, wer ein Dealer ist, wenn wir durchs Viertel gehen“, sagte Zottmann. „Doch es ist etwas anderes, dass gerichtsfest zu beweisen.“ Zudem seien Straßendealer meist nur mit kleinen Mengen unterwegs. Im Einzelfall reicht das nicht für eine Verurteilung.

Bekämpfung mit Strafrecht, Polizeirecht und Ausländerrecht

Neben strafrechtlichen Maßnahmen gibt es noch andere Möglichkeiten, gegen die Dealer vorzugehen. Zum einen Platzverweise, die Polizisten für einen bis 14 Tage aussprechen können – wer sich nicht daran hält, wird für eine Nacht in eine Zelle gesperrt.

Ähnlich funktionieren Aufenthalts- und Betretungsverbote. Diese dauern bis zu sechs Monate an, können nur vom Stadtamt Bremen ausgesprochen werden und bedürfen daher einer besseren Beweislage

Schließlich kann teilweise das Ausländerrecht angewandt werden: Bei straffällig gewordenen Asylbewerbern kann die Residenzpflicht (eigentlich drei Monate) verlängert werden. Das ist besonders bei den 40 Dealern interessant, die aus anderen Bundesländern nach Bremen kommen.

Andere Stellen der Stadt gefragt

Die Polizisten arbeiten auch mit der Sozialbehörde und dem Jugendamt zusammen. Gerade den minderjährigen Drogendealern müssten Sozialarbeiter eine andere Alternative aufzeigen, so Derk Dreyer, Polizeioberrat der Inspektion Mitte/West.

Gefragt sind auch bauliche Veränderungen. „In der Helenenstraße etwa gibt es eine Mauer, hinter der die Deals gerne stattfinden. Wir hätten die gerne weg.“ Man sei in Gesprächen mit Bau- und Innenbehörde. „Aber es dauert unendlich lange, so etwas dann mal umzusetzen“, klagt Zottmann.

Weniger Zeit für Verkehrskontrollen

Im vergangenen Jahr wurden bereits gut 37.000 Einsatzstunden in die Bekämpfung des Drogenhandels investiert. Wie viele es im nächsten Jahr werden, kann noch niemand sagen.

Klar ist aber: Wenn der Schwerpunkt an einer Stelle gesetzt wird, treten andere Bereiche kürzer. Im Moment konzentriert sich die Polizei ganz auf die Bekämpfung des Drogenhandels und die von Einbruchsdiebstählen. Verkehrskontrollen werden dafür weniger durchgeführt.

Lohnt sich der konzentrierte Einsatz?

Dass eine Konzentration der Einsatzkräfte auf ein Thema helfen könne, habe sich bei dem Einsatz gegen die etwa 30 kriminellen minderjährigen Ausländer rund um Bahnhof und Viertel gezeigt, so Polizeisprecherin Ines Roddewig.

Die Aktion „Straßendeal“ soll nun die nächsten sechs Monate lang laufen – dann wird geschaut, wie erfolgreich das Programm tatsächlich war.

 

 

 

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