hofft auf freie Straßen für seine Heiligabendtour. Foto: Konczak hofft auf freie Straßen für seine Heiligabendtour. Foto: Konczak
Interview

Der Weihnachtsmann fürchtet Schnee zum Fest

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Kurz vor dem großen Fest hat der Weihnachtsmann dem DELME REPORT ein Exklusiv-Interview gegeben. Der Fachmann für Geschenkelogistik und zeitgenössische Weihnachtslyrik plaudert aus dem Geschenkesack.

Delme Report: Wie sollen wir Sie nennen?

Weihnachtsmann: Nennen Sie mich Claus – Santa Claus.

Seit wann sind Sie Weihnachtsmann?

Seit 2002.

Und wie sind Sie zu dem Job gekommen?

Das Patenkind meiner Mutter brauchte einen Weihnachtsmann. Und da hat meine Mutter entschieden, dass ich das mache. Ich musste mir damals erstmal schnell die passende Kleidung besorgen. An dem Heiligabend habe ich dann zwei Familien besucht, weil eine Nachbarin auch noch Bedarf hatte.

Wie viele Bescherungen schaffen Sie heutzutage?

Meine Höchstzahl ist 17. Da hatte ich aber auch Reihenhäuser dabei, wo ganz viele junge Familien wohnten und ich nur von Tür zu Tür gehen musste. Jetzt habe ich meistens so 14 bis 17 Termine am Abend.

Woher wissen Sie, wo Kinder auf den Weihnachtsmann warten?

Viele Eltern sagen schon beim Rausgehen „bis nächstes Jahr“. Dann frage ich, ob ich sie auf die Liste schreiben soll.  Die anderen fangen schon im August an, Anfragen zu schicken. Im September/Oktober bin ich dann meistens schon ausgebucht.

Haben Sie schon mal ein falsches Geschenk ausgeliefert?

Nein. Die Leute geben die Geschenke nicht bei mir ab. Sie sagen mir vorher, wo der Sack steht. Ich brauche die Geschenke dann nur noch zu verteilen. Problematisch wird es allerdings, wenn sie vergessen, Namen auf die Geschenke zu schreiben. Dann hoffe ich immer, dass die Eltern sagen: „Weihnachtsmann, das ist bestimmt für die Lara…“ Ich bin mal zu einer Familie gekommen, wo der Geschenkesack im Auto liegen sollte. Der Vater drückte dann auch auf den Knopf und ich konnte an den Kofferraum. Da waren dann zwei Säcke drin – ich dachte so: Okay, zwei schaffe ich auch. Er machte dann aber auch noch die Seitentüren auf, wo drei weitere Säcke lagen und fragte, ob ich das alleine schaffe. Da habe ich dann nur den ersten Sack entleert und gesagt, den Rest müsst ihr alleine machen.

Welches Gedicht hören Sie am liebsten?

Ich höre jedes Jahr neue Gedichte. Am liebsten habe ich es, wenn die Kinder plattdeutsche Gedichte aufsagen. Die Krise bekomme ich immer bei „Advent, Advent ein Lichtlein brennt“. Da denke ich dann, etwas kreativer könnte es schon sein. Meistens sagen die jüngeren Kinder schwierigere Gedichte auf als die älteren. Es gibt auch schöne Gedichte von der Weihnachtsmaus. Toll finde ich auch, wenn ich Lieder höre. Eine Familie musiziert immer. Jedes Familienmitglied spielt ein Instrument. Das ist besonders schön. Eine Strophe von O-Tanne-Baum würde mir allerdings reichen. Ich muss nicht alle hören. Das wird dann aber knallhart durchgezogen.

Ist es schwierig, den Terminplan einzuhalten?

Die Erfahrung macht es. Dadurch kann ich das recht gut durchplanen und mir eine Route zurechtlegen. Man weiß, wenn nur ein Kind da ist braucht man so elf bis zwölf Minuten. Bei drei Kindern können es schon mal 17 werden, wenn jedes Kind einzeln ein Gedicht aufsagt auch 20. Planung ist da alles. Problematisch wird es nur, wenn Schnee dazwischen kommt. Verzug kann ich mir nicht leisten. Die Familien richten sich ja mit dem Essen, dem Kirchenbesuch und so weiter darauf ein, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt erscheine.

Hat man als Weihnachtsmann Parkplatzsorgen oder genießt der Schlitten Sonderrechte?

Ich habe einen Fahrer – meinen Vater. Die Kinder warten natürlich immer am Fenster und warten auf mich. Einige sehen mich dann im Auto vorfahren und fragen, wie das sein kann. Dann muss ich mir immer eine Geschichte ausdenken: Rudolph hat sich am Hinterhuf verletzt, ist gerade beim Tierarzt und wir mussten den Schlitten irgendwo stehen lassen. Ein netter Mann hat mich mitgenommen… Das glauben die Kinder zum Glück.

Wie alt sind die ältesten Kinder, die noch an den Weihnachtsmann glauben?

Ich hatte mal eines, das war so zehn, elf. Man ist manchmal bis zu sechs Jahre in einer Familie. Die meisten Eltern bestellen den Weihnachtsmann zum ersten Mal, wenn die Kinder so drei, vier Jahre alt sind. Mit sechs, sieben fangen die ersten dann an zu zweifeln. Dann sind oft die jüngeren Geschwister aber gerade im richtigen Alter. In einer Familie war ich über zehn Jahre, weil irgendwie jedes Jahr ein Kind dazu kam.

Spielen die großen Geschwister dann mit?

Ja. Die Eltern teilen mir vorher mit: „Achtung! Jonas glaubt nicht mehr an den Weihnachtsmann, hält aber dicht.“ Hinterher gibt es dann eine E-Mail: „Jonas glaubt wieder an den Weihnachtsmann“. Das ist dann auch immer schön zu hören.

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